KAPITEL EINS
„Weißt du“, flüsterte Maria, deren Lippen fast Nulls Ohr streiften, „ich hatte mir eigentlich etwas anderes vorgestellt, als ich den Wunsch äußerte, dass wir uns näherkommen.“
Agent Null hätte gelacht, wenn seine verkrampften Gliedmaße ihn nicht genauso gestört hätten wie das Wissen, dass es nicht sein erster Einsatz war, für den er sich in eine kleine Kiste gezwängt hatte.
Ist vielleicht auch nicht das letzte Mal.
Trotz allem hätte er in schlimmerer Begleitung sein können. Eigentlich war es doch fast wie ein Urlaub, wenn man zusammen mit Maria Johansson in einer Kiste steckte. Er konnte kaum sehen, konnte nicht ihr blondes Haar erkennen, das sie für den Zweck zu einem praktischen Pferdeschwanz zusammengebunden hatte, ihre schiefergrauen Augen oder die Lippen, die er jede Nacht vor dem Schlafen küsste. Dasselbe tat er anstatt eines potentiellen Abschieds auch vor jedem Einsatz.
„Ich finde es recht gemütlich“, flüsterte er zurück und zog dabei langsam und schmerzhaft einen Arm unter Marias Rücken hervor.
„Man bezahlt mir nicht genug, um bei eurem Bettgeflüster mitzulauschen“, ertönte Pennys geschliffener britischer Akzent in seinem Ohrhörer. Dr. Penelope León war die siebenundzwanzigjährige begnadete Geheimingenieurin der CIA-Spezialeinsatzgruppe, die Nachfolgerin von Nulls Freund Bixby. Sie war derzeit sechstausendsiebenhundertundachtzig Meilen entfernt von ihrer Position – doch sie begleitete sie mehr als nur im Geiste.
„Wo bist du, Penny?“, fragte Null.
„Ich sitze gerade in einem Lehnsessel, den ich kürzlich im Labor habe installieren lassen. Aus Wildleder, falls ihr es genau wissen wollt. Ich trage einen Virtual-Reality-Kopfhelm und zu meiner Rechten steht eine Tasse Earl-Grey-Tee–“
Null schnaubte. „Nein, Penny. Wo bist duhier?“
„Ach so. Klar. Die Drohne ist etwa zweihundert Meter nordöstlich. Ich sage euch, die Optik ist einfach unglaublich. Ich kann die Augen des Fahrer durch die Windschutzscheibe erkennen.“
„Fantastisch. Und jetzt sage uns, wowir sind?“
„Ihr seid etwa achthundert Meter von dem Lager entfernt.“
Null seufzte.Ein weiterer Tag, ein weiteres Lager.
Keine drei Wochen zuvor hatte Präsident Jonathan Rutledge das Leitende Einsatzteam, eine Subdivision der Spezialeinsatzgruppe der CIA, geschaffen. Es bestand nur aus Null und seinem Team aus vier Mitgliedern. Es hatte zu dem Zeitpunkt ausgesehen, als wäre es für beide Seiten ein Gewinn: Direktor Shaw wollte nichts mit ihnen zu tun haben, aber Rutledge schon. Sein Team sollte in absoluter Verschwiegenheit arbeiten (das war nichts Neues für sie) und sich nur vor dem Präsidenten – oder in seiner Abwesenheit vor dem Direktor des nationalen Nachrichtendiensts–verantworten.
Es hatte wie ein toller Einfall geklungen. Doch keiner von ihnen hatte erwartet, dass sie zu glorifizierten Laufburschen des Präsidenten würden.
„Glorifiziert“ war vielleicht sogar etwas übertrieben, denn keiner würde jemals herausfinden, was sie getan hatten. Um Rutledge Ziel, Frieden im Nahen Osten zu schaffen, voranzutreiben, hatten sie bisher erfolgreich zwei Terroristenzellen im Gazastreifen zerlegt und heute war die dritte dran.
Es ist immer ein Lager. Jede dieser Splittergruppen schien einen abgelegenen Standort zu bevorzugen. Es war immer eine Ansammlung von niedrigen, nichtssagenden Flachdach-Gebäuden, die von Mauern oder mit Sandsäcken verstärkten Zäunen umringt waren, die mit Stacheldraht abschlossen.
Die könnten auch gleich ein Schild anbringen. “Vorsicht: Aufständische.“
Der Plan war ganz einfach. Durch Ala