: Magda Trott
: Rosemarie unser Sonnenschein
: Books on Demand
: 9782322198931
: 1
: CHF 0.80
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: Hauptwerk vor 1945
: German
: 148
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
"Rosemarie unser Sonnenschein" ist ein Kinderbuch von Magda Trott, erschienen 1951. Magda Trott (geboren 20. März 1880 in Freystadt (Schlesien); gestorben 12. Mai 1945 in Misdroy (Pommern)) war eine deutsche Schriftstellerin und Frauenrechtlerin.

Der Wichtelmann


Es war für Rosemarie sehr traurig, daß Schäfer Krischan mit seinen Schnucken den Weideplatz seit Wochen ziemlich entfernt vom Elternhause hatte. Wenn er mit seinen Schafen in der Nähe weidete, konnte sie täglich zu ihrem alten Freunde laufen, um sich von ihm schöne Geschichten erzählen zu lassen. Aber die Schnucken hatten im weiten Umkreise alles abgeweidet; so war Krischan gezwungen, mit seiner Herde täglich über eine halbe Stunde weit zu laufen. Die Eltern erlaubten es Rosemarie daher nicht, den Weg durch die Heide allein zu machen. Die Kinder vom Großbauern Petersen aber, die ihre treuen Schulgefährten waren, fanden kein Vergnügen daran, stundenlang beim alten Krischan zu sitzen. So mußte sich Rosemarie damit zufrieden geben, daß sie ihren lieben Freund nur abends, bei der Heimkehr, ein paar Augenblicke sah und sprach. Manchmal kam er freilich so spät zurück, daß sie nur vom Bett aus sein Kommen hörte. Ihre beiden Schnucken, Weißli und Beißli, wurden täglich vom Krischan mit hinausgenommen und sorgsam beim Malerhause wieder abgesetzt. Aus den beiden niedlichen Lämmern waren inzwischen rundliche Schafe geworden, die sich von Rosemarie gerne zausen oder streicheln ließen. Sobald sich das Kind zeigte, drängten sie sich an Rosemarie heran, weil sie wußten, daß das Kind stets ein wenig Salz mitbrachte, um es ihnen zu reichen. Voller Freude hatte sie Krischan neulich erzählt, daß sie die Lämmersprache bereits verstündeund genau wisse, was Weißli und Beißli von ihr wollten.

Seit der Unterredung mit dem Vater nahm sich Rosemarie des kranken Rudolf mit größter Liebe an. Wenn sie, wie der Vater meinte, dem alten Schäfer damit eine Freude bereiten konnte, wollte sie sich große Mühe geben, ihn zu einem klugen Jungen zu machen. So fragte sie fast täglich ihre Mutter, ob sie zu Petersens gehen dürfe, um Rudolf bei seinen Schulaufgaben zu helfen. Die Mutter gewährte der Tochter diese Bitte gern.

Das war freilich eine recht spaßige Stunde. Rosemarie saß auf dem Tisch und vor ihr auf einem Stuhl der zehnjährige Knabe. Dann sagte sie ihm mit unermüdlicher Geduld Zahlen und Buchstaben vor, oder sie schrieb dieses oder jenes Wort mit Kreide auf den Tisch und verlangte von Rudolf, es zu lesen oder nachzuschreiben. Aber das ging nicht so rasch. Rudolf lernte mit Mühe und No