: Reimer Boy Eilers
: Mit Magellan Band 1: Die Ausfahrt. Vom Hilligen Eiland nach Sevilla
: Kulturmaschinen Verlag
: 9783967632019
: 1
: CHF 6.50
:
: Historische Romane und Erzählungen
: German
: 526
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Der junge Fischer Pay Edel Edlefsen vom Hilligen Eiland wird durch abenteuer­liche Umstände See­mann auf einem Schiff der Magellanschen Armada, die den westlichen See­ weg zu den Gewürzinseln finden soll. Deren Ausbeutung ver­spricht unermessliche Reich­tümer. Auf dieser Reise hat Pay Edel zwei Freunde, die ihm helfen zu verstehen und zu überleben: den Seehundjäger Qivitoq aus Grönland und den gelehrten Maurenchristen al Gharb aus Sevilla. Der solide recherchierte Roman der ersten Weltumsege­lung schildert eine faszinierende Geschichte voller Intrigen, Hass, Macht und Gewalt, Mord und Totschlag, von kosmolo­gisch-theologischen und kartografischen Irrungen und Wirrun­gen und ungeheuerlichen Leiden auf See.

GROSSER VORSATZ

Wie ich das Schreiben lernte

Der Strand in der Bai von San Julian,
Patagonien. Dort schrieb ich meine ersten Worte
in den Sand.

Durchbeißen

Hic haec hoc,
da kommt er mit dem Stock.

(Schülerweisheit)

Lies die drei Kreuze als Pay Edel … +++ … Das bin ich. Also, ich bin’s nicht voll und ganz in meiner hochwohlgeborenen Wenig­keit, nur in recht ärmlicher Verkleidung, die passt mir nun nicht mehr, fort damit! Denn am Anfang war das Wort und kein Kreuz, über das man erst Worte machen muss, um zu wissen, was es bedeutet. Und so kommt es mir nun vor, jawohl, der Unterschied, der zwischen den Kreuzen und den Buchstaben liegt, ist die ganze Welt. Niemand auf dem Hilligen Eiland soll sich Sorgen machen, ich bin gesund und munter genug, um alles aufzuschreiben, was sich auf meiner Reise zugetragen hat. Am Ende sitze ich heute in der Hütte auf einer kleinen Insel im Lazarus Archipel, der von einigen Seeleuten der Armada auch Philippinen genannt wurde, ein Schiffbrüchiger, aber nicht nach dem Willen der Elemente, sondern durch bösen Ratschluss der Achtergasten ausgesetzt.

Meinen Bericht über die große Ausfahrt, die ich lieber eine Irrfahrt nennen will, vom Hilligen Eiland in der Nordsee bis zur Insul Bohol am westlichen Rande des Südmeeres, werde ich brav nach dem A und O schreiben, also den Zeitfaden ohne ­Schlingen vom Anfang bis zum Ende gesponnen. Aber mit ­diesem Vorsatz mache ich eine Ausnahme, anheben will ich zu Ehren meines Lehrmeisters Nureddin al Gharb mit der höchst abenteuerlichen Spanne der Reise, in der ich das ­Schreiben lernte, denn das konnte ich als Fischer auf der Heimatinsul noch nicht, ich tat nur manchmal so, und dann vermochte ich höchstens ­einige Zahlen zu erkennen. Doch ohne die Schreib­mächtigkeit würde mir die beste Absicht, euch etwas zu ­berichten, nichts nützen, und mein Wollen wäre bloß Wunsch und Träumerei eines ­Kindes.

Liebe Mutter und geliebte Jungfer Peerke, begebt euch demnach mit mir in das wüste Land Patagonien, tief in den südlichen Breiten und dort in die Bucht von San Julian, die zugleich meine Schule und meine Schreibtafel war. Da sitze ich nun, stellt euch das einmal vor, am Strand und schreibe in den Sand. Mittlerweile habe ich bereits einen Satz voller bunter Worte zustande gebracht, mit allem Drum und Dran vom ersten Strich bis zum Punkt, das würde ich gern mal im Inselkrug verkünden. Schade, dass es einstweilen nicht möglich ist, wo der Äquator und ein Ozean zwischen uns liegen, und nicht einmal der Heilige Geist, der eine Taube ist, könnte die Entfernung überbrücken. Dafür bräuchte es eine seetüchtige Karavelle, die