»Gut, Frau Berthold, ich werde Sie dann Ihrem direkten Vorgesetzten vorstellen!« Der Personalchef des großen Chemiekonzerns lächelte.
Ellen Berthold lächelte zurück. »Ich danke Ihnen, Doktor Gröbl«, sagte sie leise.
»Aber ich bitte Sie!« Der Personalchef wehrte den Dank ab. »Ihre Qualifikation ist ganz ausgezeichnet! Und wir brauchen eine gute Dolmetscherin. Dass ich Ihren Vater gekannt habe, darf und kann hier keine Rolle spielen. Merken Sie sich das gut, Frau Berthold!«
Ellen biss sich auf die Lippen. Ihr verstorbener Vater hatte hier in diesem Konzern gearbeitet. Sie musste es vergessen, sonst hatte sie immer und ewig ein schlechtes Gewissen, weil sie diese wirklich gut bezahlte Stelle bekommen hatte. Sie, als einzige unter zwanzig Bewerbern!
»Ich werde mein Bestes tun«, versprach Ellen leise und sah den Personalchef ernst an.
»Davon bin ich überzeugt!« Dr. Gröbl musterte sein Gegenüber unauffällig. Blass und schmal saß sie da in ihrem schwarzen Etuikleid. Natürlich, sie trug ja noch Trauer. Er räusperte sich.
»Bevor wir zu Doktor Hornau, Ihrem Vorgesetzten gehen, muss ich Ihnen noch etwas sagen«, begann er und räusperte sich noch einmal. »Sehen Sie, Sie sind als Konferenzdolmetscherin eingestellt. Im Interesse der Firma muss ich Sie bitten, auf die strenge schwarze Kleidung während des Dienstes zu verzichten. Sie haben vorwiegend mit ausländischen Kunden zu tun, deshalb wäre es gut, sich neutral zu kleiden. Sie verstehen mich doch?«
Ellen lächelte ein kleines, schmerzliches Lächeln, das ihr Gesicht weich und sehr jung erscheinen ließ.
»Ich verstehe Sie, Doktor Gröbl. Es muss ja nicht jeder gleich wissen, dass ich vor einigen Wochen meinen Vater verloren habe.«
»Sie werden nicht viel Zeit haben, daran zu denken«, murmelte Dr. Gröbl. »Und jetzt kommen Sie bitte!« Er erhob sich und führte Ellen aus seinem Büro. »Hier entlang, bitte!« Der Personalchef zweigte in einen Seitengang ab und betrat nach kurzem Anklopfen ein Büro.
Ellen folgte ihm und sah sich aufmerksam um. Der Raum