: Adrian Doyle
: Vampira - Folge 10 Das Dorf der Toten
: Verlagsgruppe Lübbe GmbH& Co. KG
: 9783838713410
: Vampira
: 1
: CHF 1.60
:
: Horror
: German
: 64
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Eine erste konkrete Spur des Lilienkelchs! Fieberhaft machen sich Lilith und Beth daran, Warners Information zu nutzen. Ihr Weg führt sie nach Wales im Südwesten Englands. Und in ein Dorf, das eigentlich schon seit zweieinhalb Jahrhunderten nicht mehr existiert. Wo es sich einst erhob, finden die Halbvampirin und die Reporterin nur noch Heidekraut und Felsen - nicht einmal Ruinen. Trotzdem geben sie nicht auf. Ihr Lohn ist Erkenntnis... die Erkenntnis, in eine Falle zu geraten, aus der es nur noch einen Ausweg gibt: den Tod.

"(S. 21-22)

Gegenwart

Elisabeth MacKinsey kehrte geschwängert in ihre Wohnung zurück. Rauchgeschwängert. Zehn einsam-gemeinsame Minuten mit ihrem Spezialfreund Moskowitz hatten genügt, in Nikotin zu erstarren. Ein Vollbad oder eine sehr heiße und sehr langanhaltende Dusche erschienen ihr als einzige Rettung. Sie hoffte, dass sie Lilith antreffen würde. Vielleicht– nein, sicher– würde diese ihr den Rücken schrubben… Trotz des anhaftenden Tabakteers hatte sich die Unterhaltung mit Moskowitz gelohnt. Ohne die Hintergründe ihres Interesses aufzudecken, hatte sie den Fotografen des Sydney Morning Herald gefragt, wie sie an Kartenmaterial herankommen konnte, das auch die winzigsten Ortschaften eines Landes sicher aufführte.

Er hatte sie auf die Nationalbibliothek verwiesen und sich erkundigt, woran genau sie interessiert sei. Beth hatte kein Problem darin gesehen, ihm die Begriffe Cymru, Radnor und Llandrinwyth um die Ohren zu feuern. Umso verblüffter war sie gewesen, als Moskowitz neben enormen Kenntnissen in Fotografie und stinkenden Zigarrenmarken auch noch ein gerütteltes Maß an Allgemeinbildung bewies.»Das klingt alt«, hatte er zwischen zwei Qualmwolken erklärt.»Ich würde also die wirklich alten Kartenüberprüfen. Vielleicht hat sich im Laufe der Zeit der Ortsname geändert– so was soll in den besten Ländern vorkommen…«

Obwohl sich Beth zunächst ein bisschen geärgert hatte, nicht selbst auf das Naheliegende gekommen zu sein,überwog ihre Dankbarkeit an den allgemein nicht sehr gelittenen Moskowitz, die sie darin manifestierte, dass sie ihm aus Privatvermögen anonym eine waschechte Havanna zuschleuste– nachdem sie den Tipp auf seine Tauglichkeit hinüberprüft hatte. Darüber– und dem schnöden Tagwerk, das Moe Marxx, der ewige Nörgler und Chefredakteur des Sydney Morning Herald, ihr aufgebürdet hatte–, war es später Abend geworden. Beth hasste es, im Dunkeln nach Hause zu kommen.

Schon beim Aufschließen der Wohnungstür hörte sie Geräusche aus der kleinen Küche. Dass kein Licht brannte, verwunderte nicht weiter. Lilith hatte ein Faible dafür, sich wie eine Katze durch die Finsternis zu bewegen. Mit traumhafter Sicherheit, wie man ihr zugestehen musste. Alles an ihr war traumhaft. Und verdammt aufregend! Beth haderte längst nicht mehr damit, sie aufgenommen zu haben. Sie hasste nichts mehr als»Wischiwaschi«, und seit Lilith da war, gab es keinen einzigen Tag und keine Nacht mehr, die in diese»Schublade« zu pressen war!»Lilith…?« Keine Antwort. Beth knipste die Beleuchtung an und pflanzte ihre Tasche mitten auf den Boden. Nachdem sie die Wohnungstür geschlossen hatte, wechselte sie in die Küche. Als sie auch hier Licht machte, erstarrte sie.

So wie auch Lilith erstarrt war. Sie stand vor der Spüle und hielt eines der größeren– und wohl auch schärferen– Messer so unmissverständlich in der Hand, dass Beth im ersten Moment nur wie gelähmt zusehen konnte.»Lilith!« Der Schrei fror den aus seiner Starre erwachenden Körper der Halbvampirin erneut ein. Und stoppte die Bewegung des Messers zur Kehle… Beth streifte die lähmende Gänsehaut ab und legte mit einem einzigen Satz die Kluft zu Lilith zurück. Obwohl sie im Ernstfall keine Chance gegen ihre Kraft gehabt hätte, packte sie Liliths»Waffenarm« und bog ihn zurück. Fast widerstandslos ließ sich die Halbvampirin die Klinge abnehmen."