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Als ich wieder beimMaisie’s Daisy war, stellte ich den Truck ab und ging über die Straße, um einen besseren Blick auf die Ladendekoration zu bekommen. Die Früchtegirlanden und Kränze waren geschmackvoll und absolut vorschriftsmäßig. Und ja, dachte ich kleinlaut, Manny hatte recht.LANG-WEI-LIG.
Aber Regeln waren nun einmal Regeln. Wenn ich den Altstadt-Dekowettbewerb gewinnen wollte, musste ich mich nun einmal brav an die Vorschriften halten.
Als ich meine Auktionsbeute vom Truck in den Laden schleppte, hatte ich eine Idee. Draußen mochte das Geschäft vielleicht bieder und spießig aussehen, aber drinnen konnte ich schließlich tun und lassen, was ich wollte. Die Schachteln mit dem alten Weihnachtsschmuck hatten mich in eine ziemlich aufgekratzte Stimmung versetzt.
Ich schaltete das Licht an, und Jethro rannte auf mich zu und setzte mir seine großen, schwarz-weißen Pfoten auf die Brust. »Nicht jetzt, Dicker«, sagte ich und kraulte ihn kurz hinter den Ohren. Ich öffnete den Kiefernholzschrank, in dem sich die Musikanlage des Ladens verbarg, ging meine Sammlung Weihnachts-CDs durch und landete schließlich bei Harry Connick, Nat King Cole und Johnny Mathis.
»Die hier«, sagte ich laut und schob dieCD in den Player. »Genau danach ist mir jetzt.«
Es war mein absoluter Lieblingsweihnachtssampler.A Christmas Gift for You from Phil Spector mit sämtlichen legendären (und spleenigen) Nummern aus den Sechzigern: die Crystals, die Ronettes, Darlene Love, sogar der unnachahmliche Bob B. Soxx and the Blue Jeans.
Kurz darauf swingte Darlene Loves kräftige Stimme von einerWhite Christmas, arrangiert im typischen Phil-Spector-Klangmauer-Stil. Es klang überhaupt nicht wie bei Bing Crosby, aber auf seine eigene Weise genau richtig.
Ich nahm die Shiny-Brite-Schachteln und ging damit zum Schaufenster. In den letzten paar Jahren hatte ich jeden Weihnachtsbaum aus Aluminium gekauft, den ich auf kleinen und großen Flohmärkten finden konnte, aber mittlerweile fuhr auch der Rest der Welt völlig auf die Fünfziger ab, und die Bäume waren rar und teuer geworden. Dieses Jahr hatte ich nur drei Stück davon ergattert, und ich musste jede Menge Kunden enttäuschen, die sie direkt aus dem Schaufenster kaufen wollten. Jetzt flitzte ich von Baum zu Baum und hängte die Shiny-Brite-Kugeln auf der Fensterseite in die Bäume, so dass die Passanten sie sehen konnten. Ich vermischte den alten Baumschmuck mit neueren Reproduktionen, die ich im September beim Geschenkemarkt in Atlanta bestellt hatte. Mit den winzigen, hell flackernden Lichtern funkelten sie ganz wunderbar.
Doch das Schaufenster wirkte immer noch zu steif, zu förmlich. Ich hatte ein Wohnzimmer nachgebildet, mit zwei Sesseln mit Schonbezügen im Schottenmuster, einem schlichten Kaminsims, eingefasst von abblätternder grüner Farbe, und einem rot-grünen, handgewebten Teppich. Auf einem Beistelltisch lag ein Stapel alter, ledergebundener Bücher, ganz oben ein aufgeschlagenes Exemplar von Clement Clarke Moores’Twas the Night Before Christmas mit Illustrationen von N. C. Wyeth.
Nur wenige Stunden zuvor war das Fenster für mich noch perfekt gewesen, aber jetzt kam es mir viel zu brav und vorhersehbar vor.
Ich verschränkte die Arme vor der Brust und dachte nach. Plötzlich setzten die Ronettes mitFrosty the Snowman ein, und meine Phantasie bekam Flügel.
Ich entfernte den Beistelltisch und ersetzte ihn durch einen frisch erworbenen antiken Bibliothekstisch. Eine Verbesserung, entschied ich. Widerstrebend kramte ich meinen Vorrat an Weihnachtsgeschenkschachteln aus dem Ramschladen hervor. Ich würde mit meinen Kunden darum streiten müssen, sie behalten zu dürfen, aber sie waren wirklich viel zu schön, um nicht gezeigt zu werden. Ich arrangierte sie unter dem Baum und warf erneut einen kritischen Blick auf das Bild. Da fehlte noch etwas. Da fehlte noch eine Menge.
Ich warf einen raschen Blick auf di