: Gabriele Popma
: Echo des Lebens
: tolino media
: 9783739433271
: 1
: CHF 3.20
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 420
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Marion hatte es im Leben nie leicht. Mit siebzehn wurde sie von ihrem despotischen Vater verstoßen, weil sie schwanger wurde. Zehn Jahre später schlägt das Schicksal erneut erbarmungslos zu und reißt ihre Familie auseinander. Sie muss wieder einen neuen Weg finden und weiß doch nicht, wie.

Da lernt sie zwei Männer kennen, beste Freunde, jedoch so unterschiedlich wie Feuer und Wasser. Der eine ist charmant und deutlich an ihr interessiert, der andere ein ungehobeltes Ekelpaket. Und ausgerechnet an ihn hat sie ihre Einliegerwohnung vermietet. Konflikte sind vorprogrammiert, doch dann stellt Marion fest, dass beide Männer selbst heftige Schicksalsschläge zu verarbeiten haben. Und etwas daran klingt für sie unangenehm bekannt ...

Ein Liebes- und Schicksalsroman, der ans Herz und unter die Haut geht.

Gabriele Popma ist Jahrgang 1963 und als wissenschaftliche Bibliothekarin ein alter Hase im Büchergeschäft. Bereits 1996 veröffentlichte sie ihren ersten Roman. Nach längerer Pause arbeitet sie nun wieder als Autorin. Mit ihrem niederländischen Mann lebt sie im südlichen Bayern und liebt neben dem Schreiben ihren Garten, große Stickbilder, die sie aus Zeitmangel nie beenden wird, und ihr altes Akkordeon.

1


 

Das aufdringliche Schrillen des Handys durchschnitt die Stille in dem kleinen Büroraum. Der Ton war durch die Tasche, in der es steckte, deutlich gedämpft, doch Marion zuckte heftig zusammen. Sie saß über einer komplizierten Abrechnung und wollte sich nicht ablenken lassen. Egal, wer es war, er würde sich gedulden müssen.

Ihre Kollegin Julia, die ihr gegenüber saß, lachte. »Du brauchst mal einen vernünftigen Klingelton. Nicht so eine Sirene. Gehst du nicht ran?«

Marion seufzte. Ihre Konzentration war beim Teufel, also konnte sie das Gespräch genausogut annehmen. Sie nestelte das Handy aus ihrer Handtasche, die unter dem Tisch stand, als es verstummte.

»Problem gelöst«, grinste Julia.

Marion sah auf die Nummer. Die Vorwahl stammte aus ihrem Heimatort, aber ansonsten war sie ihr unbekannt. Sie würde nach Arbeitsschluss am Mittag zurückrufen. Auch eine neue WhatsApp-Nachricht hatte sie erhalten. Sie lächelte, als sie die Zeilen ihres Mannes las. ›Meine Konferenz fällt aus. Mache heute blau und fahre gleich heim‹, hatte er vor einer Stunde geschrieben. ›Vielleicht können wir nachmittags mit Stefanie rodeln gehen oder sonst was unternehmen. Hab dich lieb.‹

Eine gute Idee. Ihre Tochter würde sich über einen unverhofften Ausflug freuen.

Als sie das Handy zurück in die Tasche steckte, klingelte das Telefon, das zwischen den Schreibtischen stand. Julia sah sie an. »Du oder ich?«

»Du. Ich hatte heute früh schon etliche Gespräche. Ich muss diese Abrechnung fertig kriegen, bevor ich gehe.« Marion drehte sich zu ihrem Computer und hörte nur noch mit halbem Ohr, wie sich Julia mit dem Namen der Versicherungsgesellschaft, für die sie arbeiteten, meldete.

»Frau Degenhart? Ja, die ist hier. Einen Moment.«

Marion seufzte. Als sie die Hand nach dem Telefonhörer ausstreckte, warf sie Julia einen fragenden Blick zu.

»Jemand vom Klinikum Fürstenfeldbruck«, raunte die Kollegin, während sie die Telefonmuschel mit der Hand abdeckte.

»Wegen einer Abrechnung?« Noch mehr Arbeit. Marion stöhnte innerlich. »Degenhart«, meldete sie sich und erwartete, mit den Versicherungsdaten eines Patienten konfrontiert zu werden. Doch dann wurde sie blass. Julia hielt in ihrer Arbeit inne und beobachtete sie. Marion umklammerte den Hörer so fest, dass ihre Fingerknöchel langsam weiß wurden.

»Was ist los?«, fragte Julia alarmiert.

»Ja, natürlich, ich komme gleich«, murmelte Marion. »Auf Wiedersehen.«

Julia stand auf und lief um ihren Schreibtisch herum. Marion hielt immer noch den Hörer in der Hand, hatte ihn aber sinken lassen. Behutsam legte Julia ihre Hand auf die Schulter der etwas älteren Kollegin. Langsam und wie aus tiefer Trance erwachend, sah Marion auf.

»Was ist passiert?«, wiederholte Julia.

»Mein Mann hatte einen Unfall.« Marions Stimme war nur ein leises Wispern.

»Einen Unfall? Mit dem Auto?«

»Ja, ich glaube schon.«

»Du glaubst?«

»Sie haben mich nur gebeten, sofort zu kommen.« Ein Schauer durchlief Marion, doch er riss sie aus ihrer Starre. Sie ließ das Telefon achtlos fallen, während sie aufsprang und nach ihrer Jacke und Tasche griff. »Ich muss sofort hin.«

Julia schüttelte den Kopf. »Ich lasse dich auf keinen Fall fahren. Du bist viel zu aufgewühlt. Ich bringe dich hin.«

»Das musst du nicht.«

»Doch, das mus