: Amy Taylor
: Wenn der letzte Vorhang fällt Chefarzt Dr. Norden 1196 - Arztroman
: Martin Kelter Verlag
: 9783740983185
: Chefarzt Dr. Norden
: 1
: CHF 1.60
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: Erzählende Literatur
: German
: 100
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Jenny Behnisch, die Leiterin der gleichnamigen Klinik, kann einfach nicht mehr. Sie weiß, dass nur einer berufen ist, die Klinik in Zukunft mit seinem umfassenden, exzellenten Wissen zu lenken: Dr. Daniel Norden! So kommt eine neue große Herausforderung auf den sympathischen, begnadeten Mediziner zu. Das Gute an dieser neuen Entwicklung: Dr. Nordens eigene, bestens etablierte Praxis kann ab sofort Sohn Dr. Danny Norden in Eigenregie weiterführen. Die Familie Norden startet in eine neue Epoche! Fee und Daniel besuchen die Premiere eines Musicals. Kurz vor Beginn der Vorstellung wird nach einem Arzt gefragt. Die beiden werden zum Hauptdarsteller Thomas Bormann in dessen Garderobe geführt. Er liegt ohnmächtig am Boden. Daniel und Fee erkennen den Ernst der Situation und vermuten einen Schlaganfall. Sie veranlassen den Transport in die Klinik. Auf der Bühne muss die Zweitbesetzung einspringen. Im Krankenhaus gestaltet sich der Fall dramatisch. Und Valentina Roberts, die weibliche Hauptdarstellerin des Musicals, fühlt sich hin und her gerissen. Sie ist mit Udo Krugmann, der für Thomas auf der Bühne einspringt, liiert und heimlich in Thomas verliebt. Für alle Beteiligten beginnt eine nervenaufreibende Zerreißprobe ...

»Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass unser Theaterabend wirklich klappt. Es hätte auch, wie so oft, etwas dazwischen kommen können. Ein Notfall in der Klinik zum Beispiel. Es hätte mich nicht gewundert.« Dr. Daniel Norden strahlte seine Frau Felicitas bewundernd an. »Du siehst übrigens bezaubernd aus in diesem Kleid.«

»Du kannst dich aber auch sehen lassen in deinem neuen Anzug«, gab sie zurück. »Hast du die Tickets? Nicht dass wir im Theater draußen vor der Tür bleiben müssen«, neckte sie ihn.

»Liebling, das ist jetzt schon so viele Jahre her, dass mir das passiert ist. Langsam ist es auch mal gut, du musst mich nicht immer damit aufziehen. Gib mir lieber noch einen Kuss, bevor du den Lippenstift aufträgst.«

»Ach Gott, der Lippenstift«, rief sie aufgeregt. »Moment!«, und schon war sie weg. Den Kuss hatte sie vergessen, stellte Daniel enttäuscht fest. Sie eilte ins Schlafzimmer an ihren Schminktisch und ließ den schmunzelnden Daniel zurück. Es war schon lange her, dass sie zusammen etwas unternommen hatten. Einen Theaterabend hatten sie sich zuletzt vor etlichen Jahren gegönnt. Er hatte als Leiter der Behnisch-Klinik kaum einen freien Abend,å und Felicitas, von allen Fee genannt, ging es ganz ähnlich. Sie war die Leiterin der Pädiatrie an derselben Klinik, und als ob das noch nicht genug wäre, kümmerte sie sich auch noch mit vollem Einsatz und mit viel Liebe um ihre Familie. Fünf Kinder hatten sie zusammen großgezogen, und obwohl schon längst nicht mehr alle zuhause wohnten, so stand Fee ständig mit jedem einzelnen von ihnen in Verbindung. Im Zweifelsfall hätte Daniel nicht entscheiden können, welches Gefühl für seine Frau stärker war: sein Stolz, seit Jahrzehnten eine so wunderbare und tatkräftige Frau an seiner Seite zu haben oder die grenzenlose Liebe, die er auch nach den langen Ehejahren immer noch unvermindert für sie empfand. Als er dann erfuhr, dass in einem bedeutenden Theater in München das Lieblingsmusical seiner Frau gastierte, überlegte er nicht lange und besorgte zwei Tickets für die Premiere. Erste Reihe natürlich. Dass er auch Karten für die anschließende Premierenfeier ergattert hatte, wollte er seiner Frau erst später sagen. Das wäre noch einmal eine Extra-Überraschung für sie gewesen, denn er wusste, wie gerne sie sich mit den Darstellern und Darstellerinnen unterhalten würde. Während er geduldig darauf wartete, dass Fee wieder aus dem Schlafzimmer zurückkam, erinnerte er sich an ihr überraschtes Gesicht, als er ihr zum Hochzeitstag die Theaterkarten überreicht hatte. »Auch noch für die Premiere!«, hatte sie glücklich gerufen. Ihre blauen Augen strahlten. Sie war ihm vor Freude um den Hals gefallen und hatte ihn lange nicht mehr losgelassen. Ihre blonden Kringellocken kitzelten ihn in der Nase, und er bekam kaum Luft, so fest hatte sie ihn gedrückt. Wochenlang sprach sie dann von nichts anderem mehr, so sehr freute sie sich auf die Vorstellung. Aufgeregt erklärte sie ihm so oft die Handlung, bis er sie fast schon auswendig kannte. Obwohl er das klassische Musical noch nie selbst gesehen hatte, hätte er mittlerweile sogar einzelne Songtexte zitieren können. Noch am Abend des Hochzeitstages holte Fee nämlich die Original CD mit der Besetzung der Uraufführung im Jahr 1997 in Wien aus dem CD-Regal und spielte sie seither nahezu jeden Tag. Jedes Mal wies sie ihn dabei auf ihre Lieblingsstellen hin. Jäh wurde er aus seinen Gedanken gerissen, denn Felicitas war endlich von ihrem Schminktisch zurück.

»Trödel nicht so rum«, forderte sie ihn mit einem munteren Lächeln auf, und er gab ihr als Antwort einen kleinen Klaps auf ihren Po.

»Los