: Eva-Maria Silber
: Kaltes Vergessen
: dp Verlag
: 9783968177335
: 2
: CHF 4.80
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German

Traue niemandem, vor allem nicht dir selbst
Der packende True Crime Thriller basierend auf einem ungelösten Mordfall in Finnland

Fünf Teenager zelten am Karfreitag 1984 am Totenmaar. Am nächsten Morgen sind drei von ihnen tot– sie wurden auf grausame Art und Weise ermordet. Die anderen beidenüberleben sch er verletzt. Sebastian behauptet, nichts gesehen zu haben und Katharina hat durch das Trauma ihr Gedächtnis verloren. Der Täter wurde nie gefunden.
30 Jahre später werden die Morde von Ermittlerin Janna Habena als&bd uo;cold cases“ wiederaufgenommen. Bei der erneuten Befragung trifft Katharina nach all den Jahren wieder auf Sebastian und die beiden verlieben sich ineinander. Doch kann sie ihm wirklich vertrauen? Spielt Sebastian ihr nur etwas vor, weil er Angst hat, dass sie sich erinnert? Und weiß er mehr als er zugibt?

Dies ist eine Neuauflage des bereits erschienenen Titels Forgotten Girl.

Erste Leserstimmen
„Einen fesselnden Schreibstil, gut gewählten Handlungsaufbau undÜberraschungsmomente beherrscht die Autorin perfekt.“
„Schockierende Szenen, die einem Horrorfilm entsprungen sein könnten, erzeugen beim Lesen Gänsehaut.“
„Ein unglaublich gut konstruierter Psychothriller, der einem stellenweise das Blut in den Adern gefrieren lässt.“
„Eva-Maria Silber hat einen spannenden und düsteren Plot kreiert, der mich vor allem durch sein schockierendes undüberraschendes Endeüberzeugen konnte.“
„Bei dieser realistischen Darstellung merkt man, dass die Vorlage für diesen Thriller in der Realität zu finden ist.“



Eva-Maria Silber, geboren 1959, studierte Jura und arbeitete als Rechtsanwältin und Strafverteidigerin, bevor sie 2010 ihren Beruf wegen hochgradiger Schwerhörigkeit aufgeben musste. Seit sie nicht mehr ihrem Beruf nachgehen kann, schreibt sie Krimis und Thriller.

Kapitel 1


1984

Am meisten schockierte Elisabeth das ausgestochene Auge.

Sie war an diesem lauen, sonnigen Ostersamstag mit Mann und Labrador Tessie am Totenmaar unterwegs. Auf halber Strecke an der alten sechseckigen Holzhütte unterhalb der Martinskapelle jaulte die Hündin auf. Da sie sonst friedfertig war und nur selten bellte, blieb das Ehepaar verdutzt stehen. Nun zerrte Tessie an der Leine in Richtung See.

„Elisabeth, halt mal den Hund, ich schau nach, was los ist“, verkündete ihr Mann und marschierte los. Doch schon nach wenigen Schritten blieb er stehen, würgte und übergab sich. Elisabeth, zutiefst beunruhigt, lief ihm nach.

Diese fünf Schritte würde sie für den Rest ihres Lebens bereuen.

Der erste Streifenwagen, der eintraf, war mit Polizeihauptmeister Herbert Schüller und Polizeiobermeister Heinz Sartorius besetzt. Eine Viertelstunde nach dem Notruf, den die Eheleute Schmidt vom nahe gelegenen Segelflugplatz abgesetzt hatten, erreichten sie den Parkplatz an der alten Kapelle. Über den Rundwanderweg machten sie sich an den Abstieg, ließen den alten Friedhof links liegen.

So ganz glauben konnten sie nicht, was die Eheleute gemeldet hatten. Sicherlich war das wieder nur ein Spaß von jungen Leuten, die zu gerne hier verboten zelteten und sich gegenseitig mit alten Gruselgeschichten Angst einjagten. Die waren bestimmt mit einem Scherz zu weit gegangen.

Der See ruhte friedlich unter ihnen. Zwei blendend weiße Schwäne ließen sich im hellen Sonnenschein auf dem Wasser treiben und leise brummend suchten die ersten frühen Bienen Nektar. In dieser Idylle störte lediglich das Schwirren der Fliegen, das plötzlich an ihre Ohren drang, kaum dass sie die alte Holzhütte beim See erreicht hatten. Trotzdem waren sie nicht auf das Bild vorbereitet, das sich ihnen bot.

Sartorius war vorneweg gegangen. „Verdammte Scheiße.“

Fassungslos starrte er auf das wirre Knäuel aus zerfetztem Zeltstoff und blutigen Körpern. Auf einem zusammengefallenen Zelt lag eine halb nackte Mädchenleiche, ihr Kopf eine einzige Masse aus Blut und Knochensplittern. Dass es sich überhaupt um das Antlitz eines Mädchens handelte, erkannte er nur an dem blonden halblangen Haar, das verfilzt von Blut einer grotesken Hochsteckfrisur glich. Jeans und Schlüpfer waren ihr bis zu den Fußknöcheln heruntergezogen.

Ihr rechtes, leicht angewinkeltes Bein ruhte auf dem leblosen Kopf der zweiten Mädchenleiche, die fast komplett in eine blutrot verfärbte, ehemals hellbraune Filzdecke eingehüllt war. Nur der dunkle Pferdeschwanz mit rosafarbener Haarschleife wies sie als weibliches Wesen aus. Auch ihr Schädel war oberhalb der Augenbrauen eine einzige blutige Masse. Ihre verschleierten Augen starrten in den Himmel, schienen Gott oder ein Monster um Gnade anzuflehen.

Auf der rechten Seite des Zelts, halb unter der blutgetränkten Plane, krümmte sich ein junger Mann mit geöffnetem Jeanshemd und über der Brust gekreuzten Armen. Sein rechtes Bein klemmte unter dem Körper der unteren Mädchenleiche. Sein Kopf wurde von dem über ihm zusammengefallenen Zelt bedeckt.

Ganz oben auf dem Leichenhaufen lag ein weiterer toter Jugendlicher auf dem Rücken. Auch sein Gesicht von Schlägen malträtiert und blutüberströmt, wenn auch nicht so schlimm wie bei den anderen.

Sartorius war seit über zwanzig Jahren Polizist. Zunächst in Frankfurt am Main und dann, weil es ihm dort zu brutal zuging, hier in der Eifel. Er hatte schon viele Tote gesehen, bei Autounfällen, nach dem goldenen Schuss oder Messerstechereien im Bahnhofsviertel. Doch nichts hatte ihn auf diese surreale Szene vorbereitet. Entsetzen wütete in seinem Kopf. Tote Jugendliche, fast noch Kinder, dachte er und bebte innerlich vor Empörung. Das Bedürfnis, zu ihnen zu gehen, die Blutungen zu stoppen, sie zu retten, war übermächtig. Aber er wusste, es war zu spät.

Schüller trat neben ihn.

„Oh mein Gott, das sind ja fast noch Kinder“, stöhnte er auf und bewegte sich einen Schritt auf den Leichenberg zu. Dort ging er in die Knie und legte die Hände über Kreuz auf die Brust des zuoberst liegenden Jungen, wie um Wiederbelebungsmaßnahmen durchzuführen.

„Mensch, lass das, siehste denn nicht, dass die alle tot sind?“

Doch Schüller konnte offenbar nicht anders. Er drückte und drück