: Caroline Graham
: Ich bin näher, als du denkst
: dp Verlag
: 9783968170879
: 2
: CHF 4.80
:
: Erzählende Literatur
: German

Wer alles hat, hat auch alles zu verlieren ...
Der fesselnde Krimi für Fans von Rachel Caine

Rosa Gilmour, eine erfolgreiche Radiomoderatorin, hat alles wovon man träumen kann: einen guten Job, eine tolle Familie und persönliche Erfüllung. Als sie Drohanrufe von einem Unbekannten erhält, merkt sie allerdings, dass ihr Erfolg die Aufmerksamkeit der falschen Person auf sie gelenkt hat. Der anonyme Anrufer möchte Rosa das Leben zur Hölle machen und schnell wird klar, dass es nicht bei Drohungen bleibt ...

Erste Leserstimmen
'Vor allem zum Ende hin war dieser Romaneinfach nur packend und ich konnte ihn nicht mehr aus der Hand legen!'
'Wer gerne Kriminalromane zum Thema Stalking liest, ist hier bestens aufgehoben.'
'Ich habe dieses Ebook ab dem zweiten Tag sogar während dem Zähne putzen weitergelesen ... So gefesselt war ich.'
'Das Böse wurde von Caroline Graham wirklich gut und authentisch dargestellt ohne klischeehaft zu sein.'

Über die Autorin

Caroline Graham wurde in Warwickshire geboren, hat Theaterwissenschaft in Birmingham studiert und zahlreiche Hörspiele sowie Theaterstücke verfasst. Berühmt wurde sie durch ihre Krimiserie mit Inspector Barnaby, die in England unter dem TitelMidsomer Murders für das Fernsehen verfilmt wurde und zu einer der populärsten britischen Krimiserien avancierte. Mittlerweile hat auch das ZDF mit der Ausstrahlung der Serie begonnen.

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Er hatte lange gebraucht, bis er die Fotos beisammenhatte. Anfangs war er überhaupt nicht wählerisch gewesen. Jedes einigermaßen bekannte Gesicht war ihm recht. Er hatte selbst solche Leute an die Wand geheftet, die allein dafür berühmt waren, berühmt zu sein: Leute wie Bianca Jagger. Aber schon bald hatte sich dieses Verfahren als äußerst unbefriedigend erwiesen. Zum einen waren sie so schwer zugänglich. Bianca Jagger bekam man nie zu sehen. Sie trat weder im Fernsehen noch im Kino auf. Und niemals im Radio. Gelegentlich gab es Fotos von ihr, die sie in einer bestimmten Bar oder Disco im Kreise gänzlich unbekannter Leute zeigten. Deshalb musste Bianca fort.

Er fand ein gewisses Vergnügen daran, sie von der Wand zu nehmen. Diejenigen, die es nicht ganz geschafft hatten. Gewöhnlich riss er ihre Gesichter ganz langsam in zwei Hälften, manchmal verbrannte er sie in einer Untertasse, wobei er beobachtete, wie der Teil eines Lächelns oder eine Korkenzieherlocke zusammen mit einer glänzenden Pupille erst hellbraun, dann schwarz wurde und in graue Flocken zerfiel.

Manchmal dauerte es einige Zeit, bis die leere Stelle wieder gefüllt war. Er hatte keine Eile. Nach und nach gestaltete er die drei Wände genauso, wie er es sich vorgestellt hatte. Die vierte war bis auf einige Regale, auf denen er eine Sammlung äußerst ungewöhnlicher Bücher untergebracht hatte, von der Tür eingenommen. Auf gewisse Weise war die dem Fenster gegenüberliegende Wand die befriedigendste. Sicherlich die glanzvollste. Ein Odeon der Stars. Auf »Odeon« war er stolz.

Er war in einer amerikanischen Zeitschrift darauf gestoßen, und es schien ihm das treffendste Wort für seine glitzernde Pracht zu sein. Jetzt benutzte er es ständig, ohne sich seiner Herkunft zu erinnern. Unbekannte Wörter übten eine starke Anziehung auf ihn aus, deshalb hatte er immer ein kleines Notizbuch für seine »Aufzeichnungen« bei sich. Viele der Fotos waren signiert, einige sogar mit einer Widmung versehen. »Alles Gute, Burt Reynolds«. »Mit den besten Wünschen, Faye Dunaway«. Und sein Name war erwähnt. Sein wirklicher Name, auf den er getauft war. Als er das letzte Mal jemanden in sein Zimmer ließ, hatte sich die Besucherin das Foto von Robert Redford angeschaut (»Für Fenn – mit den besten Wünschen«) und behauptet, die Unterschrift sei lediglich aufgedruckt. Es hatte keinen Zweck, darüber zu streiten. Er wusste, dass es einem einfühlsamen Menschen wie Robert Redford, der für seine Bemühungen um aussterbende Tierarten bekannt war, nicht im Traum einfallen würde, so unaufrichtig zu sein. Das Mädchen hatte nie erfahren, wieso er es später zum Weinen gebracht hatte.

Die zweite Wand war eindeutig von minderer Qualität. Theater- und Fernsehschauspieler, die meisten von dieser Seite des großen Teiches. Ihre Ausstrahlung musste zwangsläufig schwächer sein. Hollywood war nun einmal einzigartig. Da gab es Ian McKellan, dessen kantiges Gesicht und funkelnde dunkle Augen eine mühsam beherrschte, fiebrige Energie verrieten. Fenn bewunderte solche Menschen: Er konnte ihre Gefühle nachvollziehen. Da gab es Schauspieler ausDie Profis undThe Sweeney und Dennis Waterman inMinder. Niemanden aus dem leichteren Genre. Er sah sich nie Komödien an. Hatte er es doch einmal versucht, dann hatte er in einem Zustand höchster Verwirrung das Fernsehen abgeschaltet. Sie schienen immer von Versagern zu handeln. Zwielichtige alte Männer, die sich mühsam durchschlugen, Pläne, die zu nichts führten. Ein junger Amerikaner (Herrgott, wenn er doch die Chancen eines Shelley gehabt hätte) ohne Arbeit. Dumme Frauen, die nicht einmal ein anständiges Essen kochen konnten und sich dann wunderten, wieso sie einsam waren.

Die dritte Wand war den Persönlichkeiten vorbehalten. Mit anderen Worten, Leuten ohne besondere Fähigkeiten oder