: Jo Zybell
: Das Zeitalter des Kometen #17: Lennox und die Mission im Orbit
: Uksak E-Books
: 9783738938166
: 1
: CHF 2.40
:
: Science Fiction
: German
: 259
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Eine kosmische Katastrophe hat die Erde heimgesucht. Die Welt ist nicht mehr so, wie sie einmal war. Die Überlebenden müssen um ihre Existenz kämpfen, bizarre Geschöpfe sind durch die Launen der Evolution entstanden oder von den Sternen gekommen, und das dunkle Zeitalter hat begonnen. In dieser finsteren Zukunft bricht Timothy Lennox zu einer Odyssee auf ... Die letzten Tage der ISS vor dem Einschlag des Kometen Alexander-Jonathan werden zu einem blindwütigen Krieg der Besatzungsmitglieder. Jeder glaubt, ein Patentrezept zum Überleben zu haben. Der letzte Überlebende hinterlässt genaue Aufzeichnungen. Tim Lennox wird vom WCA mit einer kleinen Mannschaft in einem Space Shuttle zur Raumstation geschickt und trifft dort nicht nur auf die traurigen Überreste der verstorbenen Besatzung. Ein heimtückischer Feind hat sich hier ausgebreitet und kennt keine Gnade.

6


ISS, 7. Dezember 2011

Der Japaner hantierte mit Pipette und Reagenzgläsern; der kahlköpfige Russe hielt sich an den Griffen des Arbeitstisches fest und beugte sich über das Elektronenmikroskop; der Franzose beobachtete den Monitor des Quantencomputers. In kurzen Abständen wanderte sein Blick von den Daten auf dem Bildschirm zu Bernstein. Und manchmal auch zur Konsole mit den Kommunikationsgeräten. Doch der Monitor dort blieb dunkel. Über eine Stunde war vergangen; Houston hatte sich noch nicht wieder gemeldet.

»Okay.« Jarnyszin hob den Kopf vom Doppelokular und setzte seine schwarze Hornbrille auf. »Laser einschalten«, sagte er mit ruhiger Stimme. Oshi Domoto hatte die Probe aus der Pilzkultur aufs Objektiv geträufelt. Nun drehte er sich um und drückte den Knopf für den Atomlaser. Der Russe blickte sich kurz nach dem Monitor mit den Analysedaten um. Danach nahm er die Brille wieder ab, steckte sie in die Brusttasche seines blauen Baumwollhemdes und presste die Augen erneut gegen das Doppelokular des Elektronenmikroskops. »Stufe zwei … Stufe drei … vier … fünf …« Nach seinen Anweisungen steigerte Domoto die Energiezufuhr des Lasergeräts. Gleichzeitig beobachtete er einen der Monitore.

Domoto war Anfang vierzig, hatte aber die weichen, glatten Gesichtszüge eines Halbwüchsigen. Seine schmächtige Gestalt und der Haarzopf unterstrichen diesen Eindruck noch. Dr. Oshi Domoto war Mediziner. Sein Spezialgebiet: Neurologie und Genetik.

Der Monitor lag in Bernsteins Blickfeld. Er sah ein Gebilde darauf, das ihn an einen Kupferstich mit dem Motiv des brennenden Dornbuschs erinnerte und beim zweiten Blick an zerfranste Lungenbläschen inmitten kleinster Bronchialverästlungen. In Wahrheit aber sah der Commander die hunderttausendfache Vergrößerung eines Pilzes.

So viel wusste auch er.

Sean Bernstein hatte nicht viel verloren hier im Columbus-Modul. Die Labormodule waren die Arbeitsplätze der fünf Wissenschaftler an Bord der ISS. Er war Techniker und Pilot. Sein Platz war im Transhab-Modul vor den Kontrollinstrumenten des Navigationscomputers, oder im Zarya-Modul, wo die Gastanks und die Steuerungselemente untergebracht waren. Aber dort hielt jetzt niemand die Stellung. Taurentbeque hatte den Commander gezwungen, ihn ins Labor des Columbus-Moduls zu begleiten. Der Mikrobiologe wollte ihn offensichtlich nicht aus den Augen lassen.

Ruhig bleiben, sagte sich Bernstein,jede Eskalation im Keim ersticken. Warte auf deine Stunde – auf diese Strategie hatte Bernstein sich festgelegt.

»Gut, und jetzt wieder runter auf drei.« Sergej Jarnyszin gab dem Japaner ein Handzeichen.

»Gott im Himmel – die Pilze haben sich ja verzehnfacht! Seht ihr die roten Stäbchen zwischen den Chlorophyll-Molekülen? Was sagst du dazu, Lou? Das ist doch Sauerstoff, oder was behauptet der Computer?«

Verbissener als sonst konzentrierten sie sich auf ihre Experimente. Es entging Bernstein nicht. Nur nicht hinsehen, nur nicht über die Situation an Bord reden – das schien ihre Devise zu sein. Bernstein hätte schreien mögen.

Seine Gedan