: Alexander Meining
: Mord im Ringpark Historischer Kriminalroman
: Gmeiner-Verlag
: 9783839272886
: Assessor Georg Hiebler
: 5
: CHF 8.10
:
: Historische Kriminalromane
: German
: 224
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Würzburg 1887/1888. Der schwedische Gartenarchitekt Jöns Lindahl wird erschossen im Ringpark aufgefunden. Alles spricht für einen Selbstmord. Doch Georg Hiebler, Beamter im Königlich Bayerischen Innenministerium, glaubt nicht daran. Stur, ehrgeizig und rastlos beginnt er zu ermitteln. Auf die Unterstützung der Gendarmerie kann er nicht zählen, beginnt doch in wenigen Tagen der Faschingsumzug. Eine Spur führt Hiebler zu den Theosophen, einer Gruppe Esoteriker. Doch am Ende kommt alles anders ...

Geboren und aufgewachsen ist Alexander Meining in München. Dort studierte er Geschichte und später Medizin. Mittlerweile lebt und arbeitet er in Würzburg. 2018 begann er, zunächst unter einem Pseudonym, zeitgenössische und historische Romane zu schreiben. Mit 'Mord im Ringpark' startet er eine Reihe historischer Krimis mit dem schönen Würzburg des ausgehenden 19. Jahrhunderts als Kulisse. Reale Personen und historische Ereignissen bieten hierbei den Rahmen für fiktive Geschichten, bei denen der Schauplatz, die Epoche, die Charaktere und die Spannung im Vordergrund stehen.

Kapitel drei


Hiebler kam am Nachmittag des 30. Januar 1888 am neuen Würzburger Hauptbahnhof an. Die Stadt zeigte sich für einen Wintertag von ihrer freundlichen Seite. Es war zwar mit knapp über dem Gefrierpunkt kühl, aber die Sonne schien und es war windstill. Hiebler stellte seine Reisetasche auf dem Bahnsteig ab und blickte sich um. Hinter dem Bahnhof ging es steil einen Hang bergauf, vor ihm lag die Stadt. Die Hügel waren braun und baumlos. Stattdessen sah er Felder, die er momentan nicht richtig einordnen konnte. In akkurat angelegten Reihen mit ein bis zwei Metern Abstand standen etwa 70 Zentimeter hohe Pflöcke Spalier. Die gesamte Erhebung war voll damit. Die Pflöcke sahen aus wie knorrige Holzkeulen, die man in den Boden gerammt hatte. Er überlegte, um was es sich hierbei handelte. Dergleichen hatte er bisher noch nie gesehen.

Ein Passant, der Hieblers Ratlosigkeit erkannte, gab ihm die Antwort: »Beeindruckend, oder? Das ist der Würzburger Stein«, sagte er. »Hier wächst der beste Wein der Welt – zumindest für uns Unterfranken!«

Hiebler nickte. »Ah, Rebstöcke!«, sagte er.

»So ist es! Unser Silvaner, um genau zu sein«, erklärte der Mann weiter. »In sechs Monaten ist hier alles grün, in acht Monaten hängen die Trauben an den Stöcken. Mitte September erfolgt die Weinlese.«

Hiebler nickte stumm. Ihm war die eigene Unwissenheit peinlich. Da hatte man studiert, arbeitete im Ministerium des Königreichs Bayern und konnte nicht mal Rebstöcke erkennen. Für ihn war Wein immer ein fremdes Getränk gewesen. Etwas, das aus Frankreich oder Italien kam und nur zu besonderen Anlässen getrunken wurde. Für ihn als Münchner gab es nur Bier und Wasser.

»Sie sind aber nicht von hier, oder?«, sprach der Mann weiter.

Hiebler lächelte verlegen, nahm seine Tasche und wandte sich ab, ohne eine Antwort zu geben.

Vom Bahnsteig aus durchquerte er die Bahnhofshalle. Vor dem Gebäude öffnete sich ein kleiner Platz. Er ließ sich die Sonne ins Gesicht scheinen und warf einen Blick auf die Stadt. Hiebler sah ein halbes Dutzend Kirchtürme auf engsten Raum über die Dächer der Innenstadt hinausragen. In das Zentrum führte eine Straße mit breiten Gehwegen und vielen Geschäften unterschiedlichster Art an beiden Seiten. Um zur Straße zu kommen, musste man den Bahnhofsvorplatz überqueren. Dieser ging wiederum links und rechts in eine Parkanlage über. Die Bäume des Parks waren relativ niedrig, es gab fast nur abgesperrte Areale. Die vielen Passanten auf dem Weg zum oder vom Bahnhof weg quälten sich über sandige Wege. Neben den befestigten Wegen waren vereinzelt Pflastersteine aufgehäuft und Sand zu kleinen Hügeln aufgeschüttet.

Eine Baustelle, dachte Hiebler. Die Baustelle eines Parks – Lindahls Parks.

Hiebler ließ sich mit dem Fußgängerstrom mitreißen, überquerte den Platz und ging durch die Kaiserstraß