: Carolin Grahl
: Aufbruch in ein neues Glück Chefarzt Dr. Norden 1254 - Arztroman
: Martin Kelter Verlag
: 9783989364462
: Chefarzt Dr. Norden
: 1
: CHF 2.00
:
: Erzählende Literatur
: German
: 100
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Jenny Behnisch, die Leiterin der gleichnamigen Klinik, kann einfach nicht mehr. Sie weiß, dass nur einer berufen ist, die Klinik in Zukunft mit seinem umfassenden, exzellenten Wissen zu lenken: Dr. Daniel Norden! So kommt eine neue große Herausforderung auf den sympathischen, begnadeten Mediziner zu. Das Gute an dieser neuen Entwicklung: Dr. Nordens eigene, bestens etablierte Praxis kann ab sofort Sohn Dr. Danny Norden in Eigenregie weiterführen. Die Familie Norden startet in eine neue Epoche! »Du fehlst mir, Marianne. Du fehlst mir so sehr. Warum musstest du sterben? Warum ausgerechnet du?« In tiefer Verzweiflung blickte Bert Paulsen auf das Foto, das auf dem Beistelltisch neben seinem Krankenbett stand. Es zeigte eine junge Frau mit ebenmäßigen, zarten Gesichtszügen und langen blonden Locken, die ihr bis über die Schultern reichten. Ihre blauen Augen schauten sanft und liebevoll in die Welt, und sie lächelte. Einen winzigen Moment lang glaubte Bert Paulsen, Mariannes Lippen würden sich bewegen, als wollte sie zu ihm sprechen, doch dann wischte er mit dem Handrücken über seine Augen und wandte sich ab. Fing er nun schon an, Dinge zu sehen, die nicht sein konnten? War er im Begriff verrückt zu werden? Oder trübte sich nur sein Blick, weil er unentwegt auf Mariannes Foto starrte? Bert Paulsen schloss seine Augen, um ihnen ein wenig Erholung zu gönnen, doch Erholung für seine Seele fand er nicht. Stattdessen liefen in seiner Erinnerung wieder einmal die letzten glücklichen Minuten vor dem schrecklichen Unfall ab, der Marianne das Leben gekostet hatte, und erfüllten ihn mit schmerzlicher Wehmut: Ein gut gelaunter Bert Paulsen saß vor sich hin summend am Steuer seines weißen Cabrios, Marianne auf dem Beifahrersitz. Sie hatte ihre neue blau verspiegelte Sonnenbrille mit den strassglitzernden Bügeln aufgesetzt und hielt ihr Gesicht in den Fahrtwind. Ihr langes Blondhaar und der himmelblaue Schal flatterten um die Wette. Bert hatte das Gefühl, kaum noch Luft zu bekommen. Marianne und er waren auf halber Strecke unterwegs in Richtung Bodensee gewesen, wo sie ein gemeinsames Wochenende verbringen wollten. Sie hatten sich schon seit Monaten auf die freien Tage gefreut, die nur ihnen beiden gehören und nur von Glück und Liebe erfüllt sein sollten. Stattdessen war kurz darauf der Frontalzusammenstoß erfolgt. Bert schüttelte gequält den Kopf.

Carolin Grahl ist eine erfahrene Serienschriftstellerin, die schon in verschiedenen Romangenres tätig gewesen ist. Serien wie Der Sendlinger und Gut Waldeck tragen die unverwechselbare Handschrift der am Bodensee ansässigen Autorin. Mit der seit kurzem von uns veröffentlichten Originalserie Der junge Norden hat sie ihre schriftstellerische Meisterschaft einmal mehr unter Beweis gestellt. Der spanische Wurzeln tragende Alexander Norden, ein Neffe des berühmten Dr. Daniel Norden, wird in München Medizinstudent, von seinem Onkel aufmerksam beobachtet. Das aufregende Studentenleben des sehr und vielseitig begabten Alexander wird von Carolin Grahl auf einzigartige, spannende Weise geschildert.

»Du fehlst mir, Marianne. Du fehlst mir so sehr. Warum musstest du sterben? Warum ausgerechnet du?« In tiefer Verzweiflung blickte Bert Paulsen auf das Foto, das auf dem Beistelltisch neben seinem Krankenbett stand. Es zeigte eine junge Frau mit ebenmäßigen, zarten Gesichtszügen und langen blonden Locken, die ihr bis über die Schultern reichten. Ihre blauen Augen schauten sanft und liebevoll in die Welt, und sie lächelte.

Einen winzigen Moment lang glaubte Bert Paulsen, Mariannes Lippen würden sich bewegen, als wollte sie zu ihm sprechen, doch dann wischte er mit dem Handrücken über seine Augen und wandte sich ab.

Fing er nun schon an, Dinge zu sehen, die nicht sein konnten? War er im Begriff verrückt zu werden? Oder trübte sich nur sein Blick, weil er unentwegt auf Mariannes Foto starrte?

Bert Paulsen schloss seine Augen, um ihnen ein wenig Erholung zu gönnen, doch Erholung für seine Seele fand er nicht.

Stattdessen liefen in seiner Erinnerung wieder einmal die letzten glücklichen Minuten vor dem schrecklichen Unfall ab, der Marianne das Leben gekostet hatte, und erfüllten ihn mit schmerzlicher Wehmut: Ein gut gelaunter Bert Paulsen saß vor sich hin summend am Steuer seines weißen Cabrios, Marianne auf dem Beifahrersitz. Sie hatte ihre neue blau verspiegelte Sonnenbrille mit den strassglitzernden Bügeln aufgesetzt und hielt ihr Gesicht in den Fahrtwind. Ihr langes Blondhaar und der himmelblaue Schal flatterten um die Wette.

Bert hatte das Gefühl, kaum noch Luft zu bekommen.

Marianne und er waren auf halber Strecke unterwegs in Richtung Bodensee gewesen, wo sie ein gemeinsames Wochenende verbringen wollten. Sie hatten sich schon seit Monaten auf die freien Tage gefreut, die nur ihnen beiden gehören und nur von Glück und Liebe erfüllt sein sollten.

Stattdessen war kurz darauf der Frontalzusammenstoß erfolgt.

Bert schüttelte gequält den Kopf. Wenn er geahnt hätte, wie sehr dieser Kurztrip an den Bodensee sein Leben verändern und alle seine Träume zerstören würde …

Das Klopfen an der Tür seines Krankenzimmers riss Bert in die Wirklichkeit zurück. Ein kurzer Blick auf seine Armbanduhr sagte ihm, dass es Zeit für die ärztliche Visite war.

Prompt öffnete sich die Tür, und Dr. Norden trat ein. »Guten Morgen Herr Dr. Paulsen«, grüßte er freundlich. »Wie geht es Ihnen?«

»Besser«, antwortete Bert. »Zumindest körperlich. Ich bin Ihnen für den Rest meines Lebens zu Dank verpflichtet, Herr Dr. Norden, weil es Ihnen und Ihrem OP-Team gelungen ist, mein Bein zu retten. Ich hatte wirklich Glück im Unglück, dass ich nach dem schrecklichen Unfall ausgerechnet in die Behnisch-Klinik eingeliefert wurde. Eine kompetentere und liebevollere Versorgung als in Ihrer Klinik hätte ich nirgends bekommen können.«

»Danke für so viel Lob. Ich werde es an meine Ärztekollegen weitergeben«, freute sich Dr. Norden, während er vorsichtig auf dem Fußende von Bert Paulsens Bett Platz nahm. Er nickte Bert aufmunternd zu, ließ sich von dem jungen Assistenzarzt, der ihn begleitete, Berts Patientenakte geben und öffnete sie. »Ich habe Ihnen Ihre jüngsten Röntgenaufnahmen mitgebracht, Herr Dr. Paulsen«, begann er. »Und ich muss sagen, sie sind sehr erfreulich. Die Schrauben in Ihrem Bein wachsen gut in den Knochen ein, und die Heilung schreitet zügig voran. Gottlob bildet sich auch der Abszess an Ihrer Hüfte allmählich zurück, sodass das künstliche Hüftgelenk, das wir Ihnen einsetzen mussten, nicht wieder entfernt werden muss. Alles in allem ein Untersuchungsergebnis, zu dem ich Ihnen nur gratulieren kann.«

Bert betrachtete eingehend die Röntgenaufnahmen, die Dr. Norden ihm zeigte. »Leider kann ich mit Röntgenbildern nicht allzu viel anfangen«, stellte er nach einer Weile schulterzuckend fest. »Meine Welt sind nun einmal eher Ölbilder und Aquarelle.«

»Was für einen Dozenten der Kunstgeschichte auch völlig normal ist«, lachte Dr. Norden.

Bert Paulsen versuchte, in Dr. Nordens Lachen einstimmen, doch stattdessen verzogen sich seine Lippen nur zu einer bitteren Grimasse. »In absehbarer Zeit werde ich dank Ihrer ärztlichen Kunst mein altes Leben wieder aufnehmen. Ich werde wieder in einem Hörsaal der Münchner Universität vor meinen Studenten stehen, ich werde Forschungsreisen machen und Bücher und Fachartikel veröffentlichen … Und doch ist nichts mehr so, wie es war. Dass meine Frau … dass Marianne bei diesem furchtbaren Unfall den Tod fand, dass für sie jede Hilfe zu spät kam …«

Unwillkürlich griff Dr. Norden beruhigend nach Berts Hand. »Das ist in der Tat tragisch«, stimmte er zu. »Aber das Leben geht weiter und wird sich Ihnen früher oder später auch wieder von einer angenehmeren und glücklicheren Seite zeigen. So hart und abgedroschen das für Sie im Moment auch klingen mag. Und dass Ihre Frau noch im Tod ein anderes Leben gerettet hat, ist doch mit Sicherheit ein tröstlicher Gedanke für Sie, Herr Dr. Paulsen.«

Bert nickte pflichtschuldigst, obwohl alles in ihm sich gegen die Vorstellung sträubte, dass Mariannes Herz nun in der Brust eines anderen Menschen weiter schlug.

»Ich hatte keine Ahnung, dass Marianne einen Organspenderausweis bei sich trug«, sagte er. »Wir haben über solche Dinge nie gesprochen. Was im Grunde ja nicht weiter verwunderlich ist. Ich bin 34 Jahre alt, Marianne ist … war vier Jahre jünger als ich, also 3