: Antonia Richter
: Ich sehe, was du tust
: dp Verlag
: 9783987780400
: 1
: CHF 4.80
:
: Erzählende Literatur
: German

Das Böse ist viel näher, als du denkst
Ein düster-beklemmender Suspense-Thriller mit Gänsehautgarantie

Hazel Karelius ist seit dem Tod ihrer Mutter nicht mehr dieselbe. Albträume und Migräneattacken quälen sie, und sie fühlt sich dem ständigen Neid und Konkurrenzdruck in ihrem Traumjob schutzlos ausgeliefert. Plötzlich werden ihr bei der Arbeit bedrohliche Botschaften zugespielt, die immer schrecklicher werden. Jeder in ihrem Umfeld beginnt, sich verdächtig zu verhalten und Hazel bekommt es langsam mit der Angst zu tun. Wem kann sie jetzt noch trauen? Die Situation spitzt sich zu, als Hazel sich in ihren privatesten Räumlichkeiten nicht mehr sicher fühlt, denn auch hier kommt es zu unerklärlichen Vorfällen und Hazel beginnt, an sich zu zweifeln. Bildet sie sich das alles womöglich nur ein? Doch dann stößt sie auf grausame Geschenke, die jemand für sie im Haus deponiert hat und dieser Jemand wartet nur auf sie…

 

< >Erste Leser:innenstimmen
„Wendungsreich r Thriller, den ich kaum aus der Hand legen konnte!“
„Die Stalker-Thematik ist zwar nicht neu, wurde hier aber hervorragend und spannend umgesetzt!“
„Flüssig und fesselnd geschriebener Psychothriller in interessantem Theatersetting.“
„Bietet packende Lesestunden und ist Thriller- und Krimi-Fans nur weiterzuempfehlen.“ /p>

Das Schreiben hat im Leben von Antonia Richter neben der Musik immer eine zentrale Rolle eingenommen. Der Wunsch, spannende Geschichten auf Papier zu bannen sowie Leser:innen in die Irre und scheinbar wieder heraus zu führen, bestand heimlich allerdings schon viel länger. Seit Abschluss ihrer Doktorarbeit setzt sie ihn mit großer Freude um und lotet die psychologischen Untiefen ihrer Figuren in verschiedenen Projekten aus.

Kapitel 1


Hazel Karelius musste nur noch dreißig Mal sterben, um endlich frei zu sein.

Zweiunddreißig Mal, um genau zu sein, dachte sie und schob im Fallen eine Hand an ihre Wange, um nicht mit dem Gesicht auf den staubigen Brettern zu landen.

Die Pause, die auf ihren Tod folgte; die absolute Dunkelheit als Kontrast zu der ausgeklügelten Bühnenbeleuchtung, markierte wie immer die Grenze zwischen Illusion und Realität.

Die Stille war beinahe surreal, aber gleich … gleich würde das Publikum den Zauber durchbrechen. In bester Absicht und mit begeistertem Applaus würde es die Leistung der Schauspieler würdigen, und die mit jeder Menge Leidenschaft und Technik erschaffene Traumwelt arglos einreißen.

Nur für wenige Sekundenbruchteile würde das Publikum noch eine gesichtslose Menge bleiben. Das anonyme Schwarz, dem Hazel sich Abend für Abend offenbarte … dem sie ihre ungefilterte Emotion in den dunklen Rachen schleuderte.

Sie erhob sich im Schutz der lichtlosen Bühne und huschte nach hinten zu den anderen. Nur für einen kurzen Augenblick, das war klar, denn der erste Vorhang gebührte der Hauptdarstellerin. Sie war kaum auf der Hinterbühne angelangt, wo die anderen sich eng aneinanderdrückten, als auf der Hauptbühne alle Lichter angingen und zeitgleich der Applaus aufbrandete.

Hazel zählte innerlich bis zehn und lief dann nach vorne. Sie knickste in einer Mischung aus Schauspieler- und Tänzerinnenverbeugung und war im nächsten Moment schon wieder von der Bühne verschwunden. In genau abgesprochener Reihenfolge taten es ihr nun jene Eltern, Lehrer und Schüler gleich, die knapp zwei Stunden lang versucht hatten, denTodeiner Schülerin entweder zu forcieren oder zu verhindern.

Schließlich fanden sich alle hinter der Bühne zusammen, um einander gleich darauf wieder spielerisch nach vorn zu schieben. Spätestens jetzt, als sie alle aus ihren Rollen fielen, um ein wenig des Applauses für sich selbst in Anspruch zu nehmen, platzte die Seifenblase. Abend für Abend.

In dem demonstrativ fröhlichen Gewusel verspürte Hazel plötzlich einen heftigen Stoß in ihrem Rücken. Die anderen hatten nichts bemerkt, nur eine wusste davon. Das war Hazel spätestens dann klar, als Pia sie im letzten Moment vor dem Fall grob an der Schulter zurückriss.

»Vorsicht, Chrissie«, zischte sie in ihrem Nacken, »tu dir nicht weh!«

Hazel reagierte nicht. Natürlich nicht. Sie hätte das auf die Situation schieben können. Selbstverständlich strahlte sie glücklich ins Publikum, als sie sich mit ihren Schauspielkollegen ein letztes Mal für diesen Abend verbeugte. Alles andere wäre absolut deplatziert gewesen. In Wahrheit aber hätte sie auch hinter der Bühne nicht gewusst, wie sie auf diese offene Gemeinheit der Kollegin reagieren sollte.

Ihr einziger Trost konnte in diesem Moment sein, dass die Antwort auf diese unliebsame Frage schon in wenigen Wochen mehr als obsolet sein würde. Zufrieden stellte sie diese Erkenntnis dennoch nicht.

Sosehr sie eben alle noch ein Team gewesen waren, so schnell zerfiel die Gemeinschaft hinter der Bühne in die bekannten Grüppchen und Einzelgänger. Hazel beeilte sich, durch die verschlungenen Katakomben in die große Gemeinschaftsgarderobe zu kommen.

Wer sehen und vor allem gesehen werden wollte, ging hinter der Bühne seitlich hinaus. Mit Sicherheit war Pia gerade hierhin getanzt. Hazel legte auf den ganzen Rummel keinen Wert. Nachdem der Sturm sie in der Rolle erfasst, herumgewirbelt und an die markierte Stelle gespuckt hatte, war sie nach der Vorstellung vielmehr bemüht, wieder in ihr kontrolliertes Ich zurückzufinden. Bebend vor Emotion und mit noch zitternden Knien, gelang ihr das mal besser, mal schlechter. Heute, nach der müßig überspielten Attacke der Kollegin, waren ihre Gedanken überraschend klar.

Wie immer wählte sie den schmalen Gang von der Hinterbühne, um unbemerkt zur Garderobe zu kommen. Auf dem verwinkelten, von Schattengeistern bevölkerten Weg registrierte sie einmal mehr den besonderen pudrigen Duft, den es nur im Theater gab, und der eine Spur Lampenfieber von Generationen von Schauspielern und ein Konzentrat der jahrzehntealten Geschichten in sich trug und der sie schon früh verzaubert hatte. Seit ihrer K