: Anja Wedershoven
: Im Schatten der Kopfweiden Niederrhein Krimi
: Emons Verlag
: 9783960416876
: Johanna Brenner und Axel Holtz
: 1
: CHF 9.80
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 336
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Tour de Force am Niederrhein. Kommissarin Johanna Brenner wird von Berlin an den Niederrhein versetzt. Sie hat ihre Koffer noch nicht ausgepackt, als in Geldern der Leichnam einer Kinderärztin gefunden wird. Die junge Frau wurde erdrosselt und an der Friedhofsmauer abgelegt. Ist ihr stalkender Ex-Freund diesmal zu weit gegangen? Oder wollte der Vater eines kleinen Patienten verhindern, dass die Ärztin ihm das Jugendamt auf den Hals hetzt? Auf der Suche nach dem Täter legt sich Johanna schon bald mit ihren neuen Kollegen an - und gerät bei ihrem Alleingang in größte Gefahr.

Anja Wedershoven, 1968 in Rheydt geboren, wuchs mit Schnibbelskuchen, Hanns-Dieter Hüsch und dem Schimanski-Tatort auf. Sie studierte Kulturwissenschaften und Literatur und ist als Autorin dem Niederrhein treu geblieben. Am Kriminalroman faszinieren sie die Auseinandersetzung mit Menschen in Ausnahmesituationen und die Frage, welche Vorgeschichte Gewalttaten haben.

Dienstag, 14. November


Axel blieb einen Augenblick an der geöffneten Wagentür stehen und biss in das trockene Brötchen, das er sich auf dem Weg zum rechtsmedizinischen Institut besorgt hatte. Ganz auf nüchternen Magen wollte er sich das da drin nicht antun. Anders als vielen seiner Kollegen machten ihm zwar die Gerüche im Sektionssaal weniger aus, dafür drohte ihm beim Geräusch der Knochensäge regelmäßig schlecht zu werden. Sieben Uhr fünfzehn. Mann, war er pünktlich heute. Er steckte den Rest des Brötchens zurück in die Tüte und warf sie auf den Beifahrersitz.

»Guten Morgen, Herr Holtz.« Die Stimme des Staatsanwalts klang morgenmüde.

Axel reichte ihm die Hand. »Morgen, Herr Wittkopf. Ganz schön kalt, was?«

»Ich musste schon kratzen. Warten wir auf Ihre neue Kollegin?« Sie gingen nebeneinander die Stufen zum Institut hoch.

»Nein, die soll schon vor der Dienstbesprechung in die Wohnung der Toten. Außerdem musste sie die halbe Nacht Bericht schreiben.«

Wittkopf zog die Augenbrauen hoch. »Ich hab’s schon gehört. Ein Alleingang am ersten Tag. Darüber werden wir reden müssen.«

Axel klingelte an der Tür des Instituts. Hoffentlich wurde die Sache nicht zu hoch gehängt. Tom hatte schon begonnen, Stimmung gegen Johanna zu machen. Hatte angefangen zu sticheln. Dass sie doch vermutlich »andersrum« sei. Ihre Stimme, ihre Klamotten, ihr Gang. »Die ist doch ’n halber Kerl.« So hätte er Ostermann gar nicht eingeschätzt. Und wenn das nur eine billige Retourkutsche war, war es auch nicht besser.

»Nach Ihnen.« Er ließ Wittkopf den Vortritt, als der Pförtner die Tür aufdrückte.

In der Forensik schmückten eine Girlande und ein Schild mit der Aufschrift »Herzlichen Glückwunsch« die Tür von Frau Dr. Dengendorf. Der Staatsanwalt klopfte.

»Die ist schon im Sektionssaal«, rief ihnen ein Mann im Kittel zu.

»Geburtstag?«, fragte Axel nach.

»Bestandene Facharztprüfung. Gestern.«

Im grell erleuchteten Sektionssaal lag der Leichnam von Yvonne Hendricks bereits entkleidet auf dem Obduktionstisch. Axel blieb auf der Türschwelle stehen. Irgendetwas ließ ihn zurückprallen. Ein toter Körper. Je älter er selbst wurde, desto weniger konnte er sich gegen die Frage wehren, ob sich der Unterschied zu einem Lebenden allein am Stillstand biologischer Funktionen festmachen ließ.

Alles hat seinen ganz eigenen Rhythmus, sinnierte Axel. Nicht nur Musik, Geräusche, Menschen. Sondern auch ein Baum oder ein Apfel schwangen für ihn in einer bestimmten Frequenz. Nur beim Anblick eines toten Körpers empfand er vollkommene Stille. Kopfschüttelnd riss er sich von seinen Gedanken los und schloss sich dem Staatsanwalt bei der Gratulation zur Fachärztin an.

Silvia Dengendorf, eine kleine, energische Ärztin, deren spröde Art ihn zuweilen vor den Kopf stieß, nickte zum Dank. »Das bedeutet, dass ich heute die Obduktion leiten werde.« Die Andeutung eines Lächelns erschien auf ihrem Gesicht. In der Tür tauchte Lars Oehmen leicht außer Atem mit zwei Sektionsassistenten auf.

»Gut, dann können wir ja loslegen. Also, Kollege Oehmen und ich haben gestern schon die Kleidung asserviert und Abstriche gemacht«, erklärte Dengendorf und gin