: Eva Almstädt
: Akte Nordsee - Am dunklen Wasser Kriminalroman
: Verlagsgruppe Lübbe GmbH& Co. KG
: 9783751720663
: Fentje Jacobsen und Niklas John ermitteln
: 1
: CHF 4.80
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 414
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Fentje Jacobsen entspricht nicht dem klassischen Bild einer Rechtsanwältin. Sie betreibt ihre Kanzlei vom Bauernhof ihrer Großeltern in Nordfriesland aus. Dort rauben ihr die beginnende Demenz der Oma, eine renitente 14-jährige Nichte und der leichtsinnige Bruder den letzten Nerv. Als Fentje beauftragt wird, einen jungen Mann zu vertreten, der des Mordes an seiner Freundin verdächtigt wird, stößt sie auf einen alten, sehr ähnlichen Fall. Fast zeitgleich verschwinden zwei Schülerinnen aus einem nahe gelegenen Internat.Bei ihren Nachforschungen lernt sie den weltgewandten, ehrgeizigen Journalisten Niklas John kennen. Trotz unterschiedlicher Ziele beginnen sie gemeinsam zu ermitteln ...



Eva Almstädt absolvierte eine Ausbildung in den Fernsehproduktionsanstalten der Studio Hamburg GmbH und studierte Innenarchitektur in Hannover. Sie ist Autorin der erfolgreichen Ostseekrimireihe um die Lübecker Kommissarin Pia Korittki und lebt in Hamburg.

1. Kapitel


Ein warmer, sandig riechender Atem streifte seine Haut. Tobias blinzelte. Er sah die schattenhafte Kontur eines Kopfes, der sich über ihm bewegte. Bernsteinfarbene Augen mit schmalen, horizontalen Pupillen starrten ihn aus einem fremdartigen, dunklen Gesicht an. Was zum Teufel …

Er hob abwehrend einen Arm, der sich tonnenschwer anfühlte, und der Untergrund erbebte. Das »Etwas« wich zurück. Kurzzeitig machte er durch feuchten Nebel ein paar blasse Sterne aus. Die Farbe des Himmels war ein transparentes Graublau mit einer Spur Violett darin. Die Morgen- oder die Abenddämmerung?

Tobias versuchte, sich zu bewegen, doch seine Glieder gehorchten ihm nicht. Wie steif gefroren lag er in einem Bett aus nassem Gras. Etwas zog an seiner Hose, drückte hart in seinen Oberschenkel. Er stöhnte auf, und ein heftiger Schmerz gesellte sich zu dem Pochen in seinem Kopf.

Was sollte das? Wo befand er sich? Und wie war er überhaupt hierhergekommen? Je angestrengter er versuchte, sich zu erinnern, desto mehr dröhnte sein Schädel. Tobias war nach seiner Arbeit imDune ins Auto gestiegen. So viel wusste er noch. Doch wo hatte er hinfahren wollen? Was war danach passiert? Die schattenhaften, irgendwie bedrohlichen Erinnerungen, die am Rande seines Bewusstseins lauerten, wichen zurück, sobald er versuchte, sie festzuhalten. Hatte er einen Unfall gehabt?

Ihm musste etwas so Grauenhaftes widerfahren sein, dass sein Gehirn sich weigerte, es preiszugeben. Das Schrecklichste, was er sich vorstellen konnte, war unzweifelhaft, dass er hier und jetzt im Sterben lag.

Bitte nicht!, dachte er. Ich bin doch noch so jung.

Die Zeit war mal wieder zu knapp. Fentje Jacobsen musste sich entscheiden: Die Schafe kontrollieren und Lämmer zählen stand ganz oben auf ihrer Agenda. Sie hatte es ihrem Großvater am vergangenen Abend versprochen.

Er hatte sich mal wieder aufgeregt, weil er nicht mehr so konnte, wie er wollte, und das war nicht gut für sein Herz. Ein Nachbar hatte ihm erzählt, dass bei den Schuberts zwei Lämmer gerissen worden waren. Wahrscheinlich von einem wildernden Hund oder den Raben … An Wölfe wollte Fentje jetzt nicht denken. Sie musste einfach nur kurz hinfahren und nachsehen, ob alles in Ordnung war. Doch wenn sie trotzdem um acht Uhr ihren Mandanten empfangen wollte, dann würde sie das entweder ungeduscht tun müssen oder ohne gefrühstückt zu haben.

Fentje stieg in die Gummistiefel und griff nach ihrem Parka.

Ihre Nichte Sofia kam wohlduftend und mit glänzenden Haaren die Treppe herunter. »Wo willst du hin? Du weißt schon, dass du gleich einen Termin hast, Tantchen?«

»Nenn mich nicht ›Tantchen‹. Du könntest meinen Mandanten schon mal in mein Büro führen und ihn mit einem Kaffee ruhigstellen, falls ich mich ein paar Minuten verspäten sollte.«

»Ein paar Minuten?« Sofia rol