: Eleanor Elliott Thomas
: Das Gegenteil von Erfolg Roman
: DuMont Buchverlag
: 9783755810117
: 1
: CHF 4.90
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 288
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Lorrie Hope hat zwei entzückende kleine Kinder, einen liebevollen Partner und einen Bürojob bei der Stadtverwaltung. Und oft absolut keine Ahnung, wie sie das alles unter einen Hut kriegen soll. Das Hamsterrad dreht sich unterdessen immer weiter: An diesem Freitag läuft ihr großes Projekt »Green Cities« an, eine Initiative für mehr Grünflächen in der Stadt, und sie hat eine Beförderung in Aussicht. Glaubt sie zumindest. Derweil bandelt ihre beste Freundin Alex mit der Frau von Lorries Ex an - der entscheidend am Sponsoring von »Green Cities« beteiligt ist. Das Chaos ist vorprogrammiert. Während der Tag langsam, aber sicher auf eine Vollkatastrophe zusteuert, versuchen Lorrie und Alex herauszufinden, was sie vom Leben, von der Liebe und dem mittleren Management zu erwarten haben.>Das Gegenteil von Erfolg< ist ein nicht nur irre komischer, sondern auch ein extrem frischer, cooler und schlauer Roman am Puls der Zeit über Arbeit, Mutterschaft, Freundschaft, Kapitalismus und den Mut zu scheitern. »Dieser Roman ist total lebendig und strotzt vor Freude, Humor, Intelligenz und schlechtem Benehmen. Ich liebe ihn.« SOPHIE CUNNINGHAM

ELEANOR ELLIOTT THOMAS arbeitete viele Jahre als Anwältin, bevor sie sich ganz dem Schreiben zuwandte. Sie lebt mit ihrem Partner und zwei Kindern in Melbourne.>Das Gegenteil von Erfolg< ist ihr Debütroman.

TEIL 2

Alex

An den meisten Tagen wachte Alex um sechs Uhr morgens auf, und obwohl sie höchstens ein paar Stunden geschlafen hatte, war das heute nicht anders. Sie hatte Schlafstörungen, was nichts Ungewöhnliches war: Schlaf war immer das Erste, was flöten ging, wenn in ihrem Leben etwas schieflief. Sie war um kurz nach elf ins Bett gegangen, aber es hatte lange gedauert, bis sich das hochfrequente Rauschen in ihrem Hirn so weit gelegt hatte, dass sie einnickte. Selbst dann war ihr Schlaf unruhig und von langen Wachphasen unterbrochen gewesen, in denen sie sich dabei ertappte, wie sie im Geiste sämtliche Probleme durchging, die sie tagsüber nicht hatte lösen können, und eins nach dem anderen hervorzog, um sie in den dämmerigen Stunden zwischen ein und vier Uhr morgens genauestens unter die Lupe zu nehmen, als könnte sie in der Dunkelheit besser sehen als im Licht.

Bis vor zwei Wochen war es ihr noch gut gegangen. Sie hatte gegessen, Sport getrieben und – laut ihrer Armbanduhr, die ihre Körperdaten analysierte und auswertete, als wäre sie eine Hochleistungssportlerin, für die diese Informationen wichtig waren – sogar anständig geschlafen, manchmal über sechs Stunden pro Nacht. Aber das war zwei Wochen her. Jetzt konnte sie sich nicht einmal dazu durchringen, die App zu öffnen. Sie hatte kein Bedürfnis, die deprimierende digitale Aufzeichnung ihrer mangelnden Nachtruhe zu sehen und des körperlichen Spitzenzustands, in dem sie sich nicht mehr befand.

Stattdessen öffnete sie ihren Messenger – nichts Neues, bis auf eine Nachricht von ihrem Vater mit einer Liste von Lebensmitteln, die sie ihm besorgen sollte. (Tomaten der Sorte Black Russian? Einen ganzen Red Snapper? Eine Yuzu? Wo sollte sie das alles herkriegen?) Er hatte die Nachricht um 4.41 Uhr abgeschickt und ihr damit wieder einmal bestätigt, dass seine Gene an ihrer verflixten Schlaflosigkeit schuld waren.

Alle anderen, von ihrem Vater abgesehen, ignorierten sie anscheinend. Sogar Lorrie, die inzwischen wissen müsste, wie sehr es Alex stresste, wenn man ihr nicht antwortete, sogar Lorrie hatte ihr immer noch nicht wegen der Green-Cities-Sache Bescheid gesagt. Bestimmt hatte sie es vergessen. Alex schickte ihr eine Erinnerung, legte das Handy weg, legte sich zurück aufs Bett und starrte an die Decke, die genau über der Stelle, wo sie schlief, leicht durchhing. Scheiße. Würde sie in der Nacht über ihr einstürzen und sie unter einem Haufen Gipskartonplatten, Rattenscheiße und modriger Isolierung begraben? Sie war sich relativ sicher, dass das nicht gemeint war, wenn man davon sprach, friedlich im Schlaf zu sterben.

Sie spürte einen vertrauten Schmerz in den Beinen, der ihr sagte, dass sie noch etwas schlafen sollte, aber die ebenso vertraute Kakofonie in ihrem Kopf bestätigte ihr, dass sie es gar nicht erst zu versuchen brauchte. Die Sonne fiel schwach durch die Jalousien, und schon jetzt war sie überfordert von den ganzen Sachen, die sie tagsüber zu erledigen hatte – die ganzen Sachen, die sie gestern nicht geschafft hatte und vorgestern nicht und auch nicht am Tag davor. Sollte heute der Tag sein, an dem sie ihre Fähigkeit zurückerlangen würde, sich um einfache Aufgaben zu kümmern? Den Eindruck hatte sie nicht. Aber sie konnte nicht alles ewig aufschieben.

Ramone winselte leise am Fußende des Betts. Wahrscheinlich musste er raus zum Pinkeln. Er war in die Jahre gekommen, der arme alte Kerl. Seine Blase war nicht mehr das, was sie mal war.

»Morgen, Süßer«, sagte sie, ließ die Hand über die Bettkante baumeln und wartete darauf, dass er sich hochrappelte. Die Pfoten klackerten auf den Dielen, als er um die Ecke kam