: Marc Mandel
: Möbiusschleife Wie frei willst Du sein?
: epubli
: 9783753173504
: 2
: CHF 2.50
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: Dramatik
: German
: 321
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Wo etwas passiert ist Maike Mainwald nicht weit. Auch privat rennt die Fotojournalistin stets dem ultimativen Kick hinterher. Der Discjockey FloPo prahlt bei einem Freund: 'Ich habe da aufgelegt. Später habe ich sie flachgelegt.' Mit schönen Worten gelingt dies sogar reiferen Liebhabern. Bei einem Fototermin berührt sie irrtümlich die Videotaste. Danach stellt sich heraus, dass sie einen Mord aufzeichnete. Weil sie oft am Rande der Legalität agiert, soll ein Privatdetektiv das Video der Polizei zuspielen. Doch über einen Trojaner in ihrem Rechner erfährt der Täter davon. Da erkennt Maike das Geheimnis der Möbiusschleife: Wer ihrer Faszination erliegt, folgt einer unendlichen Bahn, die nur ins Abseits führt. Gleichzeitig wird ihr klar, dass ihre Sex-Eskapaden sie allmählich einzumauern drohen. Freiheit erlebt sie erst in einer gemeinsamen Nacht mit Tina. Gleichwohl lässt sich Maike Mainwald nach diesem Schlüsselerlebnis erneut mit dem Discjockey FloPo ein. Und gerät in die Gewalt des Mörders

Marc Mandel wurde 1948 geboren. Er war jahrelang als Rockmusiker, Discjockey und Hotelpianist unterwegs. Da-neben schrieb er Rezensionen, Kolumnen, Glossen. Auf dem zweiten Bildungsweg erwarb er das Abitur; anschließend studierte er Philosophie und Germanistik. Seit zwanzig Jah-ren arbeitet er als Kulturjournalist, vor allem für das 'Darmstädter Echo'. Monografien: Mädchenlieder (2014, vergriffen), Morden (Short Stories 2014), Machen (Schreibfibel 2016), Machen 2.0 (Gedichtfibel 2019) - alle im chiliverlag. Er ist Herausgeber des Weihnachtsbuches 'Dichter-Lichter' der Autorengruppe Coortext (erschienen bei BoD 2020). Mehr Informationen finden Sie unter www.MarcMandel.Net.

»Morgen Abend reden wir ausführlich drüber.«

»Wie bist du an das ‚Frischfleisch‘ ’rangekommen?«

»Zufall. In der vorigen Woche, am Mittwochabend, fuhr ich unseren Chef in ein Hotel. Sie erwartete ihn an der Tür. Die

‚Freie Post‘ hat dort ein Zimmer fest gemietet, für Konferenzen. Auch falls im Restaurant kein Platz ist. Spielt momentan keine Rolle, weil das Restaurant eh geschlossen ist.«

»Kennst du sie?«

»Vom Sehen. Dafür ihren Mann. Während der am Mittwoch seelenruhig im Büro arbeitete, lieh sich der Boss die Frau aus. Und was für eine. Figur eines Models. Mit einem atemberaubenden Vorbau, bei einem unschuldigen Ge-sichtchen. Zu frisch für so einen Knochen. Bestimmt verdorben – wenn sie sich mit dem Boss einlässt. Der ist zwanzig Jahre älter als ich. Sie absolut knusper. Kann ich nicht Nein sagen. Ich glaub‘, Bianca heißt sie.«

»Ich drücke dir die Daumen. Erzähl‘ mir morgen, wie es war.«

»Muss los.« Jonas klemmte sich eine Perle in das linke Nasenloch.

»Wirkt fast wie ein Nostril-Piercing.«

»Soll so sein.«

»Was ist mit deinem Kollegen, dem Mann dieser Bianca?«

»Max schwitzt im Spätdienst. Kommt frühestens um halb elf nach Hause. Auf der anderen Seite ist der selbst überall am Baggern.«

Flo streckte den Daumen in die Höhe.

92

Maike Mainwald betrat um acht Uhr den Platz vor dem

‚Café Möbius’ an der Lindenhofstraße. Anfangs war sie unsicher, ob das der Platz war, den sie kannte: Dass die Fläche so groß war, merkte man erst, wenn keine Tische aufgestellt waren. Die Sitzmöbel standen zusammenge-klappt an der Hauswand. Das Eckhaus war hingegen un-verkennbar. Maikes Blick wanderte über die verlassene Terrasse an der Riedlinger Straße. Parkplätze ohne Ende.

Deshalb schlug sie diesen Treffpunkt vor.

In diesem Augenblick kam Jacqueline Korck von der Seite.

Sie war so alt wie Maike, trotzdem wirkte sie wie ein Mädchen. Ihre kurzen roten Haare umrahmten ein fröhliches Gesicht voller Sommersprossen. Jacqueline trug abgeschnittene Jeans zu einem ärmellosen Oberteil. Sie umarmten sich; schließlich sahen sie sich erst am Nachmittag.

Dadurch waren sie praktisch Familienmitglieder.

»Wir sind drin, Maike. Um fünf aufgestanden. Um sechs kam der Umzugswagen. Mit zwei kräftigen Freunden von Norbert.«

»Ging alles glatt?«

»Im Leben nicht. Wir mussten doch zu dem Konzert um zwei. In dieser Zeit klotzten die anderen trotzdem ‘ran.

Seit drei Stunden ist die Tür geschlossen. Fünfte Etage. Der Aufzug lief wie ein Uhrwerk. Unfassbar. Unser Bett ist frei-geräumt. Morgen bringen die Schwiegereltern die Kinder.

Das Telefon funktioniert. Das WLAN schließt Norbert gerade an. Die anderen bauen Möbel auf. Ich bin kurz hierher geflüchtet, weil du mir das Handy geben willst. Zwei Minuten zur U-Bahn. Schöne Aussicht. Eine Irrsinnsadresse. Da wohnte vor zweihundert Jahren