: Maria Fischer, Priska Lachmann
: Weil Liebe unbezahlbar ist Die wahre Geschichte einer Prostituierten auf ihrem Weg zu Gott
: Gerth Medien
: 9783961225651
: 1
: CHF 10.80
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: Biographien, Autobiographien
: German
: 224
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Maria Fischers Leben verlief alles andere als geradlinig. Schon im Kindesalter verliert das einst fröhliche 'Schwarzwaldmädel' beide Eltern, wird auf ein katholisches Internat geschickt und wächst später bei seinen strengen Großeltern auf. Schließlich flieht Maria mit ihrer vermeintlich großen Liebe in die Unabhängigkeit nach Amsterdam. Doch ihr Traummann entpuppt sich als gewalttätiger Zuhälter, der sie dazu zwingt, ihren Körper für Geld zu verkaufen. Es folgen turbulente Jahre mit tiefsten Tiefen - bis Maria endlich das findet, wonach sie jahrelang gesucht hatte: bedingungslose Liebe und wahre Freiheit. Fortan kann sie nicht anders, als von diesem Gott zu erzählen, der den wahren Wert und die Würde in jeder Frau sieht. Und der die Macht hat, aus aller Scham und Schuld zu befreien.

Priska Lachmann lebt mit ihrer Familie in Leipzig. Seit ihrem Theologiestudium an der LEE University im US-Bundesstaat Tennessee und an der Universität Leipzig arbeitet sie als Autorin, Bloggerin und freie Redakteurin.

Kapitel 1

Es ist dunkel in dem großen Saal. Nur ein Scheinwerfer ist direkt auf einen großen, schwarzen Tisch in der Mitte der Bühne gerichtet. Ich bin die letzte Künstlerin, die an diesem Abend die Bühne betreten wird. Ich bin das Highlight der Show. Schnell wische ich mir noch einmal über die Nase, damit man keine verräterischen weißen Spuren sehen kann, die eventuell noch von der Koks-Line vorhin hängen geblieben sein könnten. Ohne Drogen würde ich das, was mich nun erwartet, nicht ertragen.

Ich betrete die Bühne. Ein aufgeregtes Johlen, Pfeifen und Klatschen empfängt mich. In der Luft hängt der Geruch von Alkohol und Rauch. Die Stimmung ist aufgeheizt und wartet darauf, sich zu entladen. Ich setze mich lasziv auf den Tisch. In meinen Händen halte ich einen riesengroßen, braunen Teddybären. Dieser Bär wird heute, wie sonst auch, meinen Freund spielen. Er ist mein „Showgefährte“ und dient dazu, den Männern zu zeigen, was sie mit mir machen dürfen, wenn sie nur gut genug bezahlen.

Innerlich bin ich tot, ich schalte meine Gefühle ab in dem Moment, als ich mich auf den Tisch lege, die Musik beginnt und ich mit meiner Show anfange. Ich weiß, wie lasziv ich mich bewegen und wie ich stöhnen muss, damit die Männer im Publikum begeistert sind und nachher Geld bezahlen, um mich im echten Leben zu bekommen und auf solch eine intime Weise berühren zu können. Und das mache ich nur, damit mein Zuhälter, der eigentlich mein Ehemann ist, zufrieden mit mir und meinem Verdienst ist und mich später nicht bestraft. Denn wenn er schlechte Laune hat, dann ist es so schlimm, dass ich sofort sterben möchte. Glücklicherweise bin ich sehr gut in diesem entwürdigenden Geschäft und er verdient so viel mit mir, dass er oft zufrieden ist und mich nicht ständig grausam schlägt und misshandelt.

Ja, das war mein Leben. Schockiert dich das? Ich war auch schockiert, dass ich so ein Leben führen musste. Dabei wollte ich doch Krankenschwester werden. Oder ein Restaurant führen. Ich träumte von der großen Liebe. Ich wollte die große Freiheit erleben. Aber das hier? Das war alles andere als frei sein. Ich war gefangen. Bei meinem Ehemann. In Drogen. In einem Leben, das ich mir nicht mal in meinen Albträumen so hätte vorstellen können. Wie ich dorthin kam? Und wie wieder raus? Das erzähle ich dir.

***

Mein Leben begann beschaulich Anfang der 50er-Jahre in einem hübschen, großen Forsthaus in der Wintererstraße in Freiburg. Wunderschön, mitten im Schwarzwald. Mit Balkonkästen voller roter Pelargonien, gut duftendem, selbst gekochtem Essen wie zum Beispiel Spätzle, Dampfnudeln oder Linsen. Besonders mochte ich, wenn es „Himmel und Erde“ gab. Das ist Kartoffelbrei mit Apfelmus. Dazu gab es oft Blutwurst. Aber auch Leber mit angebratenen Zwiebeln aß ich sehr gerne.

Unser Haus stand direkt am Waldrand auf einem Hang. Wenn meine drei Brüder und ich zur Schule gingen, mussten wir immer den Hang hinunterlaufen. Ich war das Nesthäkchen und die Prinzessin meines Papas. Er konnte mir keinen Wunsch ausschlagen. Das genoss ich sehr. Hinter unserem Haus hatte meine Mama Gemüsebeete angelegt und erntete dort Kartoffeln, Möhren, Kohl, Zwiebeln und alle möglichen anderen Sorten Gemüse. Die Äpfel pflückten wir von unseren Bäumen. Es waren grüne Äpfel, die noch leicht säuerlich schmeckten. Morgens begrüßten mich unsere Hühner, wenn ich wieder mal nachschauen musste, wo sie ihre