: Christian Dörge, Edgar Allan Poe, Robert Bloch, Henry Slesar
: 13 SHADOWS, Band 30: DAS OVALE PORTRÄT Horror aus dem Apex-Verlag!
: BookRix
: 9783748703761
: 1
: CHF 4.10
:
: Erzählende Literatur
: German
: 163
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Der große Maler saugt seinem schönen Modell das Leben förmlich aus, bis er es endgültig auf die Leinwand gebannt hat... Der langsamen Schnecke einzige Verteidigung ist die Vermehrung - und Sex kann eine tödliche Waffe sein, wie der allzu sorglose Hobbyforscher erfahren muss... Der Sohn des Barons Frankenstein verteidigt vor einem Reporter den Ruf des genialen Vaters und besorgt bei dieser Gelegenheit Ersatzteile für dessen beste Schöpfung... Ein verrückter Wissenschaftler beschert einem Selbstmörder ein bizarres Nachleben, das dieser weder erwartet hatte noch begrüßt... Die Anthologie DAS OVALE PORTRÄT, herausgegeben von Christian Dörge, enthält neun ausgewählte Erzählungen von Edgar Allan Poe, Robert Bloch, Patricia Highsmith, Harry Harrison u. a. und erscheint als dreißigster Band der Horror-Reihe 13 SHADOWS aus dem Apex-Verlag, die ganz in der Tradition legendärer Heftroman-Reihen wie GESPENSTERKRIMI und VAMPIR-HORROR-ROMAN steht.

  Robert Bloch: LIZZIE BORDEN MIT DEM BEILE


  (Lizzie Borden Took An Axe)


 

 

»Lizzie Borden mit dem Beile

Gab der Mutter vierzig Keile.

Als sie sah, was sie getan,

Kam auch noch der Vater dran.«

 

Man sagt, der Horror kommt um Mitternacht und wird aus dem Wispern der Träume geboren, aber zu mir kam der Horror am helllichten Mittag, angekündigt nur durch das prosaische Klingeln eines Telefons.

Ich hatte den ganzen Morgen im Büro gesessen und auf die staubige Straße gestarrt, die zu den Hügeln führte. Sie wand sich und hüpfte vor meinen schmerzenden Augen, weil die grelle Sonne meinem Sehvermögen Streiche spielte. Aber meine Augen waren nicht das einzige, was mich im Stich ließ. Die Hitze und die bedrückende Ruhe schienen auch irgendwie mein Gehirn zum Schmelzen zu bringen. Ich war unruhig und reizbar und wurde von einer schrecklichen Vorahnung gequält.

Das schrille Klingeln des Telefons brachte meine ganzen Ängste in grellster Form zum Ausdruck.

Meine Handflächen hinterließen ein Schweißmuster auf dem Hörer. Es war, als wenn ich ein heißes Bleigewicht an mein Ohr drücken würde. Aber die Stimme, die ich hörte, klang kalt. Eiskalt, als wäre sie vor Angst gefroren; die Worte erstarrten schon, während sie gesprochen wurden.

»Jim! Komm und hilf mir!«

Das war alles. Ehe ich antworten konnte, klickte es. Der Hörer schepperte auf den Schreibtisch, als ich aufstand und zur Tür rannte.

Natürlich war es Anita gewesen.

Anitas Stimme ließ mich zu meinem Wagen rennen. Ich raste die in der Hitze flirrende Straße entlang zu dem alten Haus tief in den Hügeln.

Da draußen war etwas passiert. Früher oder später hatte ja etwas passieren müssen. Das hatte ich gewusst, und jetzt verfluchte ich mich, weil ich nicht hartnäckig genug gewesen war; Anita und ich, wir beide hätten uns schon Vor Wochen absetzen sollen. Ich hätte den Mut aufbringen müssen, sie aus dieser Atmosphäre des Unheils zu reißen; und ich hätte es sicher auch getan, hätte ich nur daran glauben können. Es hatte aber alles so unwahrscheinlich ausgesehen; schlimmer noch: unwirklich.

Es gibt keine Spukhäuser an einsamen Berghängen. Und doch lebte Anita in einem.

Es gibt auch keine hageren fanatischen alten Männer, die über schwarzen Büchern brüten: keine Medizinmänner und Zauberer, deren abergläubische Nachbarn einen Bogen um sie machen. Und doch war Anitas Onkel, Gideon Godfrey, ein solcher Mann.

Heutzutage kann man junge Mädchen nicht mehr gefangen halten. Man kann ihnen nicht verbieten, das Haus zu verlassen, zu lieben und den Mann ihrer Wähl zu heiraten. Und doch hielt Anitas Onkel sie hinter Schloss und Riegel, und wir durften einfach nicht heiraten.

Ja, alles war ein Drama. Wenn ich nachdachte, fand ich die Geschichte lächerlich, aber war ich dann bei Anita, war mir gar nicht mehr zum Lachen zumute.

Wenn ich hörte, wie Anita über ihren Onkel sprach, glaubte ich ihr fast. Nicht dass er übernatürliche Kräfte besaß, das sicher nicht. Aber dass er schlau und unausgesetzt versuchte, sie in den Wahnsinn zu treiben.

So etwas versteht man, weil es böse, aber doch irgendwie greifbar ist.

Gideon Godfrey war Anitas gesetzlicher Vormund. Er verwaltete für sie ein kleines Erbe und hielt sie in dieser alten, verfallenden Hütte fest, wo sie ganz seiner Gnade ausgeliefert war. Verständlich, dass er da auf die Idee kam, mit wilden Geschichten ihre Phantasie anzuheizen.

Anita erzählte es mir; auch von den versperrten Räumen im Oberstock, wo der alte Mann über stockfleckigen Büchern, die er dort versteckt hielt, saß und irgendwas v