: Sunil Mann
: Fangschuss Vijay Kumars erster Fall
: Grafit Verlag
: 9783894258047
: 1
: CHF 8.10
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 161
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Vijay Kumar ist dreißig Jahre alt, indischer Abstammung, frischgebackener Privatdetektiv - und schon desillusioniert: Seine erste Auftraggeberin ist eine anstrengende Frau, die ihre Katze vermisst. Indischer Whisky und eine gehörige Portion Selbstironie helfen ihm, aufkommende Zweifel an seiner Berufswahl zu verdrängen. Doch auch sein zweiter Auftrag ist weder lukrativ noch Glanz und Ruhm versprechend: Die junge Ness macht sich Sorgen um ihren Freund, den Drogendealer Philipp. Lustlos hört sich Vijay in der Szene um und merkt erst, als er über eine Leiche stolpert, dass er längst selbst in Gefahr schwebt. Eine Jagd beginnt durch das noble Zürcher Bankenviertel bis in die Einsamkeit einer Berghütte. Ein indischer Schweizer oder ein Schweizer Inder? Spannend und amüsant spielt Sunil Mann mit Klischees und wurde für sein Krimidebüt prompt mit dem Zürcher Krimipreis belohnt.

Sunil Mann wurde als Sohn indischer Einwanderer im Berner Oberland geboren. Nach der Matur schrieb er sich in Z?rich f?r Psychologie und Germanistik ein. Beide Studien brach er erfolgreich ab. Zurzeit ist er als Flugbegleiter t?tig, ein Job, der ihm gen?gend Zeit zum Schreiben l?sst. F?r seine Kurzgeschichten hat er bereits zahlreiche Preise gewonnen. F?r sein Romandeb?t 'Fangschuss' wurde er mit dem 'Z?rcher Krimipreis' ausgezeichnet.

Dienstag

Das Telefon schrillte ohrenbetäubend. Schlaftrunken blickte ich auf den Wecker. Sieben Uhr zweiunddreißig. Damit konnte ich überhaupt nichts anfangen. Meine Zeitrechnung begann frühestens um zehn. Ich zog das Kissen über den Kopf und verfluchte den Rufton, den ich endlich geändert hatte. Das frühere Summen hätte mich kaum geweckt. Aber ich wollte ja unbedingt ein detektivgerecht läutendes Telefon. Selber schuld. Das Klingeln verstummte, und einen Moment lang herrschte wohltuende Stille. Schon schlummerte ich wieder ein, als das Schrillen erneut begann. Entnervt schlug ich die Decke zurück.

»Herr Kummer, endlich!« Babsis jammernde Stimme bohrte sich in mein Ohr. Sie klang stark erkältet.

»Marie Antoinette ist verschwunden!«

»Aber das weiß ich doch. Deswegen war ich ja gestern bei Ihnen.«

»Nein, Sie verstehen mich falsch. Sie ist weg!« Sie schluchzte.

Es dauerte einen Moment, bis ich begriff. Lüsternes Luder.

»Ich habe die ganze Nacht auf sie gewartet. Die ganze Nacht!«

»Auf mich?«

»Aber nein, auf die Katze natürlich!« Ein unterdrücktes Winseln drang aus dem Hörer.

»Frau Georget. Babsi, ich kann Ihnen versichern, Ihr Fall ist bei mir in den besten Händen.«

Verstohlen schielte ich zu Marie Antoinette hinüber, die immer noch schnarchend auf dem Sofa lag, die einbandagierte Pfote streckte sie dabei weit von sich. Unmöglich konnte ich sie heute schon zurückbringen. Zudem drängte die Suche nach Philipp. Ich musste Prioritäten setzen.

»Gott sei Dank! Haben Sie eine Spur?«

»Ich habe vage Hinweise, die ich verfolge. Ich werde Sie bald Näheres wissen lassen«, flunkerte ich.

»Ich singe die ganze Zeit Schutzmantras, damit Marie Antoinette nichts zustößt.Om navah shivaya, om, om, oooooooooohmmm…«

Ich legte das Telefon auf die Tischplatte und ging in die Küche, um Kaffee aufzusetzen. Als ich zum Tisch zurückkehrte, plärrte der monotone Singsang immer noch aus der Muschel. Ich hielt das Handy ans Ohr. »Sind Sie fertig?«

»Das nützt, glauben Sie mir.«

»Das werden wir sehen, wenn ich diesen chinesischen Schnellimbiss besucht habe.«

Ein abgewürgter Laut war zu hören, und ich beendete den Anruf. Ich goss mir eine Tasse Kaffee ein und pfiff gut gelaunt vor mich hin. Plötzlich hörte ich vom Sofa her ein widerwilliges Miauen. Ich drehte mich um und blickte in Marie Antoinettes zerknittertes Katzengesicht. Sie wankte vom Sofa und blieb dann stehen, mit Schlagseite wie ein kenternder Kahn. Ich stellte ihr eine Schüssel mit Wasser hin, über die sie sich gierig schlabbernd hermachte, und pfiff abs