Prolog
In erster Linie ein Sieger
Seit dem Erscheinen dieses Buches im Jahr 2016 hat sich bei Max Verstappen eine ganze Menge getan. Der blasse, etwas schlaksige Siebzehnjährige mit Resten von Pubertätspickeln im Gesicht ist 2021 zu einem beeindruckenden Weltmeister herangewachsen und hat der Formel 1 damit ein Facelifting verpasst, für Änderungen in den Regeln gesorgt, den Sport aufregend gemacht und es geschafft, dass man die Niederlande im Motorsport wieder wahrnimmt. Das Ausmaß seines Einflusses lässt sich weder überschätzen noch relativieren. Die Formel 1 findet weltweit Beachtung, spricht alle Generationen an, ist modern, dynamisch und rücksichtslos ehrgeizig. Als siebzehnjähriger Junge fühlte sich Max Verstappen dort sofort wie zu Hause, als junger Erwachsener sicherte er sich eine Pole Position und einen Grand-Prix-Sieg nach dem anderen. Zuerst noch zögernd, später überzeugend.
Von den Vereinigten Staaten bis nach Brasilien, von Japan bis nach Großbritannien – überall ist sein Name ein Begriff. In seinem Heimatland hat er zwar noch keinen gottgleichen Status erlangt, macht jedoch jemand anderem mit den Initialen »JC« Konkurrenz: dem Fußballspieler Johan Cruijff. Mit seinem Weltmeistertitel hat Max Verstappen die Fußballlegende sogar überholt.
Max Verstappen war dann doch aus härterem Holz geschnitzt. Sein höchstes Ziel stellte immer der Weltmeistertitel dar, quasi von dem Augenblick an, als ihn sein Vater Jos zum ersten Mal für ein professionelles Kartrennen anmeldete. Während es dem Fußballer Cruijff darum gegangen war, den schönstmöglichen Fußball zu spielen, wollten die Verstappens – Vater Jos genauso sehr wie Max – sich den Weltmeistertitel holen. Einfach nur gewinnen war nie genug. Am Ende einer langen Saison zählt nur eines: der Titel. Undein Titel reicht in den Augen eines Rennfahrers nicht. Die Gier nach Erfolg wird erst wirklich gestillt, wenn man mehrere Meisterschaften für sich entschieden hat. Mindestens drei. Und am besten mehr als sieben, damit ein Verstappen mit den größten Rennfahrern auf diesem Planeten gleichziehen kann: mit Michael Schumacher und Lewis Hamilton.
Max Verstappen hat dafür gesorgt, dass die Niederlande im internationalen Motorsport heute so präsent sind wie nie zuvor. Bis zu seinem ersten Sieg 2016 in Barcelona spielten niederländische Rennfahrer allenfalls Nebenrollen. Nur bei den 24 Stunden von Le Mans war es zu wirklich denkwürdigen Erfolgen gekommen, und zwar durch Jan Lammers und Gijs van Lennep, die beide das hoch angesehene Langstreckenrennen für sich entscheiden konnten. In der Formel 1 galten die Niederländer als Bruchpiloten und Backmarker; wider besseres Wissen dienten sie als Füllmaterial für das Fahrerfeld.
Max Verstappens Rolle im Motorsport ist so bedeutsam, dass die Niederlande sich sogar den Großen Preis zurückgeholt haben. Menno de Jong, einer der Eigentümer der Rennstrecke in Zandvoort, das 2021 nach sechsunddreißigjähriger Abwesenheit wieder in den Formel-1-Jahreskalender aufgenommen wurde, hat das ganz unumwunden zugegeben: »Ohne Max wäre von einem Großen Preis der Niederlande nie die Rede gewesen, und ohne Max hat es auch keinen Sinn, hier einen abzuhalten.«
Ein Großer Preis der Niederlande wäre kurzum unvorstellbar, hätte sich kein Verstap