Main Data
Author: Martin Gadow
Title: Der Widerspruch Ein Roman über Identität und Moral im Kontext deutscher Erinnerungskultur
Publisher: Books on Demand
ISBN/ISSN: 9783759741462
Edition: 1
Price: CHF 7.50
Publication date: 09/17/2024
Content
Category: Contemporary literature (from 1945)
Language: German
Technical Data
Pages: 408
Copy protection: Wasserzeichen
Devices: PC/MAC/eReader/Tablet
Formate: ePUB
Table of contents
Leibgeber agiert als Leimrute für die Spendenakquise, Lautsprecher für die Öffentlichkeitsarbeit und Lockvogel für die Mitarbeitergewinnung beim Kriegsgräberverein. Landmarken seines Geschäftsgebietes sind die NS-Ordensburg Vogelsang, das KdF-Hotel in Waldbröl, das Führerhauptquartier Felsennest in Bad Münstereifel, die Arno-Breker=Ausstellung auf Schloss Nörvenich, das Soldatengrab von Generalfeldmarschall Walter Model im Hürtgenwald, das Zivilgrab des SS-Lagerarztes von Buchenwald, August Bender, nahe Düren und das Grab von Hitlers Euthanasiebeauftragten Prof. Karl Brandt im Bergischen Land. In das graue Gefieder seiner An-züge gekleidet, plappert er wie ein Papagei Vereinsparolen nach ('Versöhnung!' 'Versöhnung!' 'Versöhnung!'). Er wird gefüttert. Er wird getränkt. Aber vom Fliegen kann er sich seinem Käfig nur träumen. Leibgeber identifiziert sich weder mit der falschen Verbandspolitik noch der verlogenen Versöhnungsphilosophie noch der fatalen Vereinsgeschichte des Kriegsgräbervereins. Seine mangelnde Identifikation ist kein akademisches Problem. Hinter Leibgebers Nicht-Identifikation lauert eine physische Bedrohung: keine Nahrung, keine Kleidung und kein Obdach. Um zu überleben, tut er das Falsche und strengt sich auch noch richtig dabei an. Das ist sein 'unglückliches Bewusstsein' (HEGEL) www.gadowliteratur.de

Martin Gadow, geb. 1958 in Bergen/Kreis Celle, ist Buchhändler, Diplom-Dokumentar, Magister Artium (Germanistik und Neuere Geschichte) und Master of Public Administration.
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PROLOG


Am späten Nachmittag veranstaltete der Landesverband in der Jesuitenkirche schräg gegenüber dem Hauptbahnhof die Landesfeier zum Volkstrauertag. Die Jesuitenkirche gilt als größter Sakralbau Kölns gleich nach dem Dom. Im Zweiten Weltkrieg bis auf die Umfassungsmauern zerstört, erhielt das glanzvolle Gotteshaus des Frühbarock, das zudem romanische und spätgotische Stilformen aufweist, in den Jahren 1949 bis 1979 seine ursprüngliche Gestalt zurück. Der imposante Eingang an der Westseite wird durch flankierende Türme bewacht. Das Innere des Sakralbaus beeindruckt durch das Raumvolumen und die Pracht der Ausstattung, vor allem durch den triumphalen, in Goldglanz erstrahlenden Hochaltar, neben dem am Nachmittag vor dem Volkstrauertag die Deutschland- und die Europafahne, die Fahne des Kriegsgräbervereins und die Fahne des Erzbistums hingen. Im Chorraum des Altars saßen die Musiker des Landespolizeiorchesters und stimmten ihre Instrumente. Neben dem Altar stand ein Rednerpult. Um das Publikum zum Schweigen zu bringen, intonierte das Polizeiorchester die Arie Nr. 15 aus dem 12. Auftritt des 2. Aufzuges der »Zauberflöte«. Ein in Schlips und Kragen gewandeter Sänger vom Düsseldorfer Staatsschauspiel sang Verse des Schikaneder-Librettos.

In diesen heil’gen Ha-hallen
Kennt man die Rache ni-hicht
Und ist ein Me-hensch ge-fa-hallen
Führt Lie-Hiebe! i-hihn zur Pflicht
Dann wandert er an Freundes Ha-hand
Vergnügt und froh ins be-he-hessre La-hand
Dann wandert er an Freundes Ha-hand
Vergnügt und froh ins bessre La-hand
Dann wa

 
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