: Jutta Mehler
: Zwei Frauen und ein Mord Kriminalroman
: Emons Verlag
: 9783960413196
: 1
: CHF 6.90
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 224
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Eine tragisch-witzige Geschichte, wie sie aktueller kaum sein könnte. Eigentlich hat Eva Brunriedl genug von ihrer Arbeit als 'Good Mama' für die Flüchtlinge in ihrem ehemaligen Dorfgasthaus. Doch als einer ihrer Schützlinge ermordet wird und die Polizei nur tatenlos zusieht, ergreift sie resolut die Initiative. Bald muss sie feststellen, dass ihr niederbayerisches Heimatdorf längst nicht so beschaulich ist wie gedacht. Als schließlich auch noch ihre Nichte Felizitas in Gefahr gerät, wird es zunehmend ungemütlicher im Schatten des Brotjacklriegels ...

Jutta Mehler, Jahrgang 1949, hängte frühzeitig das Jurastudium an den Nagel und zog wieder aufs Land, nach Niederbayern, wo sie während ihrer Kindheit gelebt hatte. Seit die beiden Töchter und der Sohn erwachsen sind, schreibt Jutta Mehler Romane und Erzählungen, die vorwiegend auf authentischen Lebensgeschichten basieren, sowie Kriminalromane.

EINS


Eva Brunriedl warf den Stift auf die Tischplatte, hob den Kopf und sah ihre Nichte mit schmalen Augen an.

»Was is fest ausgmacht?«

Felizitas nickte, wohl um auszudrücken, dass sie recht gut wusste, was ausgemacht war.

Eva wollte sich gerade mit einem »Also dann« wieder ihrem Schreibkram zuwenden, da fiel ihr das vorgereckte Kinn ihrer Nichte ins Auge, der feste Blick, die straffe Haltung.

Statt des »Also dann« stieß sie einen Seufzer aus. »Gilt auf einmal nicht mehr?«

Felizitas demonstrierte Entschlossenheit. Kein Blinzeln, kein Gewicht-aufs-andere-Bein-Verlagern, kein trockenes Schlucken. »Innocent ist vor zwölf Tagen erschlagen worden.« Ihre Stimme klang fast automatenhaft, so sehr bemühte sie sich, nicht das kleinste bisschen Schwäche heraushören zu lassen. »Und die Polizei hat noch nix rausgefunden. Nix über den Täter, nix übers Motiv.«

»Weil sich die Scheißpolizei einen Scheißdreck drum schert, wenn ein Scheißasylant hopsgeht«, sagte Eva und nahm den Stift wieder auf. »Denen ist das doch scheißegal.« Sie sah Felizitas kurz die Augen schließen und tief Luft holen. Eva biss sich auf die Lippen. Zugegeben, in letzter Zeit übertrieb sie es mit dem Scheiß-dies und Scheiß-das. Aber es gab ja kaum noch etwas, das die Bezeichnung nicht verdiente.

Andererseits schien sie damit allmählich Anstoß zu erregen.

Vor einiger Zeit hatte sie Chantal zu ihrer Nichte sagen hören: »Deine Tante Brunriedl hat ja schon immer einen Hau gehabt, aber seit sie die Asylantenmama spielt, ist sie voll abartig drauf.«

Ausgerechnet Chantal musste sich vor Felizitas über sie mokieren. Chantal Mösenbichler, das Flitscherl aus dem Friseursalon.

»Aber willst du nicht auch wissen, wer den Inno auf dem Gewissen hat?«, fragte Felizitas.

Eva warf den Stift quer durch den Raum. Er flog in hohem Bogen ans Fenster, prallte ab und blieb mit der Spitze in einem Blumentopf stecken.

Warum konnte ihre Nichte nicht endlich akzeptieren, dass der Scheißmörder ungestraft davonkommen würde? Nicht einmal die Polizei wollte sich in den Fall reinhängen. »Die ganze Rumfragerei ist für die Katz«, hatte Sepp Maxenberger nach den ersten Verhören gesagt. »Die mauern, die können auf einmal kein Wort Deutsch mehr, die halten so was von dicht.«

Maxenberger war ein Vollpfosten, keine Frage, aber in diesem Fall schätzte er die Lage richtig ein. Evas afrikanische Hausgäste hüteten sich davor, Informationen über sich und ihre Mitbewohner preiszugeben.

Sofern sie überhaupt Informationen besaßen.

Felizitas war ans Fenster getreten und pickte den Stift aus dem Blumentopf. Trockene Blätter raschelten, als sie die Hand zurückzog.

Die Pflanze war also inzwischen verdurstet. Sollte sie doch. Was hier in der alten Gaststube geschah, interessierte Eva nicht mehr. Vor ein paar Wochen hatte sie mit einem lautstarken »Ihr könnt mich alle mal« Türen zugeknallt und damit quasi gekündigt.

Mit »alle« waren speziell fünf junge Männer gemeint gewesen. Fünf Afrikaner, deren genaue Herkunft sie nicht kannte.

Dass Evas Abdankung Kollateralschäden verursachen würde, war