Kapitel 1
KLINGELING (Gwen)
»Verdammt noch mal!« Ich lasse beide Hände mit solcher Wucht auf meinen Schreibtisch klatschen, dass der Plastikbehälter voller Stifte heftig wackelt und beinahe umfällt.
Das ständige Klingeln des Telefons macht mich noch wahnsinnig.
Die Schreibutensilien klappern noch, als ich mit einem lauten Schnauben meinen Stuhl zurückschiebe. Was mache ich überhaupt hier?
Als wären die unzähligen unbezahlten Überstunden, die ich darauf verwende, Daten eines Computers von biblischem Alter wiederherzustellen, nicht Strafe genug. Dazu der unfreundliche Umgangston, eilige Anliegen in allerletzter Minute, die meinen Feierabend immer weiter hinausschieben, und all das andere, das mir in diesem Job mit großer Regelmäßigkeit die Laune verdirbt, aber das …
Dieses unablässige Klingeln ist einfach unerträglich. Lieber würde ich als Schädlingsbekämpferin arbeiten und mich den ganzen Tag mit wütenden Hornissen herumschlagen, die keinerlei Verständnis dafür haben, dass die Menschen ihre Nester nicht in der Nähe ihrer Behausungen haben möchten.
Ich habe ein für alle Mal genug.
Ich stehe auf, strecke meine schmerzenden Glieder, durchquere den Raum und reiße die Tür zu Mannys Büro auf.
Jeder Raum dieser ach so renommierten – würg – Anwaltskanzlei ist kleiner als die meisten Besenkammern. Aber so ist das Leben. Und es ist mein trauriger Witz von einem Job.
Meinem Job bei Stork, Storkley und Partner, wobei es einen Storkley ebenso wenig gibt wie die vermeintlichen Partner.
Manny Stork, Rechtsanwalt, ist der einzige Jurist hier, und auch das ist im Grunde schon übertrieben. Und die einzige andere Person, die man großzügig als »Partner« im weitesten Sinne bezeichnen könnte, bin ich, und ich befasse mich seit einem IT-Absturz vor zwei Wochen mit nichts anderem als mit der Datenwiederherstellung auf einem antiquierten Rechner.
Aber wie heißt es so schön? In der Not frisst der Teufel Fliegen.
Allerdings frage ich mich inzwischen, ob die Not irgendwann mal ein Ende hat. Zu ärgerlich, dass dieser Jo