Drama um die Frauenärztin
Plötzlich stand sie unter Anklage
Von Katrin Kastell
Mit Blaulicht und Sirene bringt der Rettungswagen die hochschwangere Myriam Schneider zur Klinik. Sie droht zu verbluten.
„Sie müssen mir helfen“, bittet Myriam ihre Frauenärztin Justine Wallenburg, die den Transport begleitet. „Falls ich die Geburt überlebe, will ich nie wieder schwanger werden!“ Eine an sich vernünftige Entscheidung, denn Myriam hat bereits sieben Kinder, und das Leben der Schwangeren und ihres ungeborenen Kindes hängen an einem seidenen Faden. Eine weitere Schwangerschaft könnte ihren sicheren Tod bedeuten.
Allerdings hat die Sache einen Haken: Myriams streng gläubiger Mann Noah würde einer Sterilisation niemals zustimmen.
Justine Wallenburg würde ihrer Patientin so gerne helfen, aber heimlich und hinter dem Rücken des Ehemannes?
Als Myriam endlich auf dem OP-Tisch liegt, ringt die Frauenärztin noch immer um eine Entscheidung …
„Heute wird es nicht ganz so spät! Versprochen!“ Dr. Justine Wallenburg gab ihrem Mann einen Kuss und umarmte ihn kurz. Es war halb sieben am Morgen, und sie war auf dem Sprung. Eigentlich war sie immer auf dem Sprung.
„Schatz, bitte, sei heute spätestens um neunzehn Uhr da! Nur heute einmal!“, bat ihr Mann, und als er die Fragezeichen in ihren Augen bemerkte, lächelte er traurig. „Es ist unser zehnter Hochzeitstag, du Liebe meines Lebens. Normalerweise sollen es doch immer die Männer sein, die so etwas vergessen, habe ich gehört. Bei uns ist es definitiv umgekehrt. Vielleicht vergisst einfach immer der, der weniger liebt.“
„Zehn Jahre? Unglaublich! Für mich ist es, als ob du schon immer zu meinem Leben gehört hättest, und ohne dich kann ich es mir nicht vorstellen. Du gehörst dazu, bist der beste und schönste Teil davon.“ Sie gab ihm noch einen Kuss, überhörte seine bittere Bemerkung aber bewusst. Was hätte sie darauf erwidern sollen? Es war seine Sicht der Dinge. „Die Zeit fliegt!“
„An uns vorüb