: Jen Williams
: Der Geist der Zitadelle Von Göttern und Drachen - Band 1
: beBEYOND
: 9783732543434
: 1
: CHF 1.60
:
: Fantasy
: German
: 110
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Um die Zitadelle im Herzen von Creos ranken sich viele Gerüchte. Sie soll verflucht sein, so raunt man sich zu - das Gefängnis der alten Magier. Wer verrückt genug ist, sie zu betreten, ist für immer verloren. Doch ein bisschen Verrücktheit kann nicht schaden, denken sich die geübte Diebin Wydrin und der Söldner Sebastian, als ein mysteriöser Auftraggeber eine horrende Summe bietet, um die Geheimnisse der Zitadelle zu erkunden. Zu verlockend ist die Aussicht auf Reichtum, Abenteuer und die eine oder andere Geschichte, die sie hinterher bei Trinkgelagen in der Taverne zum Besten geben können. Bald stellt sich jedoch heraus, dass in Gerüchten immer auch Wahrheiten und in den Tiefen verfluchter Zitadellen oftmals Gefahren schlummern - und an beidem sollte man nicht rütteln. Die Fantasy-Reihe 'Von Göttern und Drachen' von Jen Williams umfasst die folgenden vier Bände: Von Göttern und Drachen Band 1 - Der Geist der Zitadelle. Von Göttern und Drachen Band 2 - Die Geschwister des Nebels. Von Göttern und Drachen Band 3 - Der Prinz der Schmerzen. Von Göttern und Drachen Band 4 - Die Klinge aus Asche.

2


»Wir schreiten hier vorsichtig aus, Meister.«

Gallo blickte von der Karte auf. Sein Führer strich mit den Fingerspitzen über die roten Granitwände, schnupperte und schaute finster drein, als wäre er in etwas Unschönes getreten.

»Wirklich? Hier ist nichts eingezeichnet.« Gallo wedelte mit der Karte in seine Richtung. »Und ich würde es wirklich bevorzugen, wenn du mich nicht Meister nennen würdest, Chednit. Ich bin dein Auftraggeber, nicht dein Gebieter. Wir sind sozusagen Partner!«

Chednit blickte ihn mit seinen nicht zusammenpassenden Augen an. Eines war so braun wie eine Nuss und misstrauisch zusammengekniffen, das andere war künstlich – eine grüne Jadekugel mit einer eingeritzten silbernen Pupille, die sich in der Augenhöhle drehte.

»Du vertraust der Karte?«

»Wir haben sonst nichts, an das wir uns halten könnten. Außerdem habe ich sie ja nicht einem der grinsenden Scharlatane abgekauft, die wir in der Stadt gesehen haben. Sicher steht irgendwo in Krete ein kleines Haus, in dem Hunderte ausgehungerter Kinder Karten der Zitadelle fälschen.Die hier stammt aus den Ruinen eines Tempels in Relios und wurde direkt unter den Augen der Plappernden Männer gestohlen.« Gallo schwieg, um seine Worte wirken zu lassen, denn auf diese Leistung war er immer noch stolz.

»Wie Ihr meint, Meister.«

Gallo warf einen Blick in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Er konnte noch die letzten Sonnenstrahlen über der Wüste sehen, die den entfernten Durchgang wie ein Fenster voll Gold erscheinen ließen. Sie waren vorsichtig eine Steintreppe heruntergekommen, hatten jeden Schritt in ängstlicher Erwartung von Fallen, Schlangen und Skorpionen gemacht. Es hieß, dass die verwünschte Zitadelle tausend Möglichkeiten beherbergte, wie man zu Tode kommen konnte, eine schrecklicher als die andere. Vor ihnen befand sich eine Kammer aus grauem Stein. Es war etwas kälter, als sie erwartet hatten, aber bislang war ihnen nichts Schlimmes widerfahren. Weiter vorne befanden sich drei in Dunkelheit gehüllte Durchgänge.

»Wovor hast du Angst?«

Sein Führer schaute zu ihm und schüttelte den Kopf. »Ich glaube, ich höre was. Immer wieder ertönt ein Rumpeln, ein Seufzen.«

»Wirklich?« Gallo verharrte reglos und lauschte, hörte aber nur das Rauschen des Winds, der weit über ihnen durch das Tor blies, und das Geräusch seines eigenen Atems. So hoch über Krete war es nicht einmal möglich, etwas aus der Stadt zu hören, denn die alten Steine ließen kein Geräusch durchdringen. Unvermittelt lachte er auf und schlug Chednit herzlich auf den Rücken. Der Führer zuckte zusammen.

»Schau uns an! Wir sind gerade mal ins erste Geschoss der Zitadelle gekommen und erschrecken uns jetzt schon bei jedem Geräusch, sind nervös wie Mäuse. Gehen wir weiter.« Gallo sah auf die Karte und nickte zu dem Durchgang hinten rechts. »Wir nehmen den.«

»Wie Ihr meint, Meister.«

In der nächsten Kammer stießen sie auf eine schmale Treppe, die nach unten führte. Das Licht von Chednits Fackel erleuchtete nur die ersten Stufen, die weiteren wurden von der Dunkelheit verschlungen.

»Wir sollten noch eine Fackel entzünden, Meister.«

»Ich habe lieber die Hände frei.« Gallo tätschelte die Schwertscheide an seiner Hüfte.

»Mir gefällt das nicht.« Chednit sah in die Dunkelheit, und sein ledriges altes Gesicht lag in tausend kleinen Falten. Das