: Patricia Koelle
: Wo die Dünen schimmern Roman
: S. Fischer Verlag GmbH
: 9783104902968
: Nordsee-Trilogie
: 1
: CHF 10.00
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 528
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Nach dem Bestseller »Wenn die Wellen leuchten«: Der zweite in sich abgeschlossene Band der großen Nordsee-Trilogie Der Duft der Insel Jessieanna lebt in Kalifornien. Sie arbeitet in der Kosmetikfirma ihrer Großmutter. Ihr großes Ziel ist es, eine Lotion herzustellen, die nicht nur auf die Haut, sondern auch auf die Seele wirkt. Doch der perfekte Duft dafür will ihr nicht gelingen. Als ihr Vater darauf besteht, dass sich Jessieanna nach einer schweren Lungenerkrankung in seiner alten Heimat auskuriert, ist sie alles andere als begeistert. Was soll sie in der Fremde auf der kalten Nordseeinsel Amrum? Dafür müsste sie ihre Hochzeit mit Ryan verschieben! Doch auf der Insel gibt es jemanden, der ihr zu der fehlenden Komponente für ihre Lotion verhelfen könnte. Doch wie soll sie ihm sein Geheimnis entlocken? Bei ihren Bemühungen hilft ihr jemand, der sie völlig unerwartet in Verwirrung stürzt...

Patricia Koelle ist eine Autorin, die in ihren Büchern ihr immerwährendes Staunen über das Leben, die Menschen und unseren sagenhaften Planeten zum Ausdruck bringt. Bei FISCHER Taschenbuch erschienen, neben Romanen und Geschichten-Sammlungen, die Ostsee- und Nordsee-Trilogie, die Inselgärten-Reihe sowie die Sehnsuchtswald-Reihe. ?Flaschenpost vom Leben? ist der erste Band ihrer Glückshafen-Reihe.

1Solange du etwas bewegst


»Was fällt Ihnen ein? Ich habe bereits die Polizei gerufen!«

Sie war so in ihr Werk vertieft, dass sie den Hausbesitzer nicht hatte kommen hören. Gerade versetzte sie dem Windrad einen Probeschwung, um zu sehen, ob es leicht genug lief. Es war eines ihrer besten, die Flügel mit bunten Stoffen in den Farben des Sommers bespannt. Dieses Modell war nicht für die Ewigkeit gemacht, aber umso mehr dafür, einen Winter lang Farbe in die grauen Monate zu bringen. Und in diesen Vorgarten, der so langweilig war wie das dazugehörige Gebäude. Nirgendwo ein bunter Fleck, nicht ein einziger Strauch, nur gerade langweilige Linien und lebensfeindliche Ordnung.

»Einbruch, Sachbeschädigung und das Hinterlassen von Müll!«, knurrte die kalte Stimme des Hausherrn hinter ihr. »Da kommt einiges zusammen!«

»Warum denn Einbruch? Sie haben nicht einmal einen Zaun!« Sie drehte sich um und sah erleichtert, wie im Hintergrund Bob Deston gerade aus seinem Polizeiauto stieg. Der Mann, der ihr mit verschränkten Armen und wutrotem Kopf gegenüberstand, konnte nicht wissen, dass Bob ein alter Bekannter war.

»Ich wollte Sie nicht belästigen«, sagte sie höflich, um Zeit zu gewinnen. »Gefällt Ihnen das Windrad nicht? Es ist doch schön und bringt Bewegung in Ihren Vorgarten. Oder vielleicht mag Ihre Frau es?«

»Einbruch, Sachbeschädigung und das Hinterlassen von Müll! Nichts sonst.« Der Mann wies empört auf das kleine Loch, das die Stange des Windrads in seinen Rasen gebohrt hatte.

»Na, ganz so schlimm scheint es mir nicht zu sein. Wir werden uns sicherlich einig.« Bob Deston tippte an seine Uniformmütze. »Guten Tag, Mr Piers.«

»Endlich! Gut, dass Sie da sind. Ich hoffe, Sie werden diesem Unfug ein Ende bereiten und die junge Dame mitnehmen.«

Bob seufzte. »Jessieanna Jessen! Natürlich. Wer sonst?«

»Hallo, Mr Deston.« Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln.

Der erboste Herr blickte von ihr zu dem Polizisten. »Wiederholungstäterin, was? Polizeibekannt, ja?«

»Allerdings. Doch Sie sagten ja selbst, es handelt sich um Unfug. Ich bin mir sicher, Miss Jessen wird das störende Objekt sofort entfernen und sich entschuldigen. Aber wir sprechen hier nicht von Müll, wissen Sie. Miss Jessen ist Künstlerin. Die Stadt Lorisville hat ihr gerade eine Menge dafür bezahlt, ein großes Windrad in ihrem Stadtpark aufzustellen.«

»Ach wirklich?« Der Hausbesitzer musterte das Objekt des Anstoßes und schien zu überlegen, ob er es womöglich zu Geld machen konnte, da es auf seinem Grund und Boden stand.

Jessieanna beeilte sich, die Stange aus dem Rasen zu ziehen und das Loch wieder zuzudrücken. Außer ein paar geknickten Grashalmen sah man nichts mehr. Und die waren von der kalifornischen Sonne ohnehin längst verbrannt. Aufgrund der Dürre war das Gießen im Sommer oft verboten.

»Es tut mir leid, dass ich Farbe in Ihren Garten bringen wollte. Einen schönen Tag noch.«

 

»Also wirklich, Jessieanna.« Bob stemmte die Arme in die Seiten, als sie in der Deckung des Polizeiautos auf der Straße standen. »Du warst zehn Jahre alt, als ich dich das erste Mal aus dem Garten eines Fremden holen musste. Das ist jetzt sechzehn Jahre her, und ich habe aufgehört zu zählen, wie oft es in dieser Zeit vorkam. Bist du nicht endlich zu erwachsen dafür?«

»Ach, Bob. Man kann nie zu alt sein, um ein bisschen