1. Kapitel
»Kommst du nachher noch mit, was trinken?«
Meine beste Freundin und Kollegin Eleni beugt sich über den Tresen und lässt eine bonbonrosa Kaugummiblase platzen. Ich schüttele den Kopf und befülle weiter die Zuckerstreuer. Mein Blick geht zum hundertsten Mal in den letzten dreißig Minuten zur Wanduhr über der Tür des Diners. Viertel vor zehn. Noch fünfundvierzig Minuten bis zum Feierabend.
»Ach, Spielverderberin.«
»Ich bin müde, Eleni. Und morgen muss ich früh raus.«
»Na und? Wir sind nur einmal dreiundzwanzig. Und in drei Wochen bist du schon vierundzwanzig, schwupps, bist du dreißig und hast nicht gelebt.«
»Tisch 14.« Ich bin nicht nur eine Spielverderberin, sondern auch Schichtleiterin in »Jimmy’s Diner« in Williamsburg. In Sichtweite von Manhattan und doch Welten davon entfernt. Und als Schichtleiterin muss ich Eleni hin und wieder darauf hinweisen, wenn sie Gäste in ihrem Bereich übersieht. Das macht sie nicht mit Absicht. Sie quatscht einfach gerne.
»Herrje.« Eleni verdreht die Augen, wirft die blonde Lockenmähne über die Schulter und marschiert in ihrer knappen Uniform zu Tisch 14, an dem drei Typen mit Schlapphüten und Cordhosen Platz genommen haben. Typische Einwohner von Williamsburg also. Möchtegern-Künstler ohne Sinn für Ästhetik.
Ich schraube die Zuckerspender zu und drehe mit der Kaffeekanne die übliche Runde durch den Raum. Um diese Tageszeit ist nicht viel los, und darüber bin ich froh. Meine Füße schmerzen. Ich sehne mich nach meinem Bett. Noch fünfunddreißig Minuten.
Die Tür geht auf, die Glöckchen tanzen wild, und zwei weitere Gäste betreten das Diner. Ich begrüße sie und schaue mich nach Eleni um. Die neuen Gäste setzen sich in eine der Nischen und legen die dicken Schals und Mützen ab. Draußen herrscht der New Yorker Winter mit Schnee und Eiseskälte.
Und ich kann gerade nur darüber nachdenken, was das für meine Heizkosten und damit für mein Konto bedeutet.
Weil Eleni mit den Jungs von Tisch 14 flirtet – wahrscheinlich müssen die drei später mit ihr um die Häuser ziehen –, zücke ich meinen Block, schnappe mir zwei Speisekarten und kümmere mich um ihre anderen Gäste.
»Guten Abend und willkommen in ›Jimmy’s Diner‹.« Ich lächle die beiden Männer tapfer an. Der eine starrt nur auf sein Smartphone, aber der andere blickt zu mir auf und …holy shit, was für wahnsinnig braune Augen!
Ich starre ihn an. Er schaut zurück, und dann sagt er: »Hi!« Eine Stimme wie der flüssige Kern eines warmen Schokoladentörtchens.
»Hi«, erwi