KAPITEL ZWEI
6:01 Uhr Eastern Standard Time
South Ward
Newark, New Jersey
Luke Stone spürte die Beschleunigung des gepanzerten Wagens, als er um die letzte Kurve bog und seine Fahrt in Richtung Haus aufnahm.
»Eine Minute«, sagte der Teamleiter. Er saß drei Leute weiter oben auf der Bank, links von Luke.
»Rock’n‘Roll«, erwiderte jemand auf der anderen Seite des Trucks.
»Beeilt euch«, forderte der Teamleiter. Er stand auf und hielt sich an der Stange über seinem Kopf fest. Er trug einen Helm mit heruntergeklapptem Visier, sodass seine Gesichtszüge schwer zu erkennen waren. Luke kannte ihn als einen großen Kerl mit buschigem Bart und einer Colaflaschenbrille, die er sich ins Gesicht geschnallt hatte; er war der ehemalige Captain der 1st Special Forces. Der Typ schien völlig furchtlos zu sein. Das hier war nicht sein erstes Rodeo.
»Schlagt hart zu. Kein Zögern. Das sind alles böse Jungs da drin. Lasst sie nicht eine Sekunde lang kämpfen.«
Luke konnte das Haus von dort aus, wo er saß, nicht sehen, aber er konnte sich jedes Detail davon in Erinnerung rufen. Er hatte die Fotos und die Hauspläne studiert.
Es war ein niedriger, einstöckiger Bungalow in einer Nachbarschaft mit fast identischen Häusern. Der Vorgarten und das Grundstück drum herum waren überwuchert und mit Unkraut zugewachsen. Ein paar kleine Fahrräder lagen auf der Seite in der Nähe der Mauer.
Sie befanden sich fünf Blocks von einer riesigen Mülldeponie entfernt – wären da nicht die Kipplaster, die ständig darüber fuhren, und die Möwenschwärme, die sich vom Himmel aus auf Essensreste stürzten, könnte man die grasbewachsene Deponie mit einem kleinen Berg verwechseln. Wie ein Park, in dem die Leute spazieren gingen und wanderten.
Es gab drei Schlafzimmer und ein Badezimmer im Inneren, die Schlafzimmer lagen am Ende eines schmalen Flurs. Das Wohnzimmer war dort, wo man durch die Eingangstür eintrat. Eine kombinierte Küche und ein Esszimmer. In der Küche führte eine Tür hinunter in einen unterirdischen Keller. Es gab einen eingezäunten Hinterhof, der genauso von Unkraut überwuchert war wie der vordere.
Eine Gruppe von Doorbusters der Drug Enforcement Agency sprang wahrscheinlich in dieser Sekunde über den Zaun in den Hof. Ein DEA-Hubschrauber mit einem Scharfschützen in der Tür folgte dem gepanzerten Truck etwa einen halben Kilometer dahinter. Er würde Sekunden nach dem Truck ankommen.
»Dreißig Sekunden«, sagte der Teamleiter.
Der Motor des großen gepanzerten Trucks wurde lauter. Sie waren jetzt wirklich in Bewegung.
Luke schaute zu Ed Newsam hinüber. Ed saß auf der gegenüberliegenden Fiberglasbank, behelmt, Visier hochgeklappt, schwarze Schutzweste mit den weißen Buchstaben DEA auf der Brust. Seine Shotgun ruhte auf seinen Knien. Ed und Luke waren beide zwischen anderen Männern in schwarzen Overalls, Helmen und Schutzwesten eingepfercht. Die Männer sahen alle aus wie viele namenlose, gesichtslose Sturmsoldaten.
Luke fing Eds Blick auf. Ed nickte, aber Luke konnte seine Augen nicht lesen. Die beiden waren von ihrer Agentur ausgeliehen worden. Sie waren als Gäste hier, um eine Einschätzung zu einem Drogenhaus-Takedown vorzunehmen. Sie waren vor sechsunddreißig Stunden von Washington, D. C. hergefahren. Es waren gute Jungs, aber Ed und Luke kannten sie kaum.
Der Teamleiter schwankte mit der Bewegung des Trucks.
»Jetzt … gehts … los!«
Luke warf einen Blick an ihm vorbei nach vorne. Der Truck war weit geöffnet und er konnte durch die Windschutzscheibe sehen, was der Fahrer auch sah.
Das Haus befand sich direkt vor ihnen. Blassgelb, längst verblichen; braunes Schindeldach mit einem leichten Überhang. Es kam schnell näher.
Der Truck brach durch den Zaun und fuhr die kurze Steigung der Auffahrt zum Haus hoch. Er holperte und hüpfte über den unebenen Schotter. Die Einfahrt endete an einem Panoramafens