: Rhys Bowen
: Je kälter der Tod Ein Wales-Krimi
: dp Verlag
: 9783986376963
: 2
: CHF 4.90
:
: Erzählende Literatur
: German

Eine Feindschaft mit dem Nachbarort hat tödliche Folgen…
Band zwei der Cosy Crime-Reihe von New York Times Bestseller-Autorin Rhys Bowen

Langsam gewöhnt sich Evan Evans an seine Rolle als Constable des walisischen Dorfs Llanfair. Vor allem die beschauliche Arbeit als Schlichter von nebensächlichen Streitigkeiten der Dorfbewohner– seien es konkurrierende Geistliche, Gewerbetreibende oder ganz normale walisische Exzentriker– sagt ihm zu. Doch eine ungewöhnliche Verkettung von Ereignissen bringt verborgene Konflikte ans Licht und dem Constable wird klar, wie tief die Feindseligkeiten der Llanfairer verwurzelt sind. Durch eine faszinierende archäologische Entdeckung lebt die Feindschaft mit dem Nachbarort Beddgelert neu auf. Als diese Rivalität plötzlich tödlich endet, gerät Constable Evans in einen Strudel aus kulturellem Stolz, Täuschung und Gier…

Dies ist eineüberarbeitete Neuauflage des bereits erschienenen Titels Mord im Nachbarort.

Wei ere Titel dieser Reihe
Je tiefer das Tal (ISBN: 9783986379452)
Je blinder die Gier (ISBN: 9783986377151)
Je süßer der Mord (ISBN: 9783986377250)
Je dunkler die Berge (ISBN: 9783986377410)
Mord im Sinn (ISBN: 9783987781209)
Tödlich Tatsachen (ISBN: 9783987781490)
Cottage mit Mord (ISBN: 9783987781360)
Tödlich Melodie (ISBN: 9783987781421)
Mord ohne Ende (ISBN: 9783987781353)

E ste Leser:innenstimmen
„Endlich geht es weiter mit Constable Evans!“
„Rhys Bowen weiß genau, wie sie die Spannung derart in die Höhe treibt, dass man den Krimi gar nicht mehr aus der Hand legen kann.“
„Spannend, mitreißend und humorvoll.“
„Constable Evans hat mich auch dieses Mal wieder mitfiebern lassen!“
„Detailliert gezeichnete Charaktere, ein tolles Setting und eine spannende Geschichte.“



Rhys Bowen wurde in Bath, England, geboren, studierte an der London University, heiratete in eine Familie mit historischen königlichen Verbindungen und verbringt nun ihre Zeit im Norden von Californien und Arizona. Zunächst schrieb sie Kinderbücher, doch auf einer Reise in ihre malerische walisische Heimat fand sie die Inspiration für ihre Constable-Evans-Krimis. Diese Kriminalgeschichten sind mittlerweile Kult und wurden mehrfach mit Preisen ausgezeichnet.

1. Kapitel


Colonel Arbuthnot schritt über das federnde Gras und blies seine Wangen auf, während trompetenartige Laute von seinen geschürzten Lippen kamen. Das Lied war gerade so alsMen of Harlech erkennbar. Schafe sahen vom Grasen auf und stoben auseinander, verschreckt von den seltsamen Geräuschen, die aus dem Mund des Colonels kamen, und den Schlägen, mit denen sein mit einem silbernen Knauf verzierter Spazierstock gegen Büschel aus Ginster und Farn stieß.

Obwohl er auf die Achtzig zuging, war der Colonel eine imposante Gestalt, mit aufrechter Haltung und zielgerichtetem Schritt. In seinen besten Tagen war er ein stattlicher Mann gewesen und er glaubte noch immer gern, dass die Damen ihn für attraktiv hielten. Stolz trug er einen gepflegten, kleinen Schnurrbart, doch dieser Tage hingen seine schweren Wangen zu beiden Seiten herab und seine einst furchterregenden Augenbrauen stachen wie Krabben über den verblassten, wässrig blauen Augen hervor. Obwohl es Hochsommer war, trug der Colonel sein gewohntes Tweedsakko, darunter eine kanariengelbe Weste, ein kariertes Hemd, und um den Hals eine Seidenkrawatte mit Paisley-Muster. Sein einziges Zugeständnis an die Jahreszeit war ein verblasster Panama-Strohhut, den er trug, wann immer es möglich war, um die kahle Stelle auf seinem Schädel vor der Sonne zu schützen. Die Kinder von Llanfair imitierten den unverwechselbaren Gang des Colonels, jedoch nur hinter seinem Rücken.

Eine steife Bergbrise wehte Colonel Arbuthnot ins Gesicht. Er hielt inne und atmete tief ein.

»Ah«, sagte er und schlug sich auf die Brust. »Schon besser.«

Zum ersten Mal seit Monaten fühlte er sich lebendig. Gott, es tat gut, dieser trostlosen Wohnung in London zu entkommen. All diese endlosen Tage der Stille, nur unterbrochen von strammen Spaziergängen zur Bibliothek, um Zeitungen zu lesen, die er sich nicht länger leisten konnte, oder, an schönen Tagen, zwei Runden um den See im Park, für die Gesundheit. Zum Glück hatte er zu wohlhabenderen Zeiten eine lebenslange Mitgliedschaft in seinem Club erstanden, doch er ging kaum noch hin. Das schien wenig Sinn zu haben, seit der alte Chaterham vergangenes Jahr gestorben war. Jetzt war er der einzige, der von seiner Generation noch übrig war, und die jüngeren Burschen interessierten sich nicht dafür, was er zu erzählen hatte. Sie hielten ihn für einen alten Zausel und ließen sich Ausreden einfallen, um davonzueilen – die jüngere Generation schien stets in Eile zu sein. Ständig diesen verdammten Mobiltelefonen ausgeliefert. Keine Zeit, das Leben zu genießen. Colonel Arbuthnot bemitleidete sie. Er hatte immerhin mal das gute Leben gekannt. Er hatte Tiger gejagt, mit Maharadschas diniert und in Marmorpalästen mit schönen Frauen geschlafen. Die Jugend verstand nichts von Jagdsport, Konversation oder Liebe. Keine Manieren und keine Zeit, stellte der Colonel fest und enthauptete brutal eine große Distel.

Wolken jagten über ihn hinweg und eröffneten kurze, verlockende Ausblicke auf Berge, Seen und steile, mit Schafen übersäte Wiesen. Er hatte nicht bemerkt, wie hoch er schon geklettert war. Nicht schlecht für einen Senioren, sagte er sich. Er würde wetten, dass diese jungen Schwächlinge im Club nicht mit ihm Schritt halten könnten, obwohl sie behaupteten, so viel Zeit in ihren Fitnessclubs zu verbringen, um sich in Form zu halten.

Unter ihm lag das Dorf Llanfair wie eine Reihe aus Puppenhäusern: Sie säumten die Straße, die zum Pass emporstieg und sich um Mount Snowdon wand. Mit zärtlichem Blick sah der Colonel hinab. Mit seinen einfachen, schiefergedeckten Cottages konnte es kaum mit der Schönheit der idyllischen, gemütlichen britischen Dörfer mit ihren Reetdächern und Bauerngärten mithalten. Aber die Kulisse, hoch oben am Pass, mit Gipfeln, die zu beiden Seiten in die Höhe ragten, war spektakulär. Am hinteren Ende des Dorfes machte er die Silhouette desRed Dragon aus, das bemalte Schild des Pubs pendelte an der Frontseite. Genau so sollte ein Pub sein, sagte er sich und nickte zufrieden. Immer genug Burschen mit Zeit zum Plaudern, die Frauen beschränkten sich üblicherweise auf die Lounge, wo man sie sehen, aber nicht hören konnte; genau so mochte er es. Entzückende Kreaturen, diese Frauen, aber sie tendierten zu bedeutungslosem Geschwätz, wenn man sie nicht an die Kandare nahm – bis auf Joanie. Sie war nie geschwätzig gewesen. Sie hatte mit einem sanften Lächeln auf den Lippen seinen Geschichten gelauscht und stets über seine Witze gelacht. Gott, er vermisste sie immer noch so sehr …

Immerhin waren sie im Pub von Llanfair höflich genug, sich seine Geschichten anzuhören. Sie gaben sogar vor, interessiert zu sein. »Haben Sie denn je einen Tiger erlegt, Colonel?«, würden sie fragen. Und er könnte antworten: »Einen Tiger erlegt? Ich kann euch erzählen, wie ich an einem Tag drei Tiger zur Strecke gebracht habe. Wir mussten natürlich behaupten, der Maharadscha hätte sie erlegt. Das Protok