: Alessandro Montano
: Der Fluch vom Gardasee Kriminalroman
: Emons Verlag
: 9783960414568
: 1
: CHF 9.80
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 272
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
In einem kleinen Dorf am Gardasee wird die grausam zugerichtete Leiche eines Mannes entdeckt. In den Händen hält der Tote ein Buch mit schockierendem Inhalt: Es wird geschildert, wie die Einwohner des Ortes der Reihe nach getötet werden. Angst und Schrecken verbreiten sich im Dorf. Hat der anonyme Autor begonnen, seine Geschichte in blutige Wirklichkeit umzusetzen?

Alessandro Montano verbrachte viele Jahre am Gardasee und schrieb Kritiken für verschiedene Filmmagazine, bevor er in Bologna Filmgeschichte lehrte. Heute lebt er mit seiner Familie in Brescia. 2017 erschien sein erster Roman 'Die Toten vom Gardasee'.

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Sie hatten Martinas Jeep genommen. Lucas alter Flavia hätte auf den kurvigen Bergstraßen länger gebraucht. Veluzzo war ein von der übrigen Welt nahezu abgeschnittenes Bergdorf in einer Gegend, die einem Niemandsland glich. Hinter Pra’ da Bont verlief die Via Leonardo da Vinci, ein tiefes, unzugängliches Tal umgehend, über Veluzzo bis Sermerio, das bereits auf der gegenüberliegenden nördlichen Seite des Tals lag. Veluzzo war vielleicht das ursprünglichste Dorf, das rund um den Gardasee noch existierte. Hier wohnten ausschließlich Einheimische, die von der Landwirtschaft lebten, und das größtenteils für den Eigengebrauch. Tourismus gab es nicht. Das Tal war ein unerschlossener Kessel, waldreich, felsig, steil. Luca hatte sich vorhin insgeheim gewundert, als Pasquale sagte, er sei auf dem Weg nach Veluzzo und deshalb komme er vorbei. Über Tignale wäre Pasquale mit Sicherheit schneller dort gewesen. Luca wischte den Gedanken wieder fort, denn es war ihm zu mühsam, Pasquale eine Absicht, über die er nur spekulieren konnte, zu unterstellen. Wenn es überhaupt Absicht gewesen war.

Er blickte durch die Frontscheibe auf die Schlucht auf Martinas Seite. Doch die schmalen Bäume, die die Straße säumten, versperrten vollständig den Blick in die Tiefe. Es war fast ärgerlich, nicht sehen zu können, was sich dahinter verbarg. Seit sie Cadignano passiert hatten, war ihnen kein einziges Auto mehr entgegengekommen. Martina fuhr recht zügig, sodass sie die Strecke in zwanzig, fünfundzwanzig Minuten zurücklegen würden. Trotzdem kam ihm die Fahrt endlos lang vor. Sie schwiegen wie vorhin auf dem Balkon, doch Luca hatte viele Fragen, die ihm im Kopf herumschwirrten, die zu stellen er sich aber nicht traute. Warum war er mitgefahren? Hatte er sich nicht heute Nachmittag erst geschworen, nie wieder in einer Polizeisache mitzumischen? Warum hatte Martina ihn dabeihaben wollen? War es, weil sie jetzt ein Paar waren? Weil sie seine Unterstützung brauchte? Oder hatte sie ähnliche Motive wie Pasquale? Aber welche waren das? Warum hatte er nicht einfach abgelehnt?

Ein klebriger, schwerer Kloß steckte plötzlich in seinem Hals. Er schluckte, aber es wurde nicht besser. Noch waren sie auf der Sonnenseite, doch hinter Sermerio würde es dunkel werden, und er fürchtete, dass sein ungutes Gefühl und der Kloß dann nur noch größer werden würden.

»Wann kommt es denn endlich?«, fragte Martina nach einer Weile.

»Hinter der nächsten Biegung geht es wieder bergauf, dann zweigt irgendwann eine kleine Straße in den Serpentinen ab.«

Es wurde dunkler, die Schatten wuchsen und ließen bald gar nicht mehr daran glauben, dass irgendwo hinter den Bergen noch die Sonne scheinen könnte. Kühler wurde es auch. Martina kurbelte am Lenkrad, als die Serpentinen begannen. Luca meinte, ganz entfernt eine Polizeisirene zu hören. Er fragte sich, warum sie das Radio