: Ursula Poznanski
: Die Vernichteten (Eleria-Trilogie - Band 3)
: Loewe Verlag
: 9783732001934
: 5
: CHF 8.00
:
: Jugendbücher ab 12 Jahre
: German
: 528
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Das grandiose Finale einer außergewöhnlichen Thriller-Trilogie - ein meisterhaftes Verwirrspiel. Nun kennt Ria das schreckliche Geheimnis um das Virus, das so rasend schnell tötet. Weiß, dass es die Sphären und ihre Bewohner vernichten soll, aus Rache für den Raub zahlreicher Clan-Kinder. Ein entsetzliches Vorhaben. Doch zum Glück gibt es ein Heilmittel. Und dieses wird von Quirin bewahrt. Quirin, der jedoch nicht von dem tödlichen Plan abzubringen und mit einem Mal wie vom Erdboden verschluckt ist. Trotz widriger Umstände macht Ria sich auf den Weg, das Heilmittel zu finden und das Leben von Clans und Sphärenbewohnern zu schützen. Doch dann offenbart sich ihr etwas, womit sie nicht gerechnet hat. Etwas von solcher Grausamkeit, dass es fast unvorstellbar scheint. Etwas, das alles, was sie bisher an Verschwörungen aufgedeckt hat, bei Weitem übertrifft. 'Die Vernichteten' ist der letzte Band einer Trilogie. Die beiden Vorgängertitel lauten 'Die Verratenen' und 'Die Verschworenen'. Die Bestsellerautorin Ursula Poznanski, auch bekannt durch ihre Thriller für Erwachsene: 'Fünf' und 'Blinde Vögel', erschienen beim Wunderlich Verlag, legt mit diesem Jugendbuch-Thriller den abschließenden Band der Verratenen-Trilogie vor.

Ursula Poznanski, geboren in Wien, studierte sich einmal quer durch das Angebot der dortigen Universität, bevor sie nach zehn Jahren die Hoffnung auf einen Abschluss begrub und sich als Medizinjournalistin dem Ernst des Lebens stellte. Nach der Geburt ihres Sohnes begann sie Kinderbücher zu schreiben. Ihr Jugendbuchdebüt Ereboserhielt zahlreiche Auszeichnungen (u. a. den Deutschen Jugendliteraturpreis) und machte die Autorin international bekannt. Sie lebt mit ihrer Familie im Süden von Wien.

1

Wir sehen sie kaum in der Dunkelheit, sie sind Schatten zwischen dem Flackern der Fackeln. Aber wir hören sie. Ein kühler Wind trägt ihre Stimmen und ihr Lachen bis zu unserem Versteck. Sie denken nicht daran, sich schlafen zu legen.

Die dritte Nacht, der dritte Versuch. Wahrscheinlich der dritte Fehlschlag.

Sandors Hand liegt leicht zwischen meinen Schulterblättern und vermittelt mir das trügerische Gefühl, in Sicherheit zu sein.

»Fünf Scharten«, flüstert er.»Links auf der Ruinenmauer zwei Nachtläufer. Und siehst du die drei, die ständig die Position wechseln? Ich glaube, das sind Messack.«

Ich verenge meine Augen, um Genaueres erkennen zu können. Messack. Fast so grausam wie Schlitzer, nur besser organisiert, heißt es. Die Männer nähern sich dem Schein einer Fackel, einer dreht sein Gesicht in unsere Richtung. Blaue Tätowierungen und rote Narben. Er bleibt stehen, hebt das Kinn und schnüffelt.

Tycho, der zu meiner Linken kauert, wird unruhig. Ich greife nach seiner Hand, er darf keinesfalls etwas Unbedachtes tun. Der Messack kann uns nicht wittern, dafür weht der Wind aus der falschen Richtung. Trotzdem dauert es für meinen Geschmack viel zu lange, bis der Mann seinen Weg fortsetzt, und er tut es auch nur zögernd. Als könnte er unsere Anwesenheit spüren.

Unwillig befreit Tycho seine Hand aus meinem Griff.»Jetzt wäre es günstig«, wispert er,»wenn ich schnell bin.«

Ich packe ihn sofort am Arm.»Auf gar keinen Fall!«

Er spannt die Muskeln an, lockert sie aber gleich wieder.»Du hast leicht reden«, höre ich ihn murmeln. Er sieht mich nicht an, sondern starrt auf die Dornenhecke, die nur gute hundert Schritte entfernt, aber trotzdem unerreichbar ist, jedenfalls für uns. Die Feindclans umschwirren sie, als wüssten sie um ihre Bedeutung.

»Geduld«, sagt Sandor und Tycho seufzt entnervt.

Er ist wie ausgewechselt, seit er von Dhalion erfahren hat. Das Wissen, dass ihm nicht nur von außen, sondern auch von seinem eigenen Körper Gefahr droht, macht ihm heftig zu schaffen und er will diesem Zustand ein Ende setzen, jetzt, sofort. Eigentlich schon seit dem Moment, als ich ihm die Zusammenhänge erklärt habe. Den Grund, warum der Sphärenbund alles daransetzt, uns zu töten. Uns und die anderen, die Dhalion in sich tragen.

Die Hecke war meine Rettung und das könnte sie auch für Tycho sein, wenn die Scharten, Nachtläufer und Messack sich endlich dazu entschließen würden, weiterzuziehen, aber offenbar gefällt ihnen dieser Ort. Die Ruinen hier sind gut erhalten, jedenfalls machen sie nicht den Eindruck, als würden sie beim ersten Windstoß einstürzen. Das gilt auch für die Mauern, zwischen denen wir uns verstecken, und wahrscheinlich müssen wir froh sein, dass noch niemand diesen Platz mit Beschlag belegt hat. Vor allem der Keller ist uns wichtig, denn hier befindet sich einer der Ausgänge aus der Stadt unter der Stadt, diesem labyrinthischen Gewirr von Gängen, Schächten und Kanälen, die Quirins Reich bilden.

Quirin. Ich verbiete mir den Gedanken an ihn sofort. Es ist ein schlechter Zeitpunkt, um wütend zu werden, ich brauche einen klaren Kopf. Wir müssten unser Leben nicht aufs Spiel setzen, um Tycho zu immunisieren, wenn wir das Serum hätten. Doch Quirin hat es uns nicht gegeben und nun ist er wie vom Erdboden verschluckt, selbst Sandor hat ihn seit Tagen nicht gesehen. Er hat ihn zu sich rufen lassen– als Clanfürst ist das sein Recht –, aber Quirin lässt sich nicht blicken.

Die Messack drehen eine weitere Runde. Sie unterhalten sich, doch ich verstehe nicht, was sie sagen.

Tycho stößt mich sachte an.»Wenn sie uns den Rücken zuwenden, schleiche ich hinüber«, wispert er.

»Auf keinen Fall!« Ich verstärke meinen Griff um seinen Arm.»Wir versuchen es morgen noch einmal, irgendwann werden die Prims weiterziehen, das tun sie doch immer.«

Ich spüre, wie Sandor mich von der Seite ansieht, und ich weiß, warum. Ich habePrims gesagt, das ist mir lange nicht mehr passiert, erst recht nicht, seit ich erfahren habe, dass ich eigentlich zu ihnen gehöre. Ein entführtes Kind, das seiner Mutter von einem Sentinel aus den Armen gerissen wurde.

Aber die Scharten, die Messack und vor allem die Schlitzer entsprechen genau dem, was ich mir früher unter Prims vorgestellt habe. Primitive Wilde.

»Ich weiß, was ich tue«, flüstert Tycho gereizt.»Ich bin schnell und ich bin leise. Lass mich los.«

»Kommt nicht infrage, das ist viel zu –«

In diesem Moment treten Neuankömmlinge ins Licht der Fackeln. Keine Außenbewohner diesmal, sondern Sentinel. Drei rote und zwei farblose. Exekutoren also.

Sofort scharen alle anwesenden Clanmitglieder sich um sie.

»Belohnung für gute Arbeit«, sagt einer der Farblosen.»Wir haben euch Lebensmittel mitgebracht und für den, der uns die interessanteste Beobachtung melden kann, gibt es eine Jacke. Thermostoff, darauf seid ihr doch so scharf.«

Die Clanleute drängen zu der Stelle, wo die roten Sentinel das versprochene Essen verteilen.

Mein Interesse gilt eher den Exekutoren– ist jemand dabei, den ich aus Vienna 2 kenne?

Ihre Gesichter liegen im Schatten, ich höre sie lachen, dann wenden sie sich um und drehen uns den Rücken zu.

Das ist der Moment, in dem mir Tycho entwischt.

Ich zische ihm nicht hinterher, dass er zurückkommen soll, das würde es nur schlimmer machen. Ich habe nicht gut genug aufgepasst, nun ist er da draußen, das ist nicht mehr zuändern, ich kann nur noch hoffen, dass er wirklich so geschickt ist, wie er glaubt.

Sandor hält mich fest, als hätte er Angst, ich könnte Tycho nachlaufen, er zieht mich sogar ein Stück zurück zum Keller, doch ich schüttle den Kopf. Ich muss sehen, was passiert.

Tycho war immer schon wendig und flink und das stellt er jetzt einmal mehr unter Beweis. Bleibt in den Schatten, gleitet von einer dunklen Stelle zur nächsten und hält zwischendurch immer wieder inne. Falls er Geräusche verursacht, werden sie von den Außenbewohnern, die ums Essen streiten,übertönt.

Die größten Sorgen macht mir sein Haarschopf. So hellblond, dass er fast weiß ist– die denkbar ungün