: Cornelia Härtl
: Tod auf Föhr Ein Nordseekrimi
: dp Verlag
: 9783987780677
: Ein Nordseekrimi-Reihe
: 1
: CHF 4.80
:
: Erzählende Literatur
: German

Mit der Flut kommt der Tod…
Der Nordsee-Krimi für fesselnde Lesestunden

Nach einem beruflichen Tiefschlag kehrt Kari Lürsen in ihre Heimat Föhr zurück, um in der Kate ihres verstorbenen Großvaters Ruhe zu finden. Doch kaum auf der Nordseeinsel angekommen, wird sie mit dem Selbstmord ihrer ehemaligen Schulfreundin Wiebke konfrontiert. Kari kann sich auf den plötzlichen Suizid ihrer Freundin keinen Reim machen. Auch der Abschiedsbrief, den Wiebke hinterlassen hat, kommt ihr komisch vor. Wieso hätte ihre Freundin sich umbringen sollen? Um Licht ins Dunkel zu bringen, stellt Kari eigene Nachforschungen an, was sie in die tiefsten Geheimnisse und Abgründe der Inselbewohner blicken lässt…

E ste Leser:innenstimmen
„Packend erzählter Kriminalroman mit durchausüberraschenden Wendungen.“
„Mich konnten vor allem die dichte Atmosphäre und die clevere Ermittlerarbeitüberzeuge !“
„düster, mysteriös und höchstspannend“„Ich liebe sowohl Insel- und Küstenkrimis als auch den Schreibstil von Cornelia Härtl– daher ein Must Read!“



Cornelia Härtl stammt aus Süddeutschland. Neben Fachartikeln und Kurzgeschichten schreibt sie Sozialkrimis sowie Cosy Crime. Unter anderen Namen veröffentlicht sie heitere Unterhaltungsromane, Mystery und Erotik. Sieist verheiratet und lebt südlich von Frankfurt.

Kapitel 7


Dienstag 15. Februar

In dieser Nacht schlief Kari tief und fest. Als ihr Wecker klingelte, fühlte sie sich erholt. Lediglich ein stumpfer Druck hinter der Stirn mahnte sie, zukünftig weniger Alkohol zu trinken. Auch diesen Tag startete sie mit einer Joggingrunde. Wieder fiel ihr der Mann mit dem Hund auf. Beide standen am Strand und blickten gedankenverloren aufs Meer hinaus. Die See war heute dunkel, wild bewegte Wellen trugen schmutzigweiße Gischtkronen und schleuderten sie an den Strand. Am Himmel jagte der Wind graue Wolken, hob an Land Haare, Jacken und Mäntel der Menschen an und fegte nachlässig gebundene Schals oder locker sitzende Mützen von den Köpfen der morgendlichen Spaziergänger. Ein Kitesurfer nutzte das Wetter und preschte durch die See. Hob ab und segelte sekundenlang durch die Luft, um jedes Mal wieder sicher aufzusetzen. Kari bewunderte die Körperbeherrschung des Mannes und fröstelte gleichzeitig bei der Vorstellung, jetzt im Wasser zu sein. Nach ihrer Runde frühstückte sie, danach ging sie ins Nachbarhaus. Jette Beckum hatte sie am Vortag nicht erreicht. Heute öffnete sich ihr schon beim ersten Klopfen die Tür.

»Nanu, Lütte, du hier?«, rief sie bei Karis Anblick aus. Kari musste schmunzeln bei der Anrede. Jette war etwas kleiner als Kari, sehnig und schlank. Ihr schlohweißes Haar bildete einen lebhaften Kontrast zum sommers wie winters braun gebrannten Gesicht und den dunkelblauen, wachen Augen. Ihre Familie stammte aus Brandenburg, sie selbst lebte seit ihrem fünfzehnten Lebensjahr auf Föhr und war schon immer Heins Nachbarin gewesen. Zuerst mit ihren Eltern, dann alleine. Ihr Händedruck war fest und sie zog Kari regelrecht in ihr kleines Haus. »Machst du Urlaub?«

Kari bejahte und erklärte, sie wisse noch nicht genau, wie lange sie bleibe. Den angebotenen Tee nahm sie an und erfuhr im Gespräch mit der Nachbarin die Neuigkeiten aus dem Ort. Bald war sie informiert über Geschäftsaufgaben, Neuankömmlinge, geplante Hochzeiten und Kinder, die erwartet wurden. Denn Jette saß an der Quelle. Sie hatte jahrelang Post ausgetragen, kannte so ziemlich jeden und jede auf der Insel und schien einen guten Draht zu ihren Nachfolgern zu haben.

»Das mit Wiebke tut mir leid. Ihr beide wart ja befreundet«, sagte sie schließlich. Auch sie konnte sich nicht erklären, warum die sich das Leben genommen hatte. »Wo sie doch beiBlumen-Astrid in Wyk einsteigen wollte.«

Blumen-Astrid hieß der Laden nur im Volksmund. Offiziell stand »Becker Floristik« über dem Geschäft. Kari horchte auf. Schon Bent hatte von beruflichen Plänen der Toten gesprochen, aber nichts Näheres dazu sagen können. Blumen jedoch, das passte zu Wiebke. Sie hatte Pflanzen geliebt und es immer bedauert, dass die Familie nach dem Umzug nach Wyk keinen eigenen Garten mehr hatte.

»Woher weißt du das?«, fragte sie. Jette zuckte mit den Schultern, ein bisschen verlegen, wie es schien. »Astrid hat es vor einiger Zeit mal erwähnt. Danach habe ich nichts mehr davon gehört.«

Kari verabschiedete sich eine halbe Stunde später. Sie hatte Jette lang und breit Auskunft über ihre – erfundene – berufliche Tätigkeit bei der Verwaltung der Berliner Polizei und ihr in Wirklichkeit nicht vorhandenes Privatleben gegeben. Außerdem hatte sie versprochen, die Tage mal zum Abendessen zu kommen. »Es bleibt aber alles beim Alten«, sagte sie, bevor sie ging. »Ich will, dass du die Schlüssel behältst und ein Auge auf die Kate hast, wenn ich nicht da bin. Ach ja – nicht du solltest mich einladen, sondern ich dich!« Jette winkte ab. Sie war eigen, was das Essen betraf, betrat niemals ein Restaurant und war bekannt dafür, sogar zu Feiern ihre Tupperdosen mit Selbstgekochtem mitzubringen.

»Ein anderes Mal«, erwiderte sie. Es war ihre Standardantwort. Sie winkte Kari nach, als diese dav