Prolog
Oder jenseits der Gerechtigkeit
Ich werde es Ihnen erklären.
Ich muss mich nicht rechtfertigen. Ich würde es jeden Tag wieder so tun. Jeder, der bei Verstand ist, hätte gehandelt wie ich. Alles, was ich getan habe, beruht auf nüchterner Überlegung.
Also:
Eine Frau berührte mich. Sie seufzte, rieb ihren Leib brünstig an meinem, ihre Brüste an meiner Wange. Ich spürte es, so wie ich jetzt meinen rechten Handballen über das Papier rucken spüre beim Schreiben.
»Wach auf!«
Keine Brüste mehr. Nur ein kalter Luftzug. Ich brachte ein Auge auf, sah eine Hand über meinem Gesicht. Der Fingernagel am kleinen Finger eunuchenhaft lang und zu einer Kralle gebogen.
Ein Trugbild. Ich schloss mein Auge.
Und wieder fühlte ich diese wunderschönen Brüste an meinem Gesicht, an meiner Haut. Die Warzen richteten sich auf. Sie strömten einen betörenden Duft aus, nach Schweiß und Honig. Ich wollte sie küssen, sie in mich aufnehmen, die Frau umarmen. Aber sie kicherte und hielt meine Hände fest.
»Komm, Liebste«, hörte ich mich sagen. Ich hatte mich noch nie getraut, so zu einer Frau zu sprechen. Ich habe nicht sehr viel Erfahrung mit Frauen. Ich fühlte mich frei von aller Last.
»Du Schlingelchen, du schlimmes, sei still …«
Still sollte ich sein. Die Hände hielt sie mir fest. Ich hätte sie so gern umarmt.
»Du bist mir einer! Pennst mir glatt weg!«
Das war nicht ihre Stimme. Das war eine trockene blecherne Stimme, die Stimme eines Automaten.
Ich sah in ein verschrumpeltes Kindergesicht, auf dem sich dürre Büschel fetter Haare sträubten.
»Hast du auch ’ne Frau umgebracht, Kumpel?«
»Wieso soll ich eine Frau umgebracht haben?«, fragte ich und wollte fort von diesen Augen, die mich anstarr