2.1. Rosa Luxemburgs Leben und Wirken im Überblick
Rosa Luxemburg gehörte zu den Frauen, die Weltgeschichte schrieben. Sie prägte die politischen Debatten auf dem Weg in eine demokratische Gesellschaftwie keine andere. Ihre Geltung als die größte linke Politikerin des 20. Jahrhundertsist unumstritten. Bis heute wird ihr politisches Denken weltweit als eine nicht erprobte sozialistische Alternative rezipiert. Als kompromisslose Sozialistin kämpfte sie ihr Leben lang für die Zerschlagung des Kapitalismus und den Aufbau einer klassenlosen Gesellschaft. Ihre radikalen und beharrlichen Forderungen nach Freiheit, Sozialismus und Demokratie griffen die herrschende Ordnung im deutschen Kaiserreich in ihren verknöcherten Grundfesten an.
Ihr Leben und Wirken war um die Jahrhundertwende in jeder Hinsicht außergewöhnlich: Sie war eine Geflüchtete, eine Migrantin aus Polen mit einem ausgeprägten Akzent, sie war Jüdin, hatte eine Gehbehinderung und hinkte. Sie blieb unverheiratet, hatte keine Kinder, aber dafür eine ganze Reihe von meist jüngeren Liebhabern. Sie war eine Frau in einer männerdominierten Partei und politischen Bewegung, sie war eine versierte, jedoch undogmatische Marxistin, sie war promovierte Nationalökonomin, Wissenschaftlerin und beherrschte fünf Sprachen in Wort und Schrift.
Als sozialistische Agitatorin hielt Rosa Luxemburg schon seit jungen Jahren auf zahlreichen Kundgebungen sowie auf nationalen und internationalenKongressen vielbeachtete Reden. Innerhalbvon Sekunden konnte diebrillanteRhetorikerinMassen in ihren Bann ziehen. Sie zitierte Goethe, Schiller, Tolstoiund Zola, um ihre Argumente zu unterfüttern. Das Stilmittelder Ironie verwendetesie, wenn es darum ging, die Ausbeutungs-und Unterdrückungsmechanismender herrschenden Elite zu enttarnen. Mit ausgeprägter Wortgewalt stellte sie politische Gegner bloß. Dieses Selbstbewusstsein und ihre Furchtlosigkeit brachten ihr nicht nur Freunde: Die einen waren von der geistigen Leidenschaft Rosa Luxemburgs begeistert, andere fürchteten oder hassten sie.
Von ihren Feinden, aber auch von ihren eigenen Parteigenossen wurde sie beleidigt, diffamiert und verschmäht: Politische Diskussionen waren Männersache,abweichende Meinungen und revolutionäre Forderungen nichterwünscht. Rosa Luxemburg ließ sich aber nicht von ihrem Weg abbringen und hielt es mit ihrem geistigen Vater Ferdinand Lassalle: „Die revolutionärste Tat ist es, stets laut das z