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Zelda
29. November
»Kein Herz«, flüsterte ich in meinen Mantelkragen.
Ein eisiger Wind heulte durch die belebte New Yorker Straße, peitschte meine langen schwarzen Haare nach hinten und riss mir die Worte aus dem Mund. Meine Augen brannten, aber das kam nur vom Wind. Ich weinte nicht. Nie. Nicht mal, nachdem ich von drei der größten Comic-Verlage in Manhattan abgewiesen worden war. Meine Augen tränten vom Wind.
Drei Absagen in zwei Tagen. Die leitenden Redakteure der einzelnen Verlage verschmolzen in meiner Erinnerung zu einem einzigen Mistkerl, der mit arrogant hochgezogenen Augenbrauen meine Arbeit betrachtete. Ein bisschen beeindruckt, aber nicht beeindruckt genug.
»Interessantes Konzept und ausgezeichnetes Artwork. Aber nein.«
Die dritte Absage, von BlackStar Publishing, wurde jedoch von einem winzigen Hoffnungsschimmer begleitet. Der leitende Redakteur war zwar nicht interessiert, doch nach dem Treffen zog mich seine Assistentin beiseite. Iris Hannover wirkte kaum älter als ich mit meinen vierundzwanzig Jahren, mit dunklem Haar, rotem Lippenstift, modischer Brille und hartem Blick. Einem harten Blick, aber keinem gemeinen. Sondern eher einem, als würde sie mich mustern.
»Es ist noch nicht mal Dezember, aber alle sind schon im Feiertagsmodus«, hatte Iris gesagt. »Wenn Sie es noch einmal überarbeiten und mir innerhalb der nächsten paar Wochen die Storyboards liefern können, sorge ich dafür, dass mein Chef einen zweiten Blick darauf wirft.«
»In welche Richtung soll ich es überarbeiten?«, fragte ich.
»Sie haben da etwas Interessantes.« Iris tippte auf meine Zeichenmappe. »Ihr Stil ist fantastisch, aber der Story fehlt etwas. Sie ist reine Prämisse, sie hat keinen Herzschlag. Finden Sie das Herz!«
»Kein Herz«, flüsterte ich erneut.
Blinzelnd sah ich auf die 6th Avenue, wo sich ein langsamer Tross aus Pkws und Taxis in Richtung Uptown bewegte. Alles war grau. Der Himmel, der Bürgersteig, die Gebäude. Eine trostlose Stadtlandschaft in Kohle und schwarzer Tinte, in der das einzige Detail, an das sich der Kolorist erinnert hatte, das Gelb der Taxis war. Passanten rempelten mich an, gegen die Kälte dick eingemummelt mit Mützen und Schals. Sie eilten vorbei, denn anders als ich wussten sie, wohin sie gingen und was als Nächstes kam.
Ich presste meine Zeichenmappe fester an mich. Darin befand sich meine Seele. Die Skizzen für meine Graphic NovelMutter, darf ich …?
Und sie hat kein Herz.
Ich musste zugeben, dass sie nicht rührselig oder gefühlsbetont war. Keine Romanze, keine Tränen. Es war pure Gewalt und Action. Eine dystopische Zeitreisegeschichte über blutige Rache. Die Mission meiner Heldin bestand darin, Pädophile und Kindesentführer aufzuhalten, bevor diese zuschlagen konnten. Sie tat es, um ihre Seele vor der Schuld und der Reue zu retten, mit der sie seit der Ermordung ihres eigenen Kindes leben musste. Es gab keinen Ritter in glänzender Rüstung, der auftauchen und das für sie erledigen würde.
War es nicht das, was die