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Es war eine Stunde vor Tagesanbruch, als Detective Constable Ben Cooper die ersten Nachrichten bekam. Die Stunde vor Anbruch des Tages war eigentlich die tote Stunde. Doch in den Schlafzimmern der dreistöckigen Sozialbauten oder in den halbmondförmig an den Berghängen angelegten Wohnstraßen mit den Doppelhaushälften blinzelten die Leute verwirrt in eine fremde Welt aus gedämpften Geräuschen und einem umgekehrten Muster aus Hell und Dunkel. Cooper kannte die Stunde vor Tagesanbruch nur zu genau. Um diese Zeit sollte man sich nicht unbedingt draußen aufhalten. Aber es war Januar, und der Tag dämmerte spät in Edendale. Darüber hinaus hatte der Schnee den Morgen in ein frostiges Chaos verwandelt.
Cooper schlug den Kragen seines Wachsmantels bis zum Rand seiner Mütze hoch und wischte die kleinen Schneeflocken weg, die sich in seinen Kinnstoppeln verfingen, wo er sich am Morgen nicht gründlich genug rasiert hatte. Er war zu Fuß eine der kleinen Seitenstraßen vom Marktplatz heruntergekommen, der frische Schnee hatte unter seinen Sohlen geknirscht. Er war auf dem überfrorenen Kopfsteinpflaster ausgerutscht und vom Lichtkegel einer Straßenlaterne zum nächsten durch die Dunkelheit gestapft. Schließlich war er aus der Gasse in das lärmende Verkehrschaos hinausgetreten, das das Herz von Edendale zum Stillstand gebracht und jedes Vorankommen auf den schneebedeckten Straßen unmöglich gemacht hatte.
Auf der Hollowgate saßen die frustrierten Fahrer Stoßstange an Stoßstange zwischen den Auspuffwolken in ihren Autos fest. Viele von ihnen waren praktisch blind gefahren, hinter halb vereiste oder mit braunen Schlieren überzogene Windschutzscheiben geduckt, auf denen die festgefrorenen Scheibenwischer nichts ausrichten konnten. Das Brummen der Motoren hing über der Straße und brach sich an den Fassaden der Geschäfte und den oberen Stockwerken der Gebäude aus dem 19. Jahrhundert. Das Scheinwerferlicht ließ Fahrer und Insassen zu unheimlichen Schatten erstarren, wie die Silhouetten auf einem Schießstand.
»Wir haben einen schweren tätlichen Angriff auf zwei Personen, möglicherweise mit rassistischem Hintergrund. Ungefähr gegen zwei Uhr morgens. In der Nähe der Underbank.«
Die spröde Stimme aus dem Funkgerät klang fremd und weit entfernt. Sie gehörte einer müden Telefonistin in einer fensterlosen Anrufzentrale, in der man nicht mitbekam, ob es immer noch schneite oder ob die Sonne bereits aufgegangen war. Es sei denn, jemand rief an und gab den Wetterberic