Kapitel 1
Mit einem lauten Knall fiel die Tür hinter ihr ins Schloss. Normalerweise hätte Celina sich für ein derartiges Verhalten geschämt, aber heute Abend war sie schlicht zu wütend, um solche Empfindungen zuzulassen. Ihr Schmuck erfuhr dieselbe Behandlung. Obwohl es sich dabei um teure Erbstücke ihrer Urgroßmutter handelte, riss sie die Kette und den Ring unsanft von Hals und Finger und warf alles in die nächstbeste Ecke. Ob der Schmuck dadurch kaputtginge oder nicht, spielte für Celina im Augenblick keine Rolle. Ihre Sinne waren einzig und allein von Zorn beherrscht. Halb ausgezogen setzte sie sich auf ihr Bett, ballte die Hände zu Fäusten und schlug auf die Matratze ein.
Wie konnten ihre Eltern nur so etwas Hinterlistiges tun? Sie schüttelte erbost den Kopf. Ihr Verhalten reichte weit über ihren persönlichen Horizont hinaus und war mit Intelligenz nicht zu verstehen. Vielleicht brauchte man dafür eher Stumpfsinn, Abgebrühtheit oder auch Gier. Selbstverständlich wusste sie, dass es mit dem Geld ihrer Familie nicht zum Besten stand, obwohl darüber so gut wie möglich geschwiegen wurde. Aber Celina war kein kleines Mädchen mehr, sondern eine junge Frau von zwanzig Jahren und nebenbei mit Scharfsinn gesegnet. Es war schwierig, ihrer Neugierde auszuweichen oder sie mit undurchsichtigen Erklärungen abzuspeisen, sehr zum Leidwesen ihrer Mutter.
Celinas Wut schwoll erneut an. Sie presste die Lippen zusammen, um sich zu beruhigen, was jedoch nur begrenzt half. Warum zum Teufel sollte Celina sich für ihre Eltern oder vielmehr für die Sünden ihres Vaters opfern? Schließlich war es nicht ihre Schuld, dass sich die Weltordnung in den dreißig Jahren seit der Französischen Revolution grundlegend verändert hatte.
Die Hoffnung wohlhabender Familien, dass nach dem »kurzen Sturm« wieder alles seinen gewohnten Ga