Ein neuer Tag
Mittwoch, 24. Oktober 2012,
9 Uhr
Königswinter, Hotel Loreley, Empfangshalle
Mit verbrannter Kleidung, von der nicht mehr als ein paar Fetzen übrig geblieben waren, betrat Ember den roten Teppich, der sie in die Empfangshalle des noblen Hotels Loreley geleitete. Es war gerade Frühstückszeit, sodass sich jede Menge Menschen in dem herrschaftlichen Raum mit der hohen, stuckverzierten Decke aufhielten, die sie allesamt anstarrten.
Philipp neben ihr machte kaum einen besseren Eindruck, wie er mit nacktem Oberkörper auf die Rezeption zusteuerte, doch anders als sie schien er die Blicke der Gäste gar nicht zu bemerken. Er stellte sich an den Tresen, als wäre es das Normalste der Welt, Ende Oktober beinahe unbekleidet an der Rheinpromenade entlangzuflanieren, und schenkte der Empfangsdame ein freundliches Lächeln.
»Guten Morgen«, begrüßte er sie höflich. »Ich hoffe, Sie können mir weiterhelfen.«
Oh ja, Sie sehen in der Tat aus, als ob Sie Hilfe bräuchten, schien ihr Blick zu sagen, als sie mit großen Augen zwischen Ember und ihm hin und her schaute, viel zu perplex von ihrem Auftritt, um irgendetwas zu sagen.
Philipp fuhr mit einer Gelassenheit fort, als wollte er lediglich nach dem Weg fragen. »Wir sind auf der Suche nach einer Freundin. Ihr Name ist Julia. Sie hat die letzten Nächte hier geschlafen. Wissen Sie zufällig, ob sie hier ist?«
Die Angestellte starrte ihn immer noch an, als würde er eine Sprache sprechen, die sie nicht verstand.
Ember räusperte sich verlegen. »Julia hat lange blonde Haare und ist in unserem Alter. Eventuell ist sie in Begleitung eines blonden, relativ muskulösen Jungen.«
Die Augen der Frau richteten sich automatisch auf den nackten Oberkörper des einstigen Prinzen. Er war zwar nicht so gut trainiert wie Joe, aber dennoch sehr ansehnlich. Ember hatte es im Verlauf des Morgens sogar geschafft, ihn anzusehen, ohne dabei rot zu werden.
Die Dame schüttelte den Kopf, als müsste sie sich von seinem Anblick losreißen, um ihre Gedanken ordnen zu können. »Entschuldigen Sie bitte die Frage, aber geht es Ihnen gut?«
Philipp lachte, als hätte sie einen Witz gemacht, und deutete an sich hinab. »Lassen Sie sich bitte nicht von unserem Auftritt beirren. Wir hatten einen kleinen Unfall, aber uns fehlt nichts.«
Wenn man ihm zuhörte, könnte man meinen, dass die beiden lediglich ein unfreiwilliges Bad im Rhein genommen hätten. Tatsächlich waren sie entführ