: Gaby Hauptmann
: Rückflug zu verschenken Roman
: Piper Verlag
: 9783492950787
: 1
: CHF 8.00
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 304
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
So viel Mut hat Clara sich selbst nicht zugetraut: Eigentlich wollte sie auf Mallorca ja nur günstig Urlaub machen. Nachdenken, was sie ohne Paul und sein Geld anfangen soll. Sie braucht einen Job, ganz klar. Und warum nicht wieder als Innenarchitektin arbeiten, denkt sie spontan, hier sind so viele wundervolle Häuser einzurichten. Unterstützt von ihren neuen Freundinnen Lizzy, Tina, Britta und Kitty, stürzt Clara sich ins Abenteuer - sie ahnt nicht, worauf sie sich da bei ihrem mysteriösen russischen Auftraggeber eingelassen hat ... Gaby Hauptmanns herzerfrischend frecher neuer Roman über ein neues Leben, gute Freundinnen und die Erkenntnis, dass ein Mann doch nicht wie jeder andere ist!

Gaby Hauptmann, geboren 1957 in Trossingen, lebt als freie Journalistin und Autorin in Allensbach am Bodensee. Ihre Romane »Suche impotenten Mann fürs Leben«, »Nur ein toter Mann ist ein guter Mann«, »Die Lüge im Bett«, »Eine Handvoll Männlichkeit«, »Die Meute der Erben«, »Ein Liebhaber zuviel ist noch zuwenig«, »Fünf-Sterne-Kerle inklusive«, »Hengstparade«, »Yachtfieber«, »Ran an den Mann«, »Nicht schon wieder al dente«, »Rückflug zu verschenken«, »Ticket ins Paradies«, »Hängepartie«, »Liebesnöter«, »Zeig mir was Liebe ist«, » Die Italienerin, die das ganze Dorf in ihr Bett einlud« und »Scheidung nie - nur Mord!« sind Bestseller und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und erfolgreich verfilmt. Außerdem erschienen die Erzählungsbände »Frauenhand auf Männerpo« und »Das Glück mit den Männern«, ihr ganz persönliches Buch »Mehr davon. Vom Leben und der Lust am Leben«, das Kinderbuch »Rocky der Racker«, die mehrbändigen Jugendbuchreihen »Alexa, die Amazone« und die »Kaya«-Reiterbücher, sowie »Wo die Engel Weihnachten feiern« und die von ihr herausgegebene Anthologie »Gelegenheit macht Liebe«. Zuletzt erschien »Plötzlich Millionärin - nichts wie weg!«. 2019 moderierte Gaby Hauptmann die Runde 'Talk am See' im SWR, in der sie wöchentlich mit Prominenten und Gästen aus der Region zu aktuellen Themen sprach.

Clara machte sich ein paar Notizen. Einige Händler in Köln und Umgebung und vor allem einen in Berlin hatte sie bereits im Sinn. Die geschmackvollen Einheiten waren nicht die schwierigen, dieseübertriebene Kitschnummer war das eigentliche Problem.

Ihr Handy klingelte, und Britta erzählte ihr, dass Alain ihr vielleicht helfen könne. Seine Freundin kenne sich recht gut aus und sei nun auch an Bord. Clara solle einfach vorbeikommen.

»Einfach ist gut«, sagte Clara.»Wir haben gerade erst den Mini wieder zurückgegeben.«

Britta lachte.»Insgesamt wäre ein Wochenarrangement wahrscheinlich günstiger gewesen.«

»Ich nehme den Bus«, sagte Clara.»Jachthafen Mallorca kann von hier aus ja nicht so schwer sein!«

»Warte mal.« Clara hörte Getuschel, dann war Britta wieder am Handy.»Die Mädels wollen den Abschlussabend mit dir in Arenal verbringen, noch mal so richtig ins Leben! InsOberbayern oder insRiu Palace. Wir brauchen also tatsächlich keinen Wagen mehr.«

Abschiedsabend, dachte Clara und spürte einen Stich. War das möglich, dass die Woche schon rum war?

»Kein Problem«, sagte sie.»Ich erkundige mich nach einem Bus.«

Chantal war eine schlanke, dunkelhaarige Schönheit. Clara war auf den ersten Blick beeindruckt. Sie war kleiner als Clara, wirkte aber so sehnig wie eine Hochseilartistin. Auch ihr Händedruck war fest, und Clara musste fast lachen, wenn sie an die Schwärmereien ihrer Freundinnen dachte. Sie hatten sich gestern noch so ein bisschen an Alains Seite hingeträumt, von einem leichten Leben neben einem gut aussehenden Mann phantasiert, der offensichtlich zu leben verstand. Tja, da hatten sie alle gegen Chantal keine Chance.

Chantal bot ihr an dem Tisch Platz an, wo sie auch gestern schon gesessen hatte. Ihr Deutsch war etwas holpriger als das von Alain, sie mischte französische und englische Brocken hinein, aber es wirkte sehr charmant und nicht unbeholfen.

Clara war fasziniert, auch von ihren schweren nussbraunen Haaren, die ihr voll und glänzend bisüber die Schultern fielen. Chantal strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr, und da fiel Clara noch etwas auf: Sie war ungeschminkt und trug auch keinen Schmuck.

»Alain hat mir schon erzählt, was Ihnen gestern passiert ist«, sagte sie und schüttelte den Kopf.»Ich glaube, darauf müssen wir erst einmal ein Glas Champagner trinken. Oder hätten Sie lieber einen Eau de Vie?«

»Einen Eau de Vie?« Clara lachte hell auf.»Ja, ein Lebenswasser hätte gestern schon gepasst. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass mein Leben in diesen Stunden nicht so sehr viel wert war.«

»Ja, das muss schrecklich gewesen sein.«

»Aber für einen Schnaps ist es mir trotzdem noch zu früh.«

Chantal nickte.»Also Champagner.« Nun lachte sie ebenfalls.»Ist mir auch lieber.«

Julien kam um die Ecke, begrüßte Clara mit Kopfnicken und fragte, ob er zu dem Champagner etwas servieren dürfe, Alex habe etwas vorbereitet.

Chantal schaute kurz fragend zu Clara.

»Von mir aus herzlich gern«, erklärte sie.»Er hat uns ja gestern schon so unglaublich verwöhnt.«

»Ja, das kann er.« Chantal setzte sich bequem zurück.»Alors«, begann sie.»Alain hat mir erzählt, Sie sollen hier einem Russen ein Penthouse einrichten.«

»Ja.« Clara umriss, was sie bisher beruflich getan hatte und was sie nun vorhatte. Ein paar Verbindungen hatte sie ja noch.»Edel, fein und teuer – das ist für mich kein Problem. Aber mir fehlen diese mächtigen Teile mit viel Gold, Edelsteinen oder auch nur bunten Glassteinen, schwere Wandteppiche und Samtvorhänge mit Goldbordüren. Da habe ich einfach keine Beziehungen.«

»Hm.« Chantal betrachtete sie unter langen Wimpern hindurch aus interessierten braunen Augen. Es war fast zu schön, dachte Clara, um alles Natur zu sein.

»Womit ich Ihnen vielleicht helfen könnte, sind die wirklichen Highlights, also die besonderen Geschichten wie beispielsweise Möbel aus dem Brautschatz der Zarentochter Maria Pawlowna.«

Clara nickte erfreut.»Bekommt man das denn so einfach?«

»So einfach nicht.« Chantal lächelte.»Aber es geht. Und wenn Ihr Russe bezahlen kann, ist fast alles möglich. Was Sie noch beachten sollten, ist, dass die vermögenden Russen früher extrem auf Möbel aus rotem Holz standen. Sie haben sie als exklusive Luxusobjekte eigens aus England importiert, bis die russischen Meister die Schönheit der Karelischen Birke entdeckten. Dieses Holz zeichnet sich durch seinen goldfarbenen Ton und die besondere Maserung aus, erinnert ein bisschen an Marmor.«

»Okay.« Clara nickte.»Ich erinnere mich. Vor allem an die Zeichnung des Holzes.«

»Wunderbar«, erklärte Chantal,»solche Möbel sollten wir besorgen, die sind beliebt.« Dann drehte sie sich zu Julien um, der eben mit zwei Gläsern Champagner kam.»Très bien, dann können wir ja gleich anstoßen!«

»Und ich werde wohl ein gut sortiertes russisches Antiquitätengeschäft finden müssen. Haben Sie da auch eine Idee?«

Chantal hielt ihr Glas hoch.»Ich habe viele Ideen. Und vielleicht bereits die eine oder andere Quelle. Santé!«

Julien war schon wieder da, diesmal mit einem großen Teller voller Blätterteigtaschen, die er zusammen mit einigen Servietten mitten auf den Tisch stellte.

»Empanadas«, sagte er.»Recht feurig, ich hoffe, Sie mögen das?«

»Und wie!«, sagte Clara.

»Fabergé dürfen Sie nicht vergessen«,überlegte Chantal weiter.»Die kunstvollen Ostereier, die er für die Zarenfamilie gefertigt hat, und andere Schmuckstücke wie Tafelsilber, Tischuhren, dekorative Skulpturen und Metallschnitzereien nach Vorbildern der russischen Volkskunst. So etwas brauchen Sie!«

»Und wo bekomme ich das her?«

Chantal griff nach einer der Blätterteigtaschen und biss hinein.

»Hm«, sagte sie kauend.»Das ist für mich das Größte. Die kleinen, schönen spanischen Tapas, die es in so vielen Varianten gibt. Immer wieder eineÜberraschung!«

»Bei mir kam dieÜberraschung mit den Tapas«, sagte Clara und dachte an Andrés.

»Tatsächlich?« Chantal lachte.»Das müssen Sie mir erklären!«

»Soll ich wirklich?« Clara war sich nicht so sicher.

»Bien sûr, und in der Zwischenzeit lasse ich mir mal ein paar Vorschläge auf meinen Laptop schicken, dann sind wir schlauer!« Chantal stand auf und leckte sich ihre Finger einzeln ab.»Ich starte einen Rundruf, bin gleich zurück.« Sie warf Clara einen verschmitzten Blick zu.»Und… ich bin sehr neugierig.« So wie sie es sagte, hatte sie Claras Herz endgültig gewonnen.

Es sah tatsächlich so aus, als ob Chantal beste Kontakte hätte. Innerhalb der nächsten zwei Stunden konnte sie ihr auf ihrem Laptop von einfachen Dekostücken angefangen bis zu seltenen Gemälden, Skulpturen und Möbeln eine unglaubliche Auswahl zeigen. Es war zu schön, um wahr zu sein.

»Handeln Sie denn mit Antiquitäten?«, wollte Clara schließlich wissen, aber Chantal schüttelte den Kopf.

»Nur indirekt«, sagte sie.»Wir haben eine Firma für Import-Export.«

Clara dankte dem Himmel für diese gl