»Kindchen, wir sind ja so stolz auf dich!«
Charlotte Fürstin von Ambach, rief diese Worte mit dem ihr eigenen Überschwang aus. Mit dem »Kindchen« war ihre immerhin neunzehnjährige Tochter, Prinzessin Mara, gemeint, deren glänzender Schulabschluss heute gefeiert wurde.
Zu diesem Zweck hatte sich nicht nur ein Teil der fürstlichen Verwandtschaft eingefunden, sondern auch Frederik Graf von Bergheim, von dem man sich erhoffte, dass er einmal der Ehemann der Prinzessin werden würde.
Prinzessin Mara lächelte etwas verlegen. Sie fand, dass ihre Mutter immer schrecklich übertrieb, vor allem was ihre eigene Person betraf.
»Ach Mama, es ist doch nichts Besonderes, sein Abitur zu machen«, versuchte Mara, die Euphorie ihrer Mutter zu bremsen.
»Du hattest einen Einserschnitt!«, erinnerte die Fürstin, da sie den Ruhm ihrer Tochter keinesfalls geschmälert sehen wollte, nicht einmal von Mara selbst.
»Wir sind wirklich sehr stolz auf dich«, bestätigte nun auch der Fürst von Ambach mit ruhiger Stimme das Lob seiner Ehefrau.
Mara, die die Erfahrung gemacht hatte, dass mit ihrem Vater meistens viel vernünftiger zu reden war als mit ihrer Mutter, hakte sich bei ihm unter und zog ihn ein wenig beiseite.
Gemeinsam blickten sie auf das im Schlossfoyer aufgebaute Buffet, an dem die Gäste sich bedienten. Die Tafel bog sich unter den von einem Catering Service gelieferten Köstlichkeiten. Der Fürst und die Fürstin von Ambach hatten an nichts gespart. Das taten sie nie, wenn es um ihre einzige Tochter ging.
»Weißt du Papa, so stolz bin ich eigentlich gar nicht auf mich«, versuchte Prinzessin Mara, ihrem Vater zu erklären.
Der Fürst blickte sie erstaunt an.
»Aber warum denn nicht?«, fragte er fast ein wenig erschrocken. »Du hast doch allen Grund dazu.«
»Ach Papa. Du weißt so gut wie ich, dass ich auf einem teuren Privatinternat war, auf dem es möglich ist, die Schüler nach allen Mitteln der Kunst zu fördern.«
»Was ist daran verkehrt? Die Schule, die du besucht hast, genießt einen ausgezeichneten Ruf«, bemerkte der Fürst stirnrunzelnd.
»Es ist nichts verkehrt daran«, gab Mara ihm zu verstehen. »Aber ich finde, es ist auch nichts, worauf ich besonders stolz sein könnte.« Sie suchte kurz nach Worten. »Ich meine damit, ich habe mich nicht selbst durchschlagen müssen. Mir ist sozusagen alles in den Schoß gefallen. Wie bisher immer in meinem Leben.«
Das klang fast wie ein Vorwurf.
Der Fürst musterte sie nachdenklich. Das Licht der Kronleuchter fiel auf Maras blondes Haar,