: Laura Nieland
: Das Mädchen im Schatten
: dp Verlag
: 9783968176840
: 1
: CHF 2.40
:
: Erzählende Literatur
: German

Auf der Flucht vor ihrer Vergangenheit stößt Charlotte auf ein dunkles Geheimnis…
Der spannende Thriller für Fans von mystisch-düsteren Geschichten

Um den dunklen Schatten ihrer Vergangenheit zu entkommen, zieht Bestsellerautorin Charlotte in das Haus ihrer Tante in einem beschaulichen Dorf in Südfrankreich. Zwischen den Olivenbaum- und Lavendelfeldern, umgeben vom Duft der Feigen und Rosen im Garten ihrer Tante, will Charlotte einen Neuanfang wagen und sich dem Schreiben widmen. Am nahegelegenen See findet sie ihre Inspirationsquelle. Dort trifft sie auch auf Claudin , ein Mädchen, mit dem sie sich anfreundet. Als Charlotte blaue Flecken auf ihrem Körper entdeckt, lassen sie die Sorgen um das Mädchen nicht mehr los. Und schon bald ist sie in ein dunkles Geheimnis verwickelt, das auch sie selbst in allergrößte Gefahr bringt ...

Erste Leser:innenstimmen
„Ein echtes Thriller-Highlight mit atemberaubendem Showdown!“
„Ich hatte an vielen Stellen Gänsehaut und wurde komplett in die Geschichte hineingezogen…“< i>
„Fesselnd, mysteriös, lesenswert.“
„Unvorhersehbare Story, angenehmer Schreibstil– ich hoffe auf noch mehr Thriller der Autorin!“



Laura Nieland lebt mit ihrer Familie im Rheinland. Als ausgebildete Fremdsprachenassistentin und Großhandelskauffrau ist ihr beruflicher Werdegang vielleicht weniger literarisch, dennoch begleitet das Schreiben sie seit ihrer Kindheit. Besonders gern liest und schreibt sie im Genre Urban Fantasy. Aber zu einem guten Thriller oder einer Liebesgeschichte mit einer ordentlichen Prise Drama würde sie auch nicht 'Nein' sagen.

Kapitel 1


Die Rollen des Koffers ratterten über das Kopfsteinpflaster, während die Mittagssonne gnadenlos auf Charlotte Morin hinabbrannte. Es war lang her, dass sie die Hitze Südfrankreichs auf ihrer Haut gespürt hatte. Die war es anscheinend gar nicht mehr gewohnt, so viel Sonnenlicht absorbieren zu müssen, was Charlotte bereits nach wenigen Minuten den Schweiß auf Stirn, Dekolleté und Rücken getrieben hatte. Da half auch ihr luftiges Sommerkleid nicht, das sie auf der Flughafentoilette gegen das enge Kostüm eingetauscht hatte. Wie ihre Kleidung hatte sie ihr altes unbequemes Leben von sich gestreift und war in ein neues geschlüpft. Sie trug ein Outfit mit Blumenprints, Schmetterlingsärmeln und einem Schnitt, der ihr nicht die Luft abschnürte.

Während sie der breiten Straße folgte, zog sie ihren Koffer an den Häusern vorbei, die bereits seit Jahrhunderten im Familienbesitz waren. Aufmerksam registrierte sie jede Veränderung. Viele waren es nicht. Tatsächlich glaubte Charlotte, dass die einzigen Unterschiede die Pflanzen in den Kübeln und Gärten und auf den Fensterbänken der Bewohner darstellten. Charlotte fühlte sich wieder wie das kleine Mädchen, das hier aufgewachsen und mit den Nachbarskindern durch die Straßen gerannt war.

Wie aufs Stichwort raste eine Gruppe Kinder um eine Ecke. Kreischend und lachend sausten sie an Charlotte vorbei und verschwanden genauso schnell, wie sie gekommen waren um die nächste Ecke, bis ihr Gelächter verebbte.

Was blieb, war die Stille, die an diesem heißen Mittag das Dorf beherrschte. Die Hitze und die schwüle Luft hatten die übrigen Dorfbewohner in ihre Häuser getrieben. Bis auf die Kinder schien es, als hielte der gesamte Ort einen Mittagsschlaf.

Charlotte passierte die Steinhäuser mit den bunten Fensterläden. An den rauen Wänden kletterten Efeu, Flieder oder Wein empor und wogen in der Brise, die zu Charlottes Bedauern nur wenig Abkühlung bot. Immer wieder klopfte ihr Herz schneller, wenn die Erinnerungen auf sie einströmten. Die Straßen, auf denen sie Steine mit Kreide bemalt und mit den anderen Kindern Seilspringen gespielt hatte. Die Gärten, aus denen sie hier und da eine Rose gepflückt hatte, um sie stolz ihrer Mutter zu präsentieren.

Hastig schüttelte Charlotte diese Erinnerungen ab. Sie eilte an verschiedenen Hauseingängen vorbei, in denen sich Katzen verkrochen hatten. Von Neugierde getrieben, öffneten sie die Augen, um zu sehen, wer an ihnen vorbeigerauscht kam. Denn dieses schnelle Tempo waren sie von den Bewohnern sicher nicht gewohnt.

Tatsächlich war die Eile eine lästige Eigenart, die Charlotte mit ihrem Gepäck aus London mitgebracht hatte.

Doch nun hielt sie inne, um sich zu orientieren. Ein Moment der Ruhe, der Raum für das Zwitschern der Spatzen und stete Surren der Grillen bot.

Mit der Hand schirmte sie die Augen vor der Sonne ab. Nervös blickte sie sich um. Sie war angekommen. Erleichtert ließ sie die angehaltene Luft aus den Lungen entweichen und stöckelte auf das kleine freistehende Haus zu. Es war umgeben von einem morschen Holzzaun, hinter dem sich ein kleines Paradies offenbarte. Kräuter, Lavendel, Rosmarin wuchsen durch die Ritzen der Bretter. Hinter ihnen teilten sich üppige Rosenbüsche die Herrschaft über den Garten, der nur zur Linken eine kleine Rasenfläche zeigte, die in eine Terrasse aus Kalkstein überging.

Charlotte öffnete mit zittrigen Händen das Tor und trat auf den Weg, der zum Eingang führte.

Die rechte Fassade des Hauses war mit Flieder überwuchert, dessen schwere Blüten sich nur träge im Wind wiegten und ihren Duft im Garten verströmten. Für Charlotte hatte der Geruch so viel Vertrautes und Tröstliches, dass er sich wie eine warme Umarmung anfühlte.

Im Hauseingang lag eine rot–getigerte Katze. Lächelnd beugte sich Charlotte zu ihr hinunter und kraulte sie hinter den Ohren. Dann erhob sie sich mit einem Seufzen, nahm die Sonnenbrille sowie den Sonnenhut ab und klopfte an die Tür. Es dauerte einige Sekunden, bis ein Geräusch im Inneren des Hauses zu vernehmen war.

»Charlotte Yorkshire! Ich weiß nicht, wann ich