: Jacques Berndorf
: Eifel-Wasser Der 10. Siggi-Baumeister-Krimi
: Grafit Verlag
: 9783894258306
: Eifel-Krimi
: 1
: CHF 9.80
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 330
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Der 10. Band der Eifel-Serie Kriminalrat a. D. Rodenstock kann es nicht glauben: Der Wasserkontrolleur und Naturfreak Breidenbach soll beim Campen Opfer einer Steinlawine geworden sein. Und tatsächlich: Rodenstock und sein Freund Siggi Baumeister finden Beweise für einen Mord. Hat sich Breidenbach in Ausübung seines Berufes Feinde gemacht? Und wem gehört der Finger, den Baumeister im Steinbruch findet?

Jacques Berndorf - Pseudonym des Journalisten Michael Preute - wurde 1936 in Duisburg geboren und lebt heute in der Eifel. Er war viele Jahre als Journalist tätig, arbeitete unter anderem für den 'stern' und den 'Spiegel', bis er sich ganz dem Krimischreiben widmete. Seine Siggi-Baumeister-Geschichten haben Kultstatus, im Grafit Verlag sind erschienen: Eifel-Blues, Eifel-Gold, Eifel-Filz, Eifel-Schnee, Eifel-Feuer, Eifel-Rallye, Eifel-Jagd, Eifel-Sturm, Eifel-Müll, Eifel-Wasser, Eifel-Liebe, Eifel-Träume und Eifel-Kreuz. Außerdem lieferbar: Die Raffkes und Der Kurier (beides Politthriller).

ERSTES KAPITEL


Es war der erste sonnige Samstag nach vierzehn Tagen Dauerregen, die Temperatur kletterte schon um neun Uhr in der Früh auf zwanzig Grad, die Eifel atmete auf. Vor dem Haus schrie mein Kater Satchmo zum Gotterbarmen. Wahrscheinlich war er gerade dabei zu verhungern, er verhungert ständig. Sein Kumpel Paul saß mitten in der Hofeinfahrt und sicherte das Gebäude durch intensives, Furcht erregendes Umherstarren. Das war auch nötig, denn oben aus der Kurve der Dorfstraße drohte der so genannte Kampfkater mit einem Besuch, ein widerlicher Macho. Das Viech hatte die Angewohnheit, mit hoher Geschwindigkeit die Fressnäpfe meiner beiden Lieblinge zu leeren– in der Regel schon dann, wenn sie noch gar nicht entdeckt hatten, dass es etwas zu fressen gab. Insgeheim bewunderte ich diesen Rabauken, durfte das aber natürlich nicht zeigen.

Aus der Küche tönte Vera mit fieser Stimme:»Es ist erstaunlich, dass du aufgestanden bist.«

»Eine satte Leistung!«, pflichtete Emma ihr bei.

»Ich streite mich nicht mit dem Personal«, murmelte ich.»Wo ist Rodenstock?«

»Der sitzt im Wohnzimmer und bildet sich. Er liest Zeitung. Willst du einen Kaffee?«

»Schleimt euch nicht ein«, erwiderte ich hoheitsvoll.»Ich bin und bleibe unbestechlich.«

Ich ging hinaus auf den Hof und kraulte Satchmo, der sich immer noch bemühte, einen bemitleidenswerten Eindruck zu machen. Es hätte nur noch gefehlt, er hätte gehaucht:»Fremder, helfen Sie dem Vater vieler frierender und hungernder Kinder!«

Paul beachtete mich nicht, Paul beobachtete den Kampfkater, der das tat, was er immer tat: Er trollte harmlos auf der anderen Straßenseite auf dem Gehsteig heran und gönnte mir und meinen Katern nicht einen einzigen Blick. Er roch mal da an einem Grashalm, dort an einem Zweig der Rosen und bewegte sich dabei so, als sei er schwer ermattet und dicht vor dem körperlichen Zusammenbruch.

»Passt auf«, sagte ich halblaut,»er wird angreifen, wenn er an dem Rosenbeet vorbei ist. Ich will euch siegen sehen, Jungs.«

Er war ein grau getigertes Tier mit mächtiger Brust, und sein rechtes Ohr gab es nur noch halb. Wahrscheinlich kannte er jedes weibliche Wesen im Umkreis von zehn Kilometern, war pro Jahr für zweihundert bis vierhundert Junge gut und nummerierte seine Eroberungen der Einfachheit halber durch.

Nun hatte er das Ende des Rosenbeetes erreicht. Pauls Rücken bildete einen eindrucksvollen Bogen. Dann folgte die Sichelstellung, höchst elegant. Er fauchte und machte ein paar Steppschritte zur Seite.

Das Monster schien nicht im Geringsten beeindruckt, tappte müde auf unsere Seite der Straße, hielt aber einen Abstand von etwa vier Metern. Er erreichte Pauls Gebiet und wollte wie selbstverständlich durch die Gartenpforte zu den Fressnäpfen wischen.

Paul startete durch und warf sich mit voller Wucht auf den Feind. Laut fauchend und kreischend bildeten sie sofort ein unentwirrbares, schnell kreisendes Knäuel. Haarbüschel flogen, die beiden schrien wie wütende Kinder, unterbrochen von dumpfen, sehr kehligen Lauten. Das alles war von erschreckender Ernsthaftigkeit.

Die Kampfmaschine löste sich und wich ein paar Zentimeter zurück. Sie sah wirklich gut aus, so eine Art Charles Bronson unter den Brücker Katzen. Und sie war ein wütender Charles Bronson. Der Kater legte den Kopf ganz flach nach vorn und berührte beinahe die Erde. Dann wackelte er mit dem Arsch und stemmte die Hinterläufe ein.

Ich wollte gerade»Gott sei euch gnädig!« hauchen, als er abhob. Er war einfach besser als mein Paul, viel gerissener. Wie von einer Sehne geschnellt schoss er auf Paul zu, der sich tief auf den Boden schob. Aber das Monster wollte Paul gar nicht vertrimmen, das Monster hatte ein ganz anderes Ziel. Wunderbar leicht flog erüber Paul hinweg, touchierte den Zigarettenautomaten und landete sicher auf meiner Natursteinmauer. Jetzt war er fast anderthalb Meterüber Paul positioniert und hatte das Sagen.

»Paul, du bist eine Knalltüte!«,äußerte ich wegwerfend wie ein Bundesligatrainer.»Das müssen wir beide noch einmal gründlichüben.«

Dann rief ich nach Satchmo, weil ich die linke Absicht hatte, das Monster in die Zange zu nehmen, aber Satchmo hatte sich verdrückt.

Das Monster thronte hochüber meinem Paul, dicht neben zwei schneeweißen Blütenrispen des wilden Knöterich. Der Junge wusste scheinbar genau, was ihn schmückte.

Paul entspannte sich und sah mich an, bewegte sich nicht von der Stelle. Rein praktisch war er erledigt und hätte um Gnade winseln müssen, aber das schien ihm nicht wichtig, er war von geradezu triefender Gelassenheit.

Plötzlich hörte ich einen dumpf drohenden Ton und das Monster flog ohne Vorwarnung von seinem Hochsitz. Dafür erschien Satchmo auf der Mauerkrone und beobachtete zufrieden, wie Paul denüberraschten Gegner annahm und dann kräftig vermöbelte.

»Ihr seid unwahrscheinlich«