Kapitel 1
„Auf deine Scheidung!“
„Hört, hört!“
„Sei froh, dass du den los bist!“
War das eben ein genervtes Stöhnen gewesen?
Mark Herron horchte auf, als er die Jubelrufe der Frauen hinter sich vernahm. Gläser klirrten, und rings um den großen Tisch in der angesagten BarThe Ludo Lounge in Seattle wurde lautstark gekichert. Er wagte es nicht, sich zu den Frauen umzudrehen – noch nicht –, aber er blendete den Rest der Bar aus und konzentrierte sich ganz auf das interessante Gespräch am Tisch hinter seinem.
Wer feierte denn bitte eine Scheidung?
Er sicherlich nicht.
Für ihn war es die furchtbarste, herzzerreißendste Erfahrung gewesen, die er jemals hatte durchleben müssen. Ganz zu schweigen davon, wie sehr Gabe darunter gelitten hatte. Nein, Marks Scheidung von Cheyenne war wirklich grausam gewesen.
Und doch schienen diese Frauen aus demselben Grund hier zu feiern. Zumindest einige von ihnen.
Die Bar war auf jeden Fall der richtige Ort dafür. Große Tische in dunklen Nischen, wummernde Musik, eine kleine Tanzfläche und horrende Getränkepreise – selbst für ein einfaches Glas Hauswein –, die all jene fernhielten, die sich nur betrinken und abgeschleppt werden wollten. Diese Bar hatte Klasse. Aber das bedeutete natürlich nicht, dass man hier keinen Spaß haben konnte, und genau darauf waren die Frauen hinter ihm wohl aus.
„Komm schon, Tori, das ist doch ein Grund zu feiern“, sagte eine Frau aufmunternd. „Du bist ihn endlich los, für immer.“
„Ja …“, erklang eine leise, beinahe zögerliche Stimme. „Für immer.“ Sie wirkte bei Weitem nicht so enthusiastisch wie der Rest der Gruppe. „Abergenau genommen sind wir ja noch gar nicht geschieden. Ich habe nur offiziell die Trennung beantragt.“
„Na, das ist doch ein Anfang!“, jubelte eine dritte Frau.
„Nachdem er mich rausgeschmissen hat“, fügte die zweite leise hinzu.
„Ach, komm schon, du hast doch noch dein ganzes Leben vor dir“, mischte sich eine weitere Freundin ein. „Und Seattle ist voller attraktiver Single-Männer.“
„Stimmt. Pack das Leben bei den Eiern, Chica!“ Diese Frau klang unglaublich betrunken. Mark konnte sich bildlich vorstellen, wie sie bei dem Satz einen imaginären Hoden packte, der über dem Tisch baumelte. „Die Welt liegt dir zu Füßen! Oh, wisst ihr, was wir jetzt brauchen? Austern! Die sind doch ein Aphrodisiakum, und Tori braucht heute unbedingt einen heißen One-Night-Stand.“
Mark schauderte. Wer auch immer diese Tori war, sie hatte sein aufrichtiges Mitgefühl.
„Mir geht es gut, Mädels, ehrlich“, vernahm er wieder die schüchterne Stimme. „Ich brauche kein Aphrodisiakum. Heute hat hier niemand einen One-Night-Stand … also, zumindest nicht ich. Ich brauch erst mal ’ne Pause von Männern.“
„Ich glaube nicht, dass Ken eine Pause macht“, sagte die unsympathische, Austern liebende Freundin. „Er hat es ja nicht mal geschafft,während eurer Ehe treu zu bleiben. Wieso sollte er also jetzt eine Pause machen?“
„Tut er ja auch nicht. Ich weiß, dass er jetzt mit Nicole zusammen ist, dieser Zahnarzthelferin, mit der er mich betrogen hat. Seine Schwester hat mir erzählt, dass die scho