: Gabriele Popma
: Umwege zum Glück
: tolino media
: 9783739368610
: 1
: CHF 3.30
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 508
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Hals über Kopf verliebt sich die Studentin Corinna in den sympathischen Draufgänger Sandie, doch es ist eine Liebe ohne Zukunft. Als Corinna feststellt, dass sie ein Kind erwartet, hat sie Sandie bereits aus den Augen verloren.

Einige Jahre später: An der Seite des ehrgeizigen Geschäftsmanns Robert führt Corinna ein ruhiges, harmonisches Familienleben. Da kreuzen sich ihre und Sandies Pfade erneut.

Zu Sandie war das Schicksal weniger freundlich. Der ehemalige Charmeur sitzt seit einem Unfall im Rollstuhl und hat sich zu einem bitteren Zyniker entwickelt, der jeglichen Lebensmut verloren hat.

Als Corinna eine Entscheidung trifft, deren Konsequenzen sie nicht einschätzen kann, gerät ihr Leben komplett aus den Fugen.

Und wieder muss sie sich entscheiden ...

Gabriele Popma ist Jahrgang 1963 und als wissenschaftliche Bibliothekarin ein alter Hase im Büchergeschäft. Bereits 1996 veröffentlichte sie ihren ersten Roman. Nachdem ihre erwachsenen Kinder ausgeflogen waren, arbeitet sie nun wieder als Autorin. Mit ihrem niederländischen Mann lebt sie im südlichen Bayern und liebt neben dem Schreiben ihren Garten, große Stickbilder, die sie aus Zeitmangel nie beenden wird, und ihr altes Akkordeon.

1


 

Es war ein wunderschöner warmer Tag Ende Mai. Auf dem winzigen Balkon im dritten Stock des Appartementhauses saßen zwei Mädchen auf bequemen Campingstühlen und ließen sich von der Sonne bräunen. Beide steckten die Nase in ein Buch, die Lektüre unterschied sich jedoch deutlich. Während Astrid einen spannenden Roman las, versuchte Corinna, sich die Anwendung des spanischen Gerundiums einzuprägen. Schließlich legte sie das Lehrbuch zur Seite und nahm einen großen Schluck aus dem Limonadeglas, das neben ihr stand.

»Eigentlich haben wir es doch gut, oder?«

»Hmm.«

»Ich meine, genauso gut könnte ich jetzt in einem überfüllten Studentenwohnheim sitzen und vergeblich versuchen, mich zu konzentrieren, während meine Kommilitonen eine rauschende Fete feiern.«

Astrid sah von ihrem Buch hoch. »Interpretiere ich dich also richtig, dass es dir bei mir gefällt?«

»Ich finde es prima.« Corinna grinste sie an. Astrid war vor fünf Jahren nach München gezogen und hatte nun die jüngere Schwester für die Zeit ihres Studiums bei sich aufgenommen. Seit sieben Monaten wohnten sie zusammen und bisher lief das Experiment hervorragend. Die Großstadt hatte Corinna voll in ihren Bann gezogen und obwohl sie in einem kleinen Dorf aufgewachsen war, wusste sie sich hier gut zu behaupten.

»Prima, ja? Holst du mir dann auch etwas zu trinken?«

»Ja, klar.« Gut gelaunt sprang Corinna hoch. »Was magst du denn?«

»Sieh doch mal nach, ob du noch eine Cola auftreiben kannst.«

Das junge Mädchen trat in die gemeinsame Wohnung. Eigenartig, wie gut sie sich inzwischen mit Astrid verstand. In ihrer Jugend war das ganz anders gewesen, allerdings war das bei einem Altersunterschied von sechs Jahren auch nicht weiter verwunderlich.

»Hier, die Letzte.« Corinna stellte ein großes Glas vor Astrid hin. »Ich fürchte, wir müssen mal wieder unsere Ersparnisse angreifen und einkaufen gehen.«

»Welche Ersparnisse denn?« Astrid gluckste. »Haben wir welche?«

»Nein.« Corinna seufzte. »Wir leben wirklich über unsere Verhältnisse. Zumindest ich.«

»Ach lass nur, Papa kann das schon verkraften. Was willst du denn? Du rauchst nicht, trinkst nicht, hängst nicht in zweifelhaften Lokalen herum, und hungern sollst du ja wohl nicht.«

»Trotzdem. Papa ist so großzügig und nie habe ich am Monatsende noch Geld übrig.«

»Du kommst wenigstens damit aus. Bei mir ist am Ende vom Geld meistens noch furchtbar viel Monat übrig.« Astrid lachte, während Corinna ein Gesicht zog. »Ja, ich weiß, der Witz hat einen Bart, aber ganz ehrlich, ich bin über den monatlichen Mietzuschuss, den mir unser alter Herr für dich zahlt, ziemlich froh.«

»Aha, jetzt kommt es an den Tag. Ich darf nicht hier wohnen, weil ich deine geliebte kleine Schwester bin, sondern weil Papa dir die Hälfte der Miete dafür zahlt.«

»Klar, weshalb sonst?« Astrid blinzelte Corinna vergnügt an, wurde dann jedoch ernst. »Sich die Wohnung mit jemandem zu teilen, bedeutet natürlich eine große Ersparnis, gerade weil hier mitten in München die Preise nicht von Pappe sind. Aber wenn man sich nicht richtig gut versteht, kann das Zusammenwohnen zur Qual werden. Ich muss zugeben, dass ich anfangs Bedenken hatte, als die Eltern vorschlugen, dass du bei mir einziehst. Schau nicht so beleidigt, Corrie. Wie du selbst vorhin festgestellt hast, haben wir es doch ganz gemütlich hier. Und ich finde, wir haben uns re