: Christian Dörge, Clay Fisher, Lewis B. Patten, Matt Braun
: DER WIND DES TODES Sechs Western-Romane US-amerikanischer Autoren auf über 1200 Seiten!
: BookRix
: 9783743897335
: 1
: CHF 8.00
:
: Erzählende Literatur
: German
: 1185
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die von Christian Dörge zusammengestellte und herausgegebene Sammlung Der Wind des Todes enthält sechs ausgesuchte und klassische Spitzen-Romane US-amerikanischer Autoren, perfekten Lesestoff also für alle Western-Fans und Leser der Reihe APEX WESTERN: Die Gefährtin des Wolfs von Clay Fisher, Der Einzelgänger von Kenneth Fowler, Musketen für Juarez von E. E. Halleran, Zwei gegen El Paso von Matt Braun, Der Mann aus Riondo von Dudley Dean sowie Heiß weht der Wind des Todes von Lewis B. Patten. Ergänzt wird dieser Band durch eine bibliographische Notiz von Dr. Karl Jürgen Roth.

  Clay Fisher: DIE GEFÄHRTIN DES WOLFS(Yellowstone Kelly)


 

 

 

 

Erstes Buch: JUDITH BASIN

 

 

 

1.

 

 

Die vier Felljäger waren weder alt noch jung. Sie waren vorsichtige Männer, mit wachsamen Gesichtern und fremd in dieser Gegend.

Der Tag war weit fortgeschritten, aber noch erstaunlich heiß, für Anfang September. Totale Einsamkeit hier oben in den Bergen von Montana, wo die Sommernächte eisig sein konnten.

Drunten im Cañon eine Staubschicht unter dem letzten Glanz der einfallenden Sonne. Um vier Uhr morgens waren sie aufgebrochen, und jetzt ließ Jepson, der Anführer, den Rucksack von den Schultern gleiten und setzte sich auf einen Baumstumpf. Keuchend wartete er auf die anderen.

»Bloß einen Moment zum Verschnaufen«, sagte er.

Die anderen nickten.

Big Anse Harper, der Mann mit dem Packesel, warf den Zügel über einen Ast und hockte sich neben Jepson.

»Ein ganz schöner Aufstieg«, sagte er. »Und das mit leerem Bauch! Meine Socken dampfen.«

»Da unten im Flachland Feuer zu machen, wäre Wahnsinn gewesen«, sagte Jepson und deutete mit dem Daumen über die Schulter.

Alex MacDonald, der dritte Mann, nickte. »Recht hat er«, sagte er mit seinem schweren schottischen Akzent.

Caswell, der vierte Mann, sagte nichts.

Sie saßen da, vier nachdenkliche Männer in ihren Wollhemden, zweitausend Meter über dem Meeresspiegel und siebenundzwanzig Meilen von der nächsten weißen Siedlung entfernt. Man schrieb den 2. September 1875.

Jepson holte einen Riegel Kautabak aus dem Rucksack, biss ein Stück ab und gab ihn weiter.

»Wieviel haben wir dabei?«, fragte Big Anse.

»Vier Dutzend«, sagte Jepson. »Das müsste für einen normalen Winter reichen.«

Big Anse grinste. »Sofern wir nicht unerwartet Gesellschaft bekommen.«

Jeder hatte begriffen, aber Caswell, der jüngste und unerfahrenste, musste es aussprechen.

»Meinst du die Sioux?«, fragte er.

»Wen denn sonst? Die und die Cheyenne. Aber eher die Sioux, und vor allem die Hunkpapa.«

»Das haben wir doch schon vorher gewusst«, sagte Jepson, der vermeiden wollte, dass bereits am ersten Tag Nervosität aufkam. »Im Fort haben sie uns gewarnt, und der alte Reed auch. Dass wir keinen Sonntagsausflug machen, war doch jedem von Anfang an klar.« Er überlegte, dann nickte er. »Wo es Wild gibt, gibt es Wölfe, und hinter denen sind wir her. Und Indianer gibt es auch, wo es Wild gibt. Das ist doch logisch. Wer sich einbildet, dass wir keine sehen, ist auf dem Holzweg.«

»Solang wir sie bloß sehen«, sagte Big Anse trocken, »habe ich nichts dagegen.« Er stand auf. »Los, Leute, schauen wir, dass wir noch über den Kamm kommen und dann unser Nachtlager aufschlagen.«

Jepson blieb hocken, sah sich um und schüttelte den Kopf. »Der Platz hier ist ideal«, sagte er. »Da unten gibt es Wasser, Holz liegt genug herum, und Gras für den Esel ist auch da. Ich schlage vor, wir bleiben hier.«

»Ja«, sagte MacDonald.