: Daniela Hess
: MittsommerTode Ein Matter-Krimi
: Nydegg Verlag
: 9783905961126
: 1
: CHF 12.50
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 560
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Island. Herrgottschtärne, ausgerechnet! Kriminalkommissar Fred Matter aus Bern wäre nie auf die Idee gekommen, seine Ferien freiwillig so hoch im Norden verbringen zu wollen, aber das Leben hält sich ja bekanntlich nicht an Fahrpläne. Und so findet er sich alsbald auf dieser Insel der Stürme wieder, in einen schüttelnden Camper verbannt und mit seinem fordernden Nachwuchs im Gepäck. Und allerlei anderen Hindernissen, mit denen Fred Matter in seiner unglaublichen Naivität natürlich nicht gerechnet hatte.Wie auch nicht mit der Tatsache, dass er auf einem idyllischen Zeltplatz im Hochland über einen toten Banker stolpern könnte. Erschlagen mit einem Stein. Von einem Mörder, der sich vielleicht noch in der Nähe befindet. Es wäre auch nicht zu erwarten gewesen, dass Fred Matter und hundertfünfzig andere Touristen drei Tage lang auf dem Zeltplatz im Nirgendwo festgehalten werden würden, vom Rest der Welt abgeschnitten und sich selbst überlassen.Und niemand kann sagen, ob es noch weitere Tote gibt.

Island


Bis noch vor drei Wochen war dies nichts als ein Name gewesen, der Name einer Insel, die irgendwo hoch im Norden lag. Für den Berner Kriminalbeamten Alfred Matter völlig belanglos.

Nie im Leben wäre ihm in den Sinn gekommen, dorthin reisen zu wollen, denn für gewöhnlich bevorzugte er eindeutig wärmere Gegenden, um seine (ohnehin ungern genommenen) Ferien zu verbringen.

Den Norden verband er mit Kälte, Schnee und Eisbären und dafür brauchte er wirklich nicht so weit zu gehen. Das konnte er alles auch kostenlos in Bern bekommen, selbst die Eisbären, die fanden sich bestimmt im Tierpark Dählhölzli. (Nein, in diesem Punkt irrt F.M.)

Inzwischen hatte er aber herausgefunden, dass es in Islandüberhaupt keine Eisbären gab (höchstens mal ein Gestrandeter, der dann Gefahr lief, erschossen zu werden, wie Caro ihm empört erklärt hatte), dafür aber eine ganze Menge Schafe. Die spaziertenüberall frei herum und campierten teilweise frech auf den Strassen, so dass man sie hupend wegscheuchen oder sogar aussteigen musste um sie zu vertreiben.

Wie auch immer.

Jedenfalls hätte Fred Matter niemals Bekanntschaft mit Island geschlossen, wenn Marias eigensinnige alte Tante nicht beschlossen hätte, kurz nach ihrem neunzigsten Geburtstag den Löffel abzugeben.

Mitten in der Ferienzeit, damit ja alle etwas davon hatten.

Die Beerdigungsfeierlichkeiten waren selbstverständlich in Sizilien eine Pflicht und wer sich verweigerte, den traf der Blitz.

Maria, Matters geschiedener Frau, war also nichts anderesübriggeblieben, als dem streng katholischen Ruf der Familie zu folgen – jedenfalls wenn sie das Silber und die Ikone des verstorbenen Tantchens haben wollte – und ihrem Exmann den schwarzen Peter zuzuschieben. Er sollte an ihrer Stelle mit den beiden gemeinsamen Kindern die Reise nach Island antreten.

So hatte alles angefangen.

Sein Chef, Polizeikommandant Kurt Häberli, war beinahe vom Stuhl gefallen, als Matter knurrend mit der Bitte um kurzfristige Ferien an ihn heran getreten war. Danach hatte er ihm zehn Minuten lang vorgejammert, wie er ihn darum beneide. Island, mein Gott, was für ein Privileg!

Privileg. Matter hatte sich jeglichen Kommentar verkniffen, Hauptsache, die drei Wochen wurden bewilligt.

Das wurden sie.

«Du hast so vieleÜberstunden, dass du ein Jahr lang Urlaub nehmen könntest, Fred», war Häberlis witzige Antwort gewesen, die Matter gründlich geärgert hatte.

«Erzähl das den Verbrechern, Kurt. Wenn’s nach mir ginge, bräuchte manüberhaupt keine Polizei, doch die andere Seite hat scheinbar etwas dagegen.»

«Nicht doch, Fred, so war das doch gar nicht …», aber Matter war bereits hinaus gepoltert und missgelaunt in sein Büro verschwunden.

Bereits eine Woche später fand sich Ferienmuffel Matter in Begleitung seiner energischen Tochter Carolina und Sohn Alexander auf dem Euro-Airport in Basel wieder, wo sie auf die Maschine der Iceland-Air warteten.

Für Matter war es der reinste Horror gewesen, denn da gab es ein klitzekleines Problem, von dem niemand etwas wusste. Er litt unter extremer Flugangst. Allein der Gedanke daran, in eines dieser fliegenden Ungeheuer zu steigen trieb seinen Puls in die Höhe und bereitete ihm schlaflose Nächte.

Trotzdem hatte er sich seinen Kindern zuliebe in die Höllenmaschine gesetzt, aus der er vier Stunden später in Keflavík aschfahl und mit einer ordentlichen Alkoholfahne heraus getorkelt war. Sehr zumÄrger seiner Tochter, die mit Kommentaren nicht hinter dem Berg gehalten hatte.

Matters jahrelang gut gehütetes Geheimnis war aufgeflogen und das hatte seinem Ego einen gehörigen Knacks verpasst. Weder Alex noch Caro waren später weiter auf dieses Thema eingegangen aber Matter war sich schrecklich dumm vorgekommen.

Wieübrigens einige Male in letzter Zeit.

Noch niemals in seinem Leben war Matter seinen Kindern so nahe gewesen, im wahrsten Sinne des Wortes, denn der hochlandtaugliche Camper, den sie für drei Wochen gemietet hatten, bot nicht gerade viel Platz.

Also waren drei völlig unterschiedlich funktionierende Menschen, davon einer in der Pubertät, gezwungen, tagtäglich, mehr oder weniger vierundzwanzig Stunden lang, eng aufeinander zu leben, was selbstverständlich zu Problemen führte, auf die Matter, in seiner unglaublich naiven Ahnungslosigkeit nicht vorbereitet gewesen war.

Maria Bertani und Fred Matter le