: Roberta Gregorio
: Das Wunder von San Teodoro Roman
: Goldmann
: 9783641288594
: 1
: CHF 8.00
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 416
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
»Ich liebe die Romane von Roberta Gregorio! Denn keine beschreibt Italien so authentisch und sensibel wie sie.« Manuela Inusa
Bella Italia - dieser Roman bringt Wärme und Sonnenschein ins Leben!

Bürgermeisterin Mafalda ist verzweifelt. So sehr sie sich auch bemüht: San Teodoro, ihr idyllisches Dörfchen in den kampanischen Hügeln, hat wohl keine Zukunft. Gerade einmal hundert Menschen leben noch hier, und wenn der alte Carmelo stirbt, wird der Ort mangels Einwohnern auch noch den Gemeindestatus verlieren. In ihrer Not bittet Mafalda die Unternehmensberaterin Violetta um Hilfe. Violetta verliebt sich erst in das Dorf, dann in seine traditionellen Pastagerichte und schließlich in Mafaldas Sohn Fernando. Sie ist entschlossen, San Teodoro zu retten - mithilfe einer Senioren-WG und deren Rezepten. Doch womöglich kann nur ein Wunder des heiligen Teodoro alles zum Guten wenden ...

Ein italienisches Dorf trotzt seinem Untergang mit Phantasie, Courage und dem perfekten Pastarezept!

Roberta Gregorio wurde 1976 im bayerischen Fürstenfeldbruck geboren und lebt heute in Süditalien. Ihre große Leidenschaft für Sprache und Bücher lebt sie als Autorin, Leserin und Übersetzerin aus. Wenn sie einmal eine kurze Pause braucht, geht sie an den Strand und lässt die Seele baumeln. Denn die Sache mit dem Dolcefarniente, kann sie besonders gut.

Kapitel 1


San Teodoro

Mafalda Bianchi schwang sich von ihrem alten Damenfahrrad und stellte es bei Micheles Bar an der Hauswand ab, vor der schon die üblichen Rentner an einem der drei wackligen Tische saßen und Karten spielten. Mit Hut auf dem Kopf und Zahnstocher im Mundwinkel.

»Buongiorno, Sindaco. Deincaffè geht auf mich !«, rief Lillo, der Jüngste im Bunde. Er sah ein bisschen aus wie Al Bano und wurde deshalb von allen geneckt. Lillo fühlte sich geehrt, doch singen konnte er nicht.

»Sindaca …«, betonte Mafalda. Bürgermeisterin. Sie bestand seit Neuestem auf die weibliche Form. Das mussten die Bewohner von San Teodoro aber erst lernen. Sehr langsam, fast träge. Wie alles in San Teodoro.

»Was hat sie gesagt ?«, fragte Lillo, selektiv schwerhörig, seit er vor drei Jahren achtzig geworden war, seinen Sitznachbarn und besten Freund Alfio. Der wiegelte nur ab, machte seltsame beschwichtigende Zeichen mit seinen dürren Händen und Armen, die er hin und her schwang wie Fahnen im Wind und dann senkte, damit Lillo begriff, dass alles gut war.

Mafalda ging näher an Lillo heran, beugte sich vor und sprach das Wort noch einmal aus, laut und deutlich. »Sindaca, mita am Ende.«

»Warum denn das ? Es hieß doch immer schon Sindaco.« In Lillos Gesicht lag ehrliche Verwunderung. Seine randlose Brille rutschte ihm auf die Nasenspitze.

Hätte Mafalda es nicht besser gewusst, hätte sie es ihm vielleicht sogar abgenommen. Aber Lillo hatte es faustdick hinter den Ohren. Und Mafalda kannte ihn immerhin schon seit siebenundfünfzig Jahren – also solange sie lebte. Sie ließ sich auf den leeren vierten Stuhl fallen.

Pio tätschelte ihr Bein. »Nimm es ihm nicht übel. Du weißt doch, wie Lillo ist«, riet er ihr augenzwinkernd.

Mafalda zuckte die Achseln. Eigentlich war es ihr vollkommen egal, wie die Bewohner von San Teodoro sie nannten – dazu kannte sie alle zu gut. Und eigentlich mochte sie das a am Ende von Sindaca auch nicht besonders, das mit dem Gendern beherrschte sie ja selbst kaum. Aber wenn sie nicht dafür sorgte, dass ein Hauch von Feminismus in San Teodoro einkehrte, wer dann ? Politische Nuancen, idealistische Bewegungen und Themen wie Gleichberechtigung erreichten ihren geliebten Heimatort immer nur marginal. Es war, als läge ein magischer Filter über San Teodoro, der immer nur so viel hereinließ an polarisierenden Themen, wie die Bürger nacheinander verarbeiten konnten. Wenn Mafalda nicht alles täuschte, hatte sie erst neulich gehört, wie überPapa Ratzingers rote Schuhe diskutiert wurde – mal wieder. Wie lange das zurücklag, dass er damals damit imIndependent gelandet war, vermochte sie nicht zu sagen. Und den neuen Papst, Papa Francesco, ja, den mochten sie, weil er Fußball mochte. So leicht war das manchmal, das Herz der San Teodoresi zu erobern.

Lillo und Alfio diskutierten noch immer über das a oder das o, als Michele mit Mafaldas Caffè kam. Den musste sie nicht extra bestellen, Michele wusste Bescheid.

»Grazie, Michele«, bedankte sie sich. Der Barbesitzer nickte nur. Er war nicht sehr gesprächig, aber dafür war sein Caffè unbeschreiblich gut. Mafalda hatte eine Zeit lang versucht herauszufinden, ob es an der Mischung oder der Maschine lag. Aber auch in dieser Hinsicht gab sich Michele eher zugeknöpft. Niemand nahm es ihm übel. In San Teodoro hob man gern die Schultern und akzeptierte Personen und Situationen einfach so, wie sie waren. Und Mafalda wusste, dass es