: Daniel Glattauer
: Alle sieben Wellen Roman
: Deuticke im Paul Zsolnay Verlag
: 9783552061026
: 1
: CHF 7.20
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 224
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Erstens Sie kennen Emmi Rothner und Leo Leike? Dann haben Sie also 'Gut gegen Nordwind' gelesen, jene ungewöhnliche Liebesgeschichte, in der sich zwei Menschen, die einander nie gesehen haben, per E-Mail rettungslos verlieben. Zweitens: Für Sie ist die Geschichte von Emmi und Leo und ihrer unerfüllten Liebe abgeschlossen. Mag sein. Aber nicht für Emmi und Leo! Drittens: Sie sind der Ansicht, dass die Liebenden zumindest eine einzige wirkliche Begegnung verdient hätten und der Roman eine zweite Chance auf ein anderes Ende? Bitte, hier haben Sie's! Viertens: Sie haben keine Ahnung, wovon hier die Rede ist? Kein Problem. In diesem Buch erfahren Sie alles: von Leos Rückkehr aus Boston, von Emmis Eheproblemen und von der siebenten Welle, die immer für Überraschungen gut ist.

Daniel Glattauer, geboren 1960 in Wien, Bücher (u. a.): Die Ameisenzählung (2001), Darum (2003), Der Weihnachtshund (Neuausgabe 2004), Theo (2010), Mama, jetzt nicht! (2011), Ewig Dein (2012), Geschenkt (2014). Mit seinen Romanen Gut gegen Nordwind (2006) und Alle sieben Wellen (2009) schrieb er Bestseller, die auf der ganzen Welt gelesen werden. Die Komödie Die Wunderübung (2014) ist als Buch, am Theater und als Film sehr erfolgreich. Auf der Bühne sind auch die Komödien Vier Stern Stunden und Die Liebe Geld zu sehen. Und 2019 kam die Verfilmung von Gut gegen Nordwind ins Kino.

 

Drei Wochen später

Betreff: Hallo

Hallo.

 

Zehn Sekunden später

AW:

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Ein halbes Jahr später

Kein Betreff

Hallo!

 

Zehn Sekunden später

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30 Sekunden später

RE:

Hört das nie auf?

 

Zehn Sekunden später

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Drei Tage später

Betreff: Rückfrage

Guten Abend, Herr Systemmanager. Wie geht s immer? Kühler März, nicht wahr? Aber nach so einem milden Winter dürfen wir uns nicht beschweren, denke ich. Ach ja, bei der Gelegenheit: Ich habe bitte eine Rückfrage. Wir teilen uns einen gemeinsamen Bekannten. Leo Leike heißt er. Ich habe leider seine aktuelle E-Mail-Adresse verlegt. Wären Sie so nett und könnten Sie vielleicht ... Danke.

In freudiger virtueller Verbundenheit, Emmi Rothner.

 

Zehn Sekunden später

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30 Sekunden später

RE:

Darf ich leise Kritik anbringen? Sie sind wenig abwechslungsreich. Angenehmen Nachtdienst, Emmi Rothner.

 

Zehn Sekunden später

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Vier Tage später

Betreff: Nur drei Fragen

Herr Systemmanager, ein offenes Wort: Ich bin in einer Notsituation.

Ich brauche die aktuelle Adresse von Herrn »User« Leo Leike, ich brauche sie wirklich! Ich muss ihm DRINGEND drei Fragen stellen: 1.) Lebt er noch? 2.) Lebt er noch in Boston? 3.) Lebt er schon in einer neuen E-Mail-Beziehung? Wenn 1.) zutrifft, würde ich ihm 2.) nachsehen. Aber 3.) könnte ich ihm niemals verzeihen. Er darf in diesem halben Jahr fünfzehn neue Anläufe mit Marlene unternommen, darf sie täglich nach Boston haben einfliegen lassen. Er darf jede Nacht in billigen Bostoner Plüschbarbänken versumpft, jeden Morgen zwischen Betonbrüsten einer biederen blonden Bostoner Barbie-Beautybar-Behübscherin aufgewacht sein. Er darf dreimal geheiratet und jeweils dreieiige Drillinge an Land gezogen haben. Nur eines darf er nicht: ER DARF SICH IN KEINE ANDERE FRAU, DIE ER NOCH NIE GESEHEN HAT, SCHRIFTLICH VERLIEBT HABEN. Das bitte nicht! Das muss einmalig geblieben sein. Ich brauche diese Gewissheit, um halbwegs unbeschadet über die Nächte zu kommen. Bei uns bläst beharrlich der Nordwind.

Lieber Systemmanager, ich kann mir ungefähr ausmalen, was Sie mir antworten werden. Aber ich ersuche Sie dennoch: Springen Sie über Ihren Schatten und richten Sie Leo Leike, mit dem Sie garantiert in gutem Kontakt stehen, meine Botschaft aus. Und sagen Sie ihm, er kann sich ruhig einmal melden. Tun Sie s! Danach wird es Ihnen besser gehen. So, und jetzt dürfen Sie wieder Ihr Gebet sprechen. Freundliche Grüße, Emmi Rothner.

 

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